Katar vermittelt in der Kongo-Krise - mit Erfolg?
21. März 2025Katar vermittelt Friedensgespräche zur Beendigung des Konflikts zwischen der von Ruanda unterstützten Rebellengruppe M23 und der kongolesischen Armee im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK).
Der ruandische Präsident Paul Kagame und sein kongolesischer Amtskollege Felix Tshisekedi trafen sich am Dienstag mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, in der katarischen Hauptstadt Doha.
Laut einer gemeinsamen Erklärung, die das katarische Außenministerium nach den Gesprächen veröffentlichte, bekräftigten die beiden afrikanischen Präsidenten ihr Engagement für einen "sofortigen und bedingungslosen" Waffenstillstand. Allerdings blieb offen, wie dieser Waffenstillstand umgesetzt oder überwacht werden sollte - es wurden keine unmittelbaren Beschlüsse bekanntgegeben.
Es war das erste Treffen, bei dem sich beide Präsidenten an den Verhandlungstisch setzten, seit die M23-Rebellen Anfang des Jahres die wichtigen ostkongolesischen Städte Goma und Bukavu eingenommen hatten.
Katar übernimmt die Rolle des Konfliktvermittlers
Frühere Friedensbemühungen der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) seien gescheitert, sagt Beverly Ochieng, Mitarbeiterin im Afrika-Programm des Center for Strategic and International Studies (CSIS). Und in Folge auch alle anvisierten Waffenstillstandsvereinbarungen - noch bevor diese überhaupt in Kraft getreten seien. "Die Beteiligung Katars kommt überraschend", sagt Ochieng zur DW. "Aber es gibt viele Präzedenzfälle für die Beteiligung Katars an Friedensinitiativen oder Dialoginitiativen - einige davon auch auf dem Kontinent."
Ochieng weist darauf hin, dass Katar eine gute Erfolgsbilanz bei der Vermittlung von Friedensabkommen vorzuweisen habe. Die von Katar vermittelten Gespräche zwischen den tschadischen Rebellen und der tschadischen Übergangsregierung etwa hätten zu einer "Befriedung der Rebellenkämpfe" geführt.
Die Sicherheitsexpertin verweist auch auf den Erfolg von Doha als langjährige Vermittlungsinstanz in Afghanistan. "Angesichts der Tatsache, dass Ruanda wegen des Konflikts im östlichen Teil der DR Kongo mit internationalen Sanktionen belegt ist, könnte hiervon ein großer Impuls für die regionale Stabilität ausgehen. Das Risiko von Reputationsverlusten wäre gering. Das könnte einer der Gründe sein, warum Katar versucht, Verhandlungen zwischen Tshisekedi und Kagame zu vermitteln."
Regionale Stabilität und wirtschaftliche Bindungen
Die Sprecherin des Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Tina Salama, sagte auf X, die Gespräche seien von Al Thani initiiert worden. Sie beschrieb die Nation am Persischen Golf als "strategischen Verbündeten der beiden Länder" im zentralen Afrika.
Aufgrund seiner umfangreichen Investitionen ist Katar ein wichtiger strategischer Partner für Ruanda. Qatar Airlines hält fast die Hälfte der Anteile an der staatlichen ruandischen Fluggesellschaft RwandAir und ist zu 60 Prozent am internationalen Flughafen Bugesera beteiligt, der vor Ruandas Hauptstadt Kigali liegt. RwandAir und Qatar Air haben ein Abkommen für Direktflüge zwischen Kigali und Doha unterzeichnet, um die Beziehungen zu stärken.
Das Interesse an Ruanda ist Teil der umfassenden Wachstumsstrategie von Katar: "Katar ist ein kleines Land im Nahen Osten, das sich auf der internationalen Bühne behaupten will", sagt Yvon Muya Cimanga von der School of Conflict Studies an der kanadischen Universität Saint Paul im DW-Interview. Um die angestrebten Ziele zu erreichen, würden beide Regierungen Strategien im Bereich von Politik, Sport, Diplomatie und Wirtschaft verfolgen.
Investitionen in Flughäfen
Erdöl und Erdgas sind die Eckpfeiler der katarischen Wirtschaft und machen mehr als 70 Prozent der gesamten Staatseinnahmen aus. Der Staat am Persischen Golf verfügt über die drittgrößten nachgewiesenen Erdgasreserven der Welt und ist der drittgrößte Exporteur des Rohstoffs.
"Das Land ist jedoch bestrebt, seine Wirtschaft zu diversifizieren, und die Region der Großen Seen in Afrika mit ihren zahlreichen Bodenschätzen stellt zweifellos auch eine Chance für die Monarchie dar", so Muya gegenüber der DW. "Die Strategie von Doha in der Region scheint auf Investitionen zu setzen. Sie investieren in Infrastrukturprojekte, um Flughäfen und Häfen zu modernisieren."
Die bilateralen Beziehungen zu Ruanda sind seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 2017 stetig gewachsen. Die beiden Länder sind durch mehrere Abkommen und Absichtserklärungen verbunden, die die Bereiche Handel, Luftfahrt und Landwirtschaft umfassen. Katar beabsichtigt jedoch, auch seine wirtschaftlichen Beziehungen zur Demokratischen Republik Kongo zu stärken: Im vergangenen Jahr kündigte Qatar Airways die Ausweitung seines Streckennetzes auf die kongolesische Hauptstadt Kinshasa an, was höhere Flugfrequenzen und eine bessere Anbindung von Angolas Hauptstadt Luanda und anderen Regionen bedeuten würde.
Der erste Flug von Doha nach Kinshasa landete schließlich am 1. Juni 2024 auf Kinshasas internationalem Flughafen Ndjili. Ein symbolischer Schritt, der die geschäftlichen und kulturellen Beziehungen beider Länder stärken könnte.
Partnerschaft - ein Instrument zur Aufnahme von Gesprächen
Für Muya ist die Vermittlung Katars im Friedensprozess im Osten der DRK letztendlich doch nicht so überraschend. "Sie lässt sich durch die engen Beziehungen erklären, die sich in den letzten Jahren zwischen der Monarchie und den beiden Konfliktländern entwickelt haben", sagt der Forscher.
Der angolanische Präsident Joao Lourenco, Vorsitzender der Afrikanischen Union und Friedensvermittler im DRK-Konflikt, drängt unterdessen auf direkte Gespräche zwischen Kinshasa und der Rebellengruppe M23. Nach den Gesprächen am Dienstag erklärte das Büro des ruandischen Präsidenten auf X, die Staatschefs hätten "auch die dringende Notwendigkeit eines direkten politischen Dialogs mit der AFC/ M23 erörtert, um die Ursachen des Konflikts im Osten der Demokratischen Republik Kongo anzugehen".
Druck auf Kagame "zeigt Wirkung"
Das Treffen der beiden Staatsoberhäupter fand statt, nachdem ein früherer Versuch, die Regierung der DR Kongo und die M23-Rebellen zu Friedensgesprächen zusammenzubringen, gescheitert war. Die Rebellen zogen sich am Montag aus Verhandlungen zurück, kurz nachdem die Europäische Union Sanktionen gegen ihre Führung angekündigt hatte.
Laut Muya versuchen die M23 und ihr Unterstützer Ruanda so viel Boden wie möglich zu gewinnen, bevor sie in Kinshasa einen ernsthaften Dialog aufnehmen. Kagames neue Verhandlungsbereitschaft deute darauf hin, dass der zunehmende internationale Druck bereits Wirkung zeige, betont Muya.
Auch Analystin Ochieng erkennt einen Fortschritt. Dass Tshisekedi und Kagame sich überhaupt getroffen haben, ist für sie ungeachtet der bisher schwammigen Ergebnisse ein "sehr symbolischer" Akt.
Adapiert aus dem Englischen.