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Karneval als Milliardenmarkt: Wirtschaftsfaktor weltweit

Tobias Käufer
27. Februar 2025

In Rio de Janeiro, New Orleans und Köln wird nicht nur gefeiert - der Karneval sorgt für Milliardenumsätze und stärkt die lokale Wirtschaft.

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Karneval & Religion in Rio de Janeiro
Ein Samba-Umzug im Sambódromo von Rio de Janeiro während des Karnevals 2022Bild: Tobias Käufer/DW

Man spricht in Rio de Janeiro von der "größten Show der Welt", wenn an den Karnevalstagen Tausende Tänzerinnen und Tänzer, durch das "Sambódromo"-Stadion ziehen. Hinzu kommen noch die Straßenfeste, sogenannte "Blocos", bei denen Millionen von Menschen feiern.  

Nach Angaben der Stadt Rio de Janeiro sind schätzungsweise etwa sieben Millionen Menschen an den Karnevalstagen unterwegs - und die geben eine Menge Geld aus. Karneval ist in Rio de Janeiro nicht nur ein kultureller, sondern auch wirtschaftlicher Ausnahmezustand. 

Millionen Steuereinnahmen 

Künstliche Federn, bunte Röcke oder Masken: Wer an den Tagen vor Karneval durch Rio de Janeiro schlendert, kommt an den vielen Verkaufsständen voller Karnevalaccessoires nicht vorbei. "Die Leute kaufen meistens spontan auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule etwas ein", erzählt die Verkäuferin Mariele an ihrem Karnevalsstand der DW.   

Eine Verkäuferin hat blaue Federn in der Hand und steht an ihrem Verkaufsstand. Eine Frau steht auf der anderen Seite des Verkaufsstands und schaut sich die Artikel an.
Eine Verkäuferin verkauft wie viele andere in Rio de Janeiro bunte KarnevalaccessoiresBild: Tobias Käufer/DW

Brasilien verdient eine Menge durch den Karneval. Laut Rio de Janeiros Stadtverwaltung betrug der Umsatz  durch den Karneval 2024 fast 830 Millionen Euro. Schätzungen zufolge wird ganz Brasilien 2025 landesweit etwa 2 Milliarden Euro mit dem Karneval einnehmen, so die Nationale Vereinigung für den Handel mit Waren, Dienstleistungen und Tourismus (CNC). 

Lokale Wirtschaft profitiert

New Orleans, die Südstaatenmetropole im Bundesstaat Louisiana, gilt als die Karnevalshochburg in den USA. Zwei Wochen dauert hier das Spektakel und findet seinen Höhepunkt am Mardi Gras, dem "fetten Dienstag". Tagelang ziehen zahlreiche Gruppen bei Paraden durch die bunt dekorierten Straßen der Altstadt. Die vielen Feiernden tragen bunte Plastik-Perlenketten um den Hals, die von den Umzugswagen geworfen werden.  

USA New Orleans | Karneval 2024 | Mardi Gras Parade
Feiernde schauen sich eine Parade an und tragen bunte Perlenketten, die typisch für den Karneval in New Orleans sindBild: CHANDAN KHANNA/AFP/Getty Images

Nicht nur die vielen Besucher haben dabei eine gute Zeit. Vor allem die Kreativ- und Kulturschaffenden und die lokale Wirtschaft sowie Tausende von lokalen Kleinunternehmen profitieren hier vom Karneval. "Diese wirtschaftliche Aktivität wiederum sichert Zehntausende von Arbeitsplätzen", so James Reiss III und Elroy James, die Co-Vorsitzenden des Mardi Gras Advisory Council von New Orleans. 

Die Stadtverwaltung von New Orleans gab an, sie hätten für das Jahr 2023 insgesamt 850 Millionen Euro Umsatz gemacht.

Lange Karnevalszeit

Auch das Institut der deutschen Wirtschaft beobachtet seit Jahren die Wirtschaftskraft des Karnevals in Deutschland.  

Hier dauert die Karnevalssession mehrere Monate. Der traditionelle Start ist am 11.11 um 11:11 Uhr. Über mehrere Wochen hinweg gibt es Karnevalsveranstaltungen, bei denen Bands, Comedians sowie traditionelle Karnevals- und Tanzgruppen auftreten. Der Höhepunkt ist der Straßenkarneval, bei dem es Karnevalsumzüge gibt und auf den Straßen gefeiert wird. Der Startschuss fällt am Donnerstag vor Aschermittwoch, und das Ende markiert der Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch. Der Karneval in Deutschland bietet also eine ziemlich lange Zeit, um Geld zu verdienen. 

Deutschland Köln | Polizeipräsenz | Auftakt Karneval
Unzählige Menschen feiern den Beginn der Karnevalssession am 11.11 in KölnBild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

Der Umsatz in ganz Deutschland für die Karnevalssession 2024/2025 beträgt bisher mehr als 2 Milliarden Euro, laut eines Berichts des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Den höchsten Umsatz hat dabei die Gastronomie mit knapp 925 Millionen Euro gemacht, gefolgt vom Einzelhandel mit 449 Millionen Euro, dem Transport mit 322 Millionen Euro und zuletzt den Hotelübernachtungen mit 240 Millionen Euro. 

Mehr als nur Wirtschaft

Das bunte Treiben auf die reinen Wirtschaftsdaten zu beschränken, würde den Feierlichkeiten allerdings nicht gerecht. "Köln steht weltweit für den Dom, den Rhein und eben auch für den Karneval. Dabei verstehen wir Kölnerinnen und Kölner den Karneval nicht als Event, sondern als Bestandteil der kölner Kultur und als Ausdruck unseres Lebensgefühls", sagt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker der DW. Das stehe über allem, auch wenn der Karneval ein Wirtschaftsfaktor sei. "Gerade in schwierigen Zeiten, in denen Kräfte im In- und Ausland versuchen, die Gesellschaft zu spalten und die Demokratie in Frage zu stellen, leistet der Karneval einen wichtigen Beitrag, den sozialen Zusammenhalt zu stärken", so die Oberbürgermeisterin.  

Ähnlich sieht es auch der IW-Direktor Michael Hüther und erklärt der DW: "Nicht zu unterschätzen ist auch die psychologische Wirkung der fünften Jahreszeit. Denn Karneval steht für Zusammenhalt und Zuversicht. Werte, die wir in Zeiten globaler Krisen und Unsicherheiten mehr denn je brauchen."