Kein Platz für Studenten
An der Universität Köln tut sich etwas: Ein neues Gebäude wird gebaut. Und wenn dieses fertig ist, werden auch in den übrigen Gebäuden wieder Räume frei. Gebrauchen könnte man diese gut - das finden jedenfalls die Studenten der Universität. Zu oft müssen sie in den überfüllten Hörsälen auf dem Boden sitzen.
Eigentlich hat die Uni Köln nur Platz für 20 000 Studierende - für das Wintersemester 2010/2011 schrieben sich aber über 42 000 Studierende ein. Das führt dazu, dass in manchen Fächern ein Professor 100 Studenten betreuen muss. Ein Student beschwert sich über die Situation in den Hörsälen: "Die ersten ein, zwei Monate sind brechend voll, jetzt schon." Die Situation wird in den nächsten Semestern nicht besser, wenn der doppelte Abiturjahrgang an die Universitäten stürmt.
Schneller zum Studium, schneller zum Beruf - das war die Idee hinter der Verkürzung der Schulzeit von 13 auf 12 Jahre. Mittlerweile ist das in allen deutschen Bundesländern die Regelschulzeit bis zum Abitur. Das Problem: Zwei Jahrgänge von Schülern werden gleichzeitig mit dem Abitur fertig und wollen an die Universitäten. Bis 2015 werden deshalb deutschlandweit bis zu 275 000 zusätzliche Studienanfänger erwartet.
Ob sich die Situation der Universitäten nach 2015 wieder bessern wird, ist unklar. Die Tatsache, dass die Nordrhein-Westfälische Landesregierung die Studiengebühren wieder abschaffen möchte, erfüllt jedenfalls die Hochschulleitung der Universität Köln mit Sorgen. Denn bisher konnte man das zusätzliche Geld für die Verbesserung der Studienbedingungen einsetzen. Weniger Geld, mehr Studenten: Die Universitäten dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.
Glossar
Ansturm, der - die Tatsache, dass viele Menschen zur gleichen Zeit das Gleiche machen wollen; der Andrang
Hörsaal, der - der große Raum einer Universität, in dem Veranstaltungen stattfinden
Abiturjahrgang, der - alle Schüler eines Schuljahres, die einen Schulabschluss am Gymnasium erreicht haben, um an der Universität studieren zu dürfen
Zuwachs, der - der Anstieg; die Vermehrung
es tut sich etwas - es passiert etwas; es verändert sich etwas
überfüllt - so, dass kein Platz mehr da ist; zu voll
Semester, das - das Studienhalbjahr (ein Studienjahr dauert zwei Semester; es gibt ein Wintersemester und ein Sommersemester)
sich einschreiben - hier: sich als Student an der Universität anmelden
jemanden betreuen - sich um jemanden kümmern
brechend voll - umgangssprachlich für: sehr voll
Regelschulzeit, die - hier: die Anzahl der Schuljahre, die normalerweise benötigt wird, um das Abitur zu bekommen
Landesregierung, die - die Regierung eines deutschen Bundeslandes
Studiengebühren, die - das Geld, das ein Student bezahlen muss, um studieren zu dürfen (nicht alle deutschen Bundesländer haben Studiengebühren)
etwas abschaffen - dafür sorgen, dass etwas nicht mehr existiert
Anfänger/in, der/die - hier: jemand, der neu ist; jemand, der gerade mit etwas begonnen hat
etwas erfüllt jemanden mit Sorgen - jemand macht sich wegen etwas Sorgen
Geld für etwas einsetzen - Geld für etwas ausgeben
Fragen zum Text
1. Die Studenten der Universität Köln beschweren sich über …
a) zu viele Gebäude.
b) zu wenige Veranstaltungen.
c) zu volle Hörsäle.
2. In Deutschland wurde die Regelschulzeit verkürzt, damit …
a) Studenten besser betreut werden können.
b) Schüler und Studenten schneller ins Berufleben einsteigen.
c) es weniger Studenten an den Universitäten gibt.
3. Universitäten verwenden Studiengebühren, um …
a) die Studiensituation zu verbessern.
b) die Regelstudienzeit zu verkürzen.
c) das Studium schwerer zu machen.
4. Ergänzen Sie den Satz: "Bis 2015 wird es einen starken … an den Universitäten geben."
a) Semester
b) Jahrgang
c) Zuwachs
5. Welches Wort passt nicht? "Weil es immer mehr Studenten gibt, sind die Hörsäle meist …"
a) erfüllt.
b) überfüllt
c) brechend voll.
Arbeitsauftrag
Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Semester an einer deutschen Universität studieren. Entwerfen Sie ein kurzes Schreiben, in dem Sie sich um einen Studienplatz bewerben. Begründen Sie, warum Sie sich für ein Studium in Deutschland entschieden haben und nennen Sie Gründe, warum gerade Sie der richtige für den Studienplatz sind.
Autor: Michael Gessat/Lukas Völkel
Redaktion: Shirin Kasraeian