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Kosovo-Abgeordnete kritisieren Bericht des Medienbeauftragten als tendenziös

18. Mai 2004
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Pristina, 17.5.2004, KOSOVA LIVE, engl.

Der Medienausschuss des Parlaments von Kosova ist zu der Bewertung gelangt, dass der Bericht des Vorläufigen Medienbeauftragten Robert Gillette zu der Fernsehberichterstattung während der Unruhen im März tendenziös gewesen sei. Das erklärten die Abgeordneten des Kosova-Parlaments bei einer offenen Zusammenkunft mit Medienvertretern. Obgleich Gillette zu dem Treffen eingeladen war, nahm er nicht teil. Er habe an einer anderen Sitzung teilnehmen müssen und diesen Termin schon vorher vereinbart, gab er an.

Nach Ansicht von Ausschussmitglied Hajredin Kuci gibt es eine Tendenz, die Aufmerksamkeit von den tatsächlichen Entwicklungen auf etwas anderes zu lenken, sowie die Tendenz, die Fernsehsender, Zeitungen und anderen Medien zu disziplinieren.

"Wenn die Medien beschuldigt werden, bestimmte Quellen nicht zu nutzen, sind die Institutionen dafür verantwortlich, dass sie die Informationen nicht liefern. Es ist weitaus wichtiger, wer die Informationen gibt, als wer sie weiterleitet. Die Medien sollten Verantwortung vor dem Gesetz, aber keine politische Verantwortung haben. Der Bericht des Beauftragten sei tendenziös, da er (Gillette) vor der Erstellung des Berichts keinen Kontakt zu den Journalisten, deren Verbänden und den Institutionen gehabt habe.

Der Abgeordnete Bujar Dugolli, Fraktionsvorsitzender der AAK (Allianz für die Zukunft Kosovas – MD), zeigte sich zufrieden darüber, dass auf die Medien kein Druck ausgeübt worden sei, der Zusammenkunft fernzubleiben. "Der Bericht lässt den Eindruck aufkommen, dieser Sektor habe die Unruhen verursacht. Die Medien haben ihre Pflicht getan, und diejenigen, die versuchen, den Medien die Schuld zu geben, sind selbst schuldig, obgleich wir davon ausgehen, dass es falsche Berichterstattung gab. Dieser Bericht sollte zurückgezogen werden", so Dugolli.

Ein weiteres Mitglied des Parlamentspräsidiums, Hydajet Hyseni, sagte, der Bericht des Beauftragtem sei zwar tendenziös gewesen. Dennoch sollten die Medien keine sehr aggressiven Beiträge und auch keine Berichte als Selbstzweck verfassen.

"Die Medien sollten Selbstkritik üben, damit sie nicht beschuldigt werden. Es gab etwas Nationalismus und Patriotismus, und allein das ist schon kontraproduktiv", fügte Hyseni hinzu.

Er warf auch den internationalen Medien vor, tendenziöse Beiträge in einige ihrer Publikationen aufgenommen zu haben. "So hat zum Beispiel die Zeitschrift "Details" der OSZE auf ihrer Titelseite ein Foto veröffentlicht, auf dem ein albanisches Kind vor einem ausgebrannten serbischen Haus mit einer albanischen Flagge in der Hand zu sehen ist. Aufgrund der Tatsache, dass kein Rauch auf diesem Foto zu sehen ist und das Kind sehr klein ist, glaube ich nicht, dass das Foto während der Unruhen aufgenommen wurde", so Hyseni.

Der Abgeordnete Haxhi Merxha kritisierte RTK (Rundfunk und Fernsehen des Kosovo – MD), weil der Sender die Minderheitensendungen am Tag der Unruhen nicht ausgestrahlt habe. Ihm zufolge wussten die Minderheiten daher nicht, was in Kosova geschah.

Die Journalisten vertraten die Auffassung, der Bericht des Beauftragten sei tendenziös und ziele auf die Disziplinierung der Medien ab. Es bestand jedoch Einigkeit darüber, dass es auf Seiten der Medien Schlamperei gegeben habe. (MK)