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KriminalitätKolumbien

Kolumbien: Präsidentschaftskandidat Uribe niedergeschossen

Veröffentlicht 8. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 8. Juni 2025

Zwei der drei Kugeln trafen den kolumbianischen Senator Miguel Uribe Turbay am Kopf. Sein Zustand ist kritisch. Der Mordanschlag ereignete sich während eines Wahlkampfauftritts in der Hauptstadt Bogotá.

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Miguel Uribe Turbay
Senator Miguel Uribe Turbay will 2026 bei der Präsidentschaftswahl in Kolumbien kandidieren (Archivbild) Bild: IMAGO/NurPhoto

Kolumbiens Generalstaatsanwältin Luz Adriana Camargo sagte dem Radiosender Caracol, Miguel Uribe Turbay werde intensivmedizinisch behandelt. Laut den behandelnden Ärzten des Hospitals Fundación Santa Fe in Bogotá wurde er notoperiert. Der Bürgermeister der Hauptstadt, Carlos Fernando Galán, erklärte etwas später vor Medienvertretern, der 39-jährige Politiker habe "den ersten chirurgischen Eingriff überstanden". Er befinde sich nun in den "kritischen Stunden seiner Genesung". 

Der Schusswaffenangriff erfolgte in einem Park in Bogotás Stadtteil Fontibon, wie Uribe Turbays konservative Partei Demokratisches Zentrum mitteilte. Der Politiker sei von hinten von drei Kugeln getroffen worden. Er habe zwei Verletzungen am Kopf und eine weitere am Knie erlitten, berichteten Rettungskräfte. Zwei weitere Menschen wurden laut Behördenangaben verletzt.

Menschen warten vor der Klinik, in der Miguel Uribe behandelt wird
Anhänger Uribes bangen am späten Samstagabend vor dem Krankenhaus in Bogotá um Leben des schwer verletzten Senators Bild: Raul Arboleda/AFP

In Online-Netzwerken kursieren Videos von dem Wahlkampfauftritt. Als der Senator zu den Zuschauern spricht, fallen Schüsse. Auf anderen Bildern ist zu sehen, wie mehrere Männer versuchen, den blutverschmierten Politiker zu halten.

Zwei Verdächtige festgenommen, darunter ein Minderjähriger 

Das Nachrichtenportal "Notícias Caracol" berichtete unter Berufung auf die Polizei, zwei Verdächtige, darunter ein Minderjähriger, seien noch am Tatort mit Hilfe von Anwesenden festgenommen worden. Die Schüsse soll der Minderjährige abgefeuert haben. Beide seien mit einem Motorrad vorgefahren. Zuvor hatte es geheißen, der mutmaßliche Schütze sei ein 15 Jahre alter Jugendlicher. 

Schwer bewaffnete Polizisten auf einer Straße
Polizisten sichern das Areal um das Krankenhaus Bild: Jhon Wilson Vizcaino/AP/picture alliance

Verteidigungsminister Pedro Sánchez erklärte im Onlinedienst X, die Behörden hätten eine Belohnung in Höhe von umgerechnet rund 615.000 Euro ausgesetzt für Hinweise zur Aufklärung der Tat.

"Angriff auf die Demokratie"

Die Regierung des linksgerichteten kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro verurteilte den Angriff "kategorisch und aufs Schärfste". "Diese Gewalttat ist nicht nur ein Angriff auf seine Person, sondern auch auf Demokratie, Gedankenfreiheit und die legitime Ausübung eines politischen Amtes in Kolumbien", erklärte das Präsidialamt. "Respektiert das Leben. Das ist die Rote Linie."

Forensiker sichern am Tatort Spuren
Forensiker sichern am Tatort Spuren Bild: Raul Arboleda/AFP/Getty Images

Staatschefs in Lateinamerika zeigten sich nach dem Mordanschlag entsetzt. Der chilenische Präsident Gabriel Boric sagte, es gebe keinen Platz und keine Rechtfertigung für Gewalt in einer Demokratie. Der Präsident Ecuadors, Daniel Noboa, betonte: "Wir verurteilen alle Formen von Gewalt und Intoleranz".

USA machen indirekt Kolumbiens Regierung mitverantwortlich

Ähnlich äußerten sich die Vereinigten Staaten. Die USA machten zugleich indirekt die kolumbianische Regierung um den linkspopulistischen Präsidenten für das Attentat mitverantwortlich. Außenminister Marco Rubio rief im Onlinedienst X Präsident Petro auf, seine "aufrührerische Rhetorik zurückzuschrauben und kolumbianische Politiker zu schützen".

Angesichts der Fortschritte Kolumbiens in den letzten Jahrzehnten bei der Festigung der Demokratie und Sicherheit könne sich das Land keinen Rückfall in die dunklen Zeiten politischer Gewalt leisten, erklärte Rubio weiter. 

2026 wird in Kolumbien gewählt

Uribe Turbay ist ein entschiedener Kritiker des kolumbianischen Präsidenten Petro. Er hatte im März angekündigt, dass er 2026 für das Präsidentenamt in Kolumbien kandidieren wolle.

Der Senator gehört einer Familie an, die schon länger die Politik des Landes mit geprägt hat. Sein Großvater Julio César Turbay war von 1978 bis 1982 Präsident des südamerikanischen Landes. Seine Mutter Diana Turbay war eine bekannte Journalistin, die während der Epoche des berüchtigten Drogenbosses Pablo Escobar in den 1980er und 1990er Jahren von dessen Medellin-Kartell entführt wurde. Sie starb bei einem missglückten Befreiungsversuch des Militärs 1991. Mit Ex-Präsident Álvaro Uribe, dem Chef seiner Partei Demokratisches Zentrum, ist Miguel Uribe nicht verwandt.

Seit 2022 ist Uribe Turbay Senator. Vorher war er als Kommunalpolitiker in Bogotá aktiv. 

se/haz (afp, ap, rtr, kna, epd)

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