Jetziger Geheimdienstchef soll Entführung von Ermittlern im Skandal um die Hercegovacka Banka organisiert haben
7. Mai 2003Köln, 6.5.2003, DW-radio / Bosnisch, Mustafa Alendar
Am 6. April 2001 haben Ermittler des Geheimdienstes der bosnischen Kroaten SNS und Schläger der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) einige Ermittler gekidnappt, die in der Hercegovacka Banka in Mostar und in ihren Filialen in der Westherzegowina damit begonnen hatten, Informationen über die illegalen Tätigkeiten dieser Bank zusammenzutragen. Die Hercegovacka Banka wurde seinerzeit von der internationalen Gemeinschaft bezichtigt, der HDZ als Mittel zum Erreichen des - kroatischen - Separatismus zu dienen. Mit den Geiselnahmen erpressten sie die internationale Gemeinschaft und lokale Institutionen, die damit beauftragt wurden, kompromittierende Materialien herauszugeben.
Der erste Leiter des ersten gemeinsamen Geheimdienstes der Kroaten und Muslime nach dem Abschluss des Dayton-Abkommens wird jetzt verdächtigt, einer der Organisatoren oder sogar der Hauptorganisator dieser Geiselnahme in der Hercegovacka Banka gewesen zu sein. War die Ernennung von Ivica Vuksic ein schmerzhafter Kompromiss, den die SDP (Sozialdemokratische Partei – MD) geschlossen hat, um in ihrem letzten Mandat wenigstens irgendeinen gemeinsamen Geheimdienst zu schaffen? Das behaupten einige Medien. Sicherlich gab es einige personalpolitische Fehlschüsse, sagte Nermin Niksic, ein sozialdemokratischer Abgeordneter im föderalen Parlament, gegenüber den lokalen Medien, aber:
"Die SDP hat niemanden ausgetauscht, um diesen Vuksic zu bekommen, sondern die SDP hat zwei Geheimdienste vereinigt, die zuvor als parallele Dienste funktioniert hatten, als paralleles System... Jetzt hat die SDP einen Dienst geschaffen und dessen Führungen wurden vom Parlament ernannt."
Die Entwicklungen um die Hercegovacka Banka wurden auf Bitte der internationalen Gemeinschaft geheim gehalten, da die SFOR nicht in der Lage war, die ganze Aktion sicher durchzuführen. Mittlerweile fängt auch die HDZ an, ihre Hände zu waschen. Der jetzige Präsident der Föderation Niko Lozancic verlangte vom Premier der Föderation Ahmet Hadzipasic und seinen Stellvertretern Dragan Vrankic und Gavrilo Grahovac die umgehende Absetzung des Direktors des Geheimdienstes Ivica Vuksic und des Direktors der föderalen Polizei Zlatko Miletic. Mehrere Quellen behaupten, dass Niko Lozancic in einem Brief an die Regierung den Leitern der Geheimdienste sein Vertrauen entzogen hat und sie beschuldigte, die demokratisch gewählte Regierung nicht unterstützt zu haben. Er sorge sich um die Sicherheit der Regierung. (MK)