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Künftiger Status von RADIO JUGOSLAWIEN ungewiss

16. Dezember 2003

– Schicksal des Senders an Staatengemeinschaft Serbien-Montenegro gebunden

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Belgrad, 16.12.2003, POLITIKA, serb.

"Radio Jugoslawien", RJ, oder vielmehr der Kurzwellensender, der bereits seit 67 Jahren die Weltöffentlichkeit und die Diaspora informiert, hat sich dieser Tage an die Öffentlichkeit gewandt. Die Mitarbeiter wiesen auf die "dramatische Lage" des Senders hin, die sie als Folge des verantwortungslosen Handelns der zuständigen Organe ansehen. Diese hätten es bislang versäumt, sich zu dem Status des bis vor Kurzem noch bundesstaatlichen Senders zu äußern. Ein eindeutiger Beweis dafür, wie wenig sich die Zuständigen mit diesem Medienhaus befassen, sei, dass die Beschäftigten erst kürzlich ihre August-Gehälter erhalten hätten.

Igor Mladenovic, stellvertretender Direktor von "Radio Jugoslawien", sagte, "wir sind unserer Funktion nach ebenso ein Kurzwellensender wie beispielsweise der "BBC International Service", "Voice of America" oder die "Deutsche Welle". Genauer gesagt, gibt es kein Land in Europa ohne einen Rundfunksender, über den es sich der ausländischen Öffentlichkeit vorstellt. Allerdings haben in den vergangenen zwei Jahren die zuständigen Stellen weder zu unserem Status noch zu unserem Fortbestehen Stellung bezogen. Nach der Konstituierung der Staatengemeinschaft [Serbien und Montenegro] haben sich die Probleme lediglich zugespitzt".

Ein Sender, der seinerzeit aus dem Bundesbudget finanziert wurde – wie es auch international bei solchen Rundfunkanstalten üblich ist – befinde sich seit der Gründung der Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro in einer äußerst unbestimmten Lage. Slobodan Orlic, Leiter der Informationsdirektion, habe bereits anfangs darauf bestanden, dass RJ fortbestehe und auch künftig über das Budget finanziert werde. Mladenovic zufolge hat dies nicht ausgereicht, denn im "Ministerrat haben Minister häufig eine Statuslösung für RJ und seine Finanzierung verzögert oder vertagt". Zu einem Zeitpunkt, als eine offizielle Antwort ausblieb, erreichten die Mitarbeiter dieses Senders Geschichten aus verschiedenen Quellen. Demnach verträten einige serbische Minister die Ansicht, ein Kurzwellensender sei auch nicht notwendig.

Den künftigen Status der ehemaligen Bundesinstitution sollte der Logik nach der Ministerrat lösen. Bei dem Kurzwellensender heißt es, "Montenegro bezieht einen eindeutigen Standpunkt und vertritt die Ansicht, dass "Radio Jugoslawien fortbestehen muss". Das Problem besteht indes in der Teilung der Zuständigkeiten beziehungsweise in der Finanzierung der gemeinsamen Institutionen der Staatengemeinschaft. Dabei wird vorwiegend nach der Regel gehandelt, jedes Mitglied der Staatengemeinschaft finanziert die Institutionen, die sich auf ihrem Territorium befinden. Da nun RJ in Belgrad angesiedelt ist, geht daraus hervor, dass seine Arbeit aus dem Budget Serbiens bestritten werden müsste.

Die Direktorin von RJ, Milena Jokic, sagte, "die Zukunft dieses Hauses hängt von der Zukunft der Staatengemeinschaft ab. Wenn diese Gemeinschaft anfängt zu funktionieren und fortbesteht, dann ist es das normalste auf der Welt, dass sie auch ein gemeinsames elektronisches Medium hat, denn darüber verfügt jeder Staat und all diese Medienhäuser werden aus dem Budget finanziert. Wir senden 12,5 Stunden in 13 Sprachen, indes sendet Albanien täglich 34 Stunden, Kroatien 74 und Rumänien 200 Stunden auf mehreren Frequenzen auf Kurzwelle. Einige Minister sagen allerdings – was wollt ihr mit der Kurzwelle, wenn es Satelliten gibt? Zugegeben, weltweit wird über Satellit gesendet, aber auch über Kurzwelle, denn dies ist auch weiterhin die günstigste Kommunikationsform auf weite Entfernung. Auf diese Weise wird ein Programm gesendet, das in allen Erdteilen zu hören ist und dafür zahlen Sie nur die Stromkosten".

Dieses Haus finanziert sich zurzeit über so genannte Budget-Raten von insgesamt 3,7 Millionen Dinar (etwa 52 190 Euro – MD) monatlich. Auch wenn 70 Prozent der Beschäftigten Hochschulabsolventen sind – darunter auch Spitzenübersetzer – übersteigt das Durchschnittseinkommen nicht 10 500 Dinar (rund 150 Euro – MD) und wird nur gelegentlich ausgezahlt. (md)