Kenia: Festnahme nach Tod von Aktivist in Polizeigewahrsam
13. Juni 2025Nach dem Tod eines Aktivisten in Polizeigewahrsam ist in Kenia ein Polizist festgenommen worden. Gegen den Sicherheitsbeamten werde ermittelt, berichtet der TV-Sender Citizen unter Berufung auf die Behörden. Er soll verantwortlich sein für den Tod des 31-jährigen Lehrers Albert Ojwang, der am Wochenende in der Hauptstadt Nairobi an massiven Verletzungen gestorben war.
Polizisten hatten Ojwang, der sich gegen Korruption und für Meinungsfreiheit einsetzte, am Samstag im Westen des Landes festgenommen und auf die zentrale Wache in Nairobi gebracht. In der Nacht zu Sonntag wurde er mit Kopf- und Nackenverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert, wo schließlich sein Tod festgestellt wurde. Den Ärzten zufolge gehen die Verletzungen auf eine Einwirkung von außen zurück, wie Citizen weiter berichtet. Ojwang hinterlässt eine Frau und eine Tochter.
Vertuschungsversuch durch Beamte?
Die Polizei erklärte zunächst, Ojwang habe sich die Wunden selbst zugefügt. Doch am Montag wurden alle Polizisten der betreffenden Station suspendiert. Ojwang soll in einem Beitrag auf der Internetplattform X den stellvertretenden Polizeichef Eliud Lagat kritisiert haben, der daraufhin Beschwerde wegen Diffamierung einlegte. Nun steht die Frage im Raum, ob jemand den Befehl gab, den Menschenrechtler zu töten.
Seit Montag fordern Aktivisten mit Protesten in Nairobi eine Aufklärung des Falls. Präsident William Ruto, der die Polizei bisher stets verteidigt hatte, nannte den Vorfall "inakzeptabel". "Fehlverhalten und unprofessionelles Vorgehen" dürfe es nicht geben, sagte er. Bei Protesten in der Hauptstadt Nairobi war es am Donnerstag zu Ausschreitungen gekommen. Teilnehmer setzten Fahrzeuge in Brand. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Menge vor, die sich mit Ojwang solidarisierte.
Kenias Sicherheitsdiensten werden seit Jahren außergerichtliche Tötungen vorgeworfen. Präsident Ruto hat wiederholt versprochen, diese Praktiken zu beenden. Menschenrechtsgruppen werfen seiner Regierung jedoch vor, gleichfalls derartige Verbrechen der Sicherheitskräfte zu vertuschen.
jj/se (afp, epd)