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Kommt nach der Bundestagswahl Olympia nach Deutschland?

16. Februar 2025

Eine deutsche Olympiabewerbung für die Spiele 2036 oder 2040? Sport als Staatsziel im Grundgesetz? Wird E-Sport gemeinnützig? Ein Blick in die Wahlprogramme der Parteien für die Bundestagswahl am 23. Februar.

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Olympische Ringe im Olympiapark München
Zuletzt war Deutschland 1972 in München Olympia-Gastgeber Bild: Frank May/picture alliance

Sport gilt zwar weiterhin nur als die schönste Nebensache der Welt, ist aber ausgesprochen populär. Insofern wundert es nicht, dass sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen für die Bundestagswahl am 23. Februar auch mit dem Sport beschäftigen - allerdings in unterschiedlichem Umfang.

Während SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP und Linke relativ ausführlich darauf eingehen, hält sich das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) in Sachen Sport weitgehend zurück. Im Wahlprogramm der rechtspopulistischen AfD taucht er gar nicht auf. Viele Aussagen der Parteien zum Sport sind eher allgemein gehalten, wenige konkret.

Olympische und Paralympische Spiele

CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP versprechen, eine Bewerbung Deutschlands um Olympische und Paralympische Spiele zu unterstützen. "Vorausgesetzt, sie entsprechen ökologischen, ökonomischen und humanitären Standards sowie den traditionellen Werten des Sports", schränkt die FDP ein. Die Grünen machen Vorgaben in Sachen Nachhaltigkeit. Bereits vorhandene Sportstätten müssten in die Bewerbung einbezogen und "neu zu bauende für die Öffentlichkeit nutzbar" gemacht werden.

"Diejenigen, die von der Ausrichtung der Olympischen Spiele finanziell profitieren, sollen auf die Erträge Steuern zahlen und die für Veranstaltungen üblichen kommunalen Gebühren entrichten", heißt es ferner bei den Grünen. Normalerweise lässt sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) von den Olympia-Bewerbern Steuerprivilegien zusichern.

Sportminister

Lediglich die Unionsparteien greifen die von den deutschen Sportverbänden häufig geäußerte Forderung nach einem nur für den Sport zuständigen Minister auf.

"Wir ordnen die politischen Strukturen des Sports neu, siedeln die Sportpolitik im Bundeskanzleramt an und ernennen einen Staatsminister für Sport und Ehrenamt", versprechen CDU und CSU. Bislang kümmert sich das Bundesinnenministerium mit um den Sport. 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei einem Werbetermin zur Euro 2024 mit Ball in der Hand vor dem Reichstagsgebäude in Berlin
Auch für den Sport zuständig: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)Bild: Jörg Carstensen/dpa/picture alliance

Sport als Staatsziel

"Wir wollen Sport als Staatsziel im Grundgesetz verankern, um mit der Kraft des Sports Gesundheit, soziale Teilhabe, Inklusion und Integration zu stärken", schreibt die SPD in ihrem Wahlprogramm für den 23. Februar. Damit greifen die Sozialdemokraten eine Forderung auf, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bereits seit zwei Jahrzehnten erhebt. Um das Grundgesetz, die deutsche Verfassung, entsprechend zu ändern, ist eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag nötig. Die Unterstützung der Partei "Die Linke" wäre sicher. Auch sie will den Sport als Staatsziel festschreiben.

Sportförderung

Während die bisherigen Regierungsparteien SPD und Grüne den Weg mit dem geplanten, aber noch nicht beschlossenen Sportfördergesetz fortsetzen wollen, bleibt der frühere Koalitionspartner FDP in diesem Punkt eher vage. Man wolle den Spitzensport "mit klaren Zielen und effizienten Strukturen" fördern, heißt es bei den Liberalen. Auch die Union ist in diesem Punkt eher unkonkret. "Nur mit besten Trainingsbedingungen, bester Betreuung, auch im Hinblick auf physische und mentale Gesundheit, schaffen wir einen Trendwechsel hin zu mehr Medaillen bei Großveranstaltungen", schreiben CDU und CSU.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ehrt Olympiateilnehmer und schüttelt Kugelstoß-Olympiasiegerin Yesimi Ogunleye in uniform die Hand
Viele Sportlerinnen und Sportler, wie Kugelstoß-Olympiasiegerin Yesimi Ogunleye, sind Angestellte der BundeswehrBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Sie wollen nach eigenen Worten "duale Karrieren" ausbauen, die Verbindung von Beruf und Spitzensport: "Dabei unterstützen wir neben Bundeswehr, Polizei und Zoll als Säulen im Spitzensport künftig auch Kommunen wichtige und Unternehmen."

Genderfragen im Sport

"Insbesondere die Belange von Mädchen und Frauen fördern wir gezielt mit unserer Sportpolitik, genauso haben wir die Interessen von queeren Menschen im Blick", heißt es bei den Grünen. "Zwei wichtige Mittel dazu sind das Gender Budgeting [Gleichstellung der Geschlechter über die Verteilung von Geldern in öffentlichen Haushalte fördern - Anm. d. Red.] und Equal Pay [gleiche Bezahlung von Sportlerinnen und Sportlern]." Auch für die Linke müssen Sportangebote und Sportförderung, so wörtlich, "geschlechtergerecht" sein.

In eine ganz andere Richtung gehen die Pläne des BSW. Die Partei will das seit November 2024 geltende neue Selbstbestimmungsgesetz rückgängig machen, nach dem trans-, intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen leichter ändern lassen können. Das BSW verweist in diesem Zusammenhang auch auf den Sport: "Biologische Männer, die sich als Frauen fühlen, in der Frauenkategorie antreten zu lassen, ist unfair und widerspricht dem Kerngedanken sportlichen Wettbewerbs."

Breitensport

Alle Parteien, die den Sport in ihren Wahlprogrammen erwähnen, schreiben es sich auf die Fahnen, auch den Breitensport voranbringen zu wollen, etwa indem sie Geld für die Sanierung von maroden Sportstätten zur Verfügung stellen.

Union und Linke wollen nach eigenen Angaben sicherstellen, dass alle Kinder in Deutschland nach dem Grundschulalter schwimmen können. Aktuell sind rund 20 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen Nicht-Schwimmer.

Union und FDP streben an, die "Bundesjugendspiele mit Wettbewerbscharakter" aufrechterhalten. Diese an deutschen Schulen durchgeführten Sportveranstaltungen gibt es seit 1979. 2023 hatte es eine umstrittene Reform der Bundesjugendspiele gegeben: weniger Wettkampf, mehr spielerische Elemente.

Nach dem Willen des BSW soll die Bundesregierung für alle Kinder das erste Jahr im Sportverein bezahlen, mit einem Zuschuss von bis zu 150 Euro pro Kind.

E-Sport

"E-Sport ist in Deutschland so etabliert, dass wir nun die Gemeinnützigkeit anerkennen", heißt es im Wahlprogramm der Union. Gemeinnützige Vereine genießen in Deutschland Steuervorteile. Dafür müssen die Finanzbehörden anerkannt haben, dass die Organisationen "die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos fördern", wie es im Gesetz heißt. Die "Förderung des Sports" zählt dazu.

eSports-Wettbewerb während der Computerspiel-Messe Gamescom in Köln
eSports-Wettbewerb während der Computerspiel-Messe Gamescom in Köln Bild: R. Goldmann/picture alliance

Auch Grüne und FDP kündigen an, dass sie E-SportWettkämpfe von Computerspielern, die einzeln oder in Teams gegeneinander antreten - den Status der Gemeinnützigkeit zusprechen wollen. Nach Schätzungen des nationalen Dachverbands ESBD betreiben in Deutschland rund drei Millionen vor allem junge Menschen E-Sport, es gibt rund 250 Vereine.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter