IWF gewährt Jugoslawien neuen Kredit
15. Mai 2002Belgrad, 14.5.2002, RADIO JUGOSLAWIEN, deutsch
Der Entschluss des Internationalen Währungsfonds, Jugoslawien einen neuen Kredit von 825 Millionen Dollar zu gewähren, hat für große Publizität in den jugoslawischen Medien gesorgt. "Standby von 825 Millionen Dollar", "Vertrauen in unser ökonomisches Programm", "Dinar wird in Kürze konvertiert", sind nur einige der zahlreichen Titel, unter denen die jugoslawische Presse über das Standby- Arrangement, das der Internationale Währungsfonds Jugoslawien bewilligt hat, berichtet.
Die Tageszeitung "Politika" zitiert die Einschätzung des Vize-Präsidenten der Bundesregierung Miroljub Labus, die Bewilligung dieses Kredits sei die Nachricht des Jahres vom Gesichtspunkt internationaler Wirtschaftsverhältnisse gesehen, da von der Unterstützung des Internationalen Währungsfonds auch das Rating eines Landes in den internationalen Wirtschaftskreisen abhängig sei. Dies sei auch Bestätigung dafür, so Labus, dass Jugoslawien seine finanziellen und politischen Verpflichtungen erfülle. Die Zeitungen bringen die Einschätzung des Gouverneurs der jugoslawischen Nationalbank Mladjan Dinkic, Jugoslawien sei mit diesem Kredit von der Krisen- zur Langfristfinanzierung übergegangen.
Die Belgrader Tageszeitung betont die Einschätzung des Gouverneurs Dinkic, der Internationale Währungsfonds gab mit diesem Schritt allen potentiellen Investoren zur Kenntnis, Jugoslawien sei ein auf makroökonomischem Gebiet ein stabiles Land mit festen Devisenreserven und ausgeglichener Zahlungsbilanz, so dass Investieren in Jugoslawien kein großes Risiko mehr darstelle. Nun sei die Regierung am Zuge, die diese makroökonomische Stabilität in die Stabilität auf dem Mikroplan umwandeln sollte. Dies bedeute, dass die Wirkungen der jugoslawischen Position in den Augen internationaler Finanzinstitutionen auch die einfachen Bürger bald zu spüren bekommen durch Lebensstandarderhöhung, so Dinkic.
Das Tagesblatt "Danas" meint aber nicht, dass die einfachen Bürger so schnell bessere Zeiten erwarten können. Dies deutete der serbische Premierminister Zoran Djindjic an in seiner Erklärung, die serbische Regierung habe kein Sozialprogramm, da für seine Umsetzung zehn bis 15 Milliarden Dollar benötigt werden. Diese Summen seien unerreichbar auch in anderen Ländern in Transition, die weit besser beim Internationalen Währungsfonds und bei der Weltbank abschneiden, so die Einschätzung dieser Tageszeitung. Das Geld für Versorgung des überschüssigen Personals sei Transitionsaufwand, der von den internationalen Finanzinstitutionen nicht anerkannt wird. Deswegen sei ganz gewiss, dass das Geld nicht für alle zugrundegegangenen Unternehmen und alle überschüssigen Arbeiter reiche. Das gibt all denjenigen Recht, die davor warnen, dass die Türen der Transition in Serbien nicht einmal geöffnet worden sind und dass, wenn man über die Schwelle geht, neue unangenehme Versuchungen warten. (...) (fp)