Korruption in Bulgarien geht zurück
1. Juli 2002Sofia, 28.6.2002, 1023 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch
Die Nichtregierungsorganisation Koalition 2000 und das Meinungsforschungsinstitut Wituscha Research stellten in unserer Hauptstadt die Ergebnisse einer Untersuchung über die Korruption in Bulgarien im Zeitraum zwischen Januar und Mai 2002 vor. Die Untersuchung lief zum achten Mal in den letzten vier Jahren.
Unsere Landsleute reagieren auf die Bestechlichkeit in allen Bereichen unseres Leben jedes Jahr unduldsamer, stellten die Meinungsforscher fest. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass immer weniger Bulgaren bereit sind, einen Zöllner, einen Arzt oder einen Beamten zu bestechen, um ihr Problem mit der jeweiligen Behörde schneller zu lösen. Daher aber vermuten immer noch viele Menschen, dass Zöllner, Ärzte und Lehrer a priori bestechlich sind.
"In den letzten drei Jahren stellten wir fest, dass die Korruption in Bulgarien dauerhaft zurückgeht", sagt Alexandar Stojanow vom Meinungsforschungsinstitut Wituscha Research. "Das bedeutet, dass die Bulgaren immer seltener Beamte bestechen, und inzwischen nicht mehr gewillt sind, auf diesem Weg die Lösung ihres konkreten Problems zu suchen. Seit Mai vergangenen Jahres ist der Prozentsatz auf knapp sechs Prozent gesunken", sagte Alexandar Stojanow.
Dem Befragten zufolge ist die Korruption unter den Zöllnern, Ärzten und den Polizisten am meisten verbreitet. Bei der Polizei beobachtet man jedoch seit einem Jahr eine dauerhafte Tendenz des Rückgangs in der Zahl der bestechlichen Polizeibeamten. Dafür verlangen aber immer mehr Staatsanwälte und Ermittler Schmiergeld.
"Die Sorgenkinder der Korruptionsbekämpfung in Bulgarien sind laut unserer Meinungsumfrage das Gesundheitsministerium, die Nationale Krankenkasse und die Ärzte im Allgemeinen", fährt Alexandar Stojanow vom Meinungsforschungsinstitut Wituscha Research fort. "Die Privatisierungsagentur, die Zölle und die Gerichte tauchen in unseren Untersuchungen leider immer wieder auf. Sehr positiv ist die Tatsache, dass die bestechlichen Journalisten deutlich weniger sind als im vergangenen Jahr. Das erklärt auch das relativ hohe Vertrauen der Bulgaren in die Presse", sagt Alexandar Stojanow.
Überall auf der Welt werden korrupte Staatsbeamte gekündigt, ermittelt und verurteilt. In Bulgarien ist man jedoch immer noch nicht soweit. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist die fehlende Bereitschaft der Bulgaren, Ärzte und Beamte zu schmieren, um ihr Problem schneller zu lösen. Dazu wieder Alexandar Stojanow vom Meinungsforschungsinstitut Wituscha Research:
"Im Vergleich zu 1998, als wir mit unseren Untersuchungen begonnen haben, ist die Anzahl der Menschen, die versucht haben, einen Beamten zu bestehen, deutlich gesunken", sagte Alexandar Stojanow. "Andererseits stellten wir fest, dass unsere Landsleute von der Regierung erwarten, die Korruption effektiver zu bekämpfen. Man muss aber zugleich bedenken, dass die Arbeitslosigkeit und die niedrigen Einkommen der Menschen zur Korruption führen und die Maßnahmen des Kabinetts gegen die Korruption eben hier einsetzen müssen", sagte Alexandar Stojanow abschließend. (fp)