Kein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit in Jugoslawien zu erwarten
16. Januar 2002Anzeige
Köln, 16.1.2002, DW-radio/Serbisch
In einem Interview für DW-radio sprachen wir mit Mirosinka Dinkic, Leiterin der Abteilung für Sozialpolitik des Instituts G17-Plus in Belgrad. In Bezug auf die sozialen Aspekte der Transition fragten wir, ob sie dazu führen könnten, dass die Bevölkerung die Reformen aufgibt. Weitere Themen waren die Arbeitslosenzahlen und ob sie dieses Jahr weiter steigen werden. Eine weitere Frage war, wie die "soziale Bombe" aufgefangen werden könnte.
Frage
: Die Transition besteht aus einem sozialen Schock, der durch den Arbeitsplatzverlust hervorgerufen wird. Inwiefern können solche Ereignisse dazu beitragen, dass einfache Leute von den Reformen enttäuscht sind?Antwort
: Nun, ich glaube, dass sie nicht dazu beitragen, da wir letztes Jahr bereits einiges unternommen haben und es nun schwierig ist, zurückzukehren. Selbstverständlich ist vorsätzliches Verschleppen immer möglich, allerdings glaube ich, dass die Mehrheit der Menschen hier in Jugoslawien in den vergangenen zehn Jahren so viel gelitten hat, dass sie die Reformen letztendlich unterstützen. Laut einer Umfrage, die unser Institut letztes Jahr durchgeführt hat, sind sie nicht sichtbar zufrieden. Dies bedeutet, sie bemerken noch keine deutlich Verbesserung des Lebensstandards, da er sehr niedrig war. Sie unterstützen jedoch die Reformen zu einem sehr hohen Prozentsatz von fast 70 Prozent. Demnach bin ich mir sicher, dass die Reformen nicht aufgehalten werden können.Frage
: Mirosinka Dinkic beantwortete uns auch die Frage, wie hoch die Arbeitslosenquote in Serbien ist und ob ihrer Einschätzung nach die Quote dieses Jahr noch steigen wird.Antwort
: In Serbien, das heißt ohne das Kosovo, sind fast 800 000 Menschen arbeitslos gemeldet. Sie sind also arbeitssuchend. Diese Zahl war allerdings auch vor dem 5. Oktober hoch. Demnach ist die Quote in letzter Zeit etwas gestiegen. Wir haben bislang jedoch nicht viel umstrukturiert. Wir beginnen erst mit diesem Verfahren. Und es wird natürlich erwartet, dass die Arbeitslosigkeit doch noch weitersteigt. Die Angaben zeigen allerdings, dass auch die Arbeitslosen zwischenzeitlich Anstellungen fanden. Daher können wir dies nicht statisch betrachten. Die Quote bleibt da gleich, dann kommen noch weitere Entlassungen hinzu... Dies ist ein Prozess. Unternehmen werden umstrukturiert, Banken werden umstrukturiert, neue Banken, neue Unternehmen werden gegründet. Ein Teil der Menschen werden vom Arbeitsamt und aus den umstrukturierten Firmen in den neuen Firmen beschäftigt. Das heißt, dies ist ein Prozess. Und ich erwarte nicht, dass die Arbeitslosenquote, die real bei 25 bis 30 Prozent liegt, viel höher wird als bislang.Frage
: Nichts desto trotz ist dies eine potentielle soziale Bombe. Wie kann sie aufgefangen werden?Antwort
: Diese Regierung hat diesmal tatsächlich ein Sozialprogramm erstellt, wobei das Problem der Arbeitslosigkeit gelöst werden soll. Und dies ist wirklich eine großartige Sache. Denn wir alle können beruhigt sein. Falls wir zufällig arbeitslos werden, können wir den Zeitraum, bis wir eine neue Beschäftigung finden, überbrücken, weil die Regierung dazu bereit sein wird, unseren Bedarf zu finanzieren. Was die finanzielle Seite anbelangt, glaube ich, dass die Menschen nichts zu befürchten haben. Und es ist in ihrem Interesse, dass dieses Verfahren so schnell wie möglich abgewickelt wird und dass baldmöglichst kranke Strukturen aufgehoben und wir zu einer gesunden Wirtschaft, zu gesunden Unternehmen und zu gesunden Banken gelangen. Und dann können wir tatsächlich auf höhere Löhne hoffen und sicher sein, dass wir einen Arbeitsplatz haben werden. Anders geht es nicht. Wenn wir diese Strukturen behalten, dass wir offiziell beschäftigt sind, da haben wir gesehen, dass dies zu nichts führt. Daher besteht unsere einzige Hoffnung darin, alles, was nicht gut ist, zu beseitigen, um etwas Neues zu schaffen, was gut sein wird. (md)Anzeige