Israel sperrt Korridor wegen nicht freigelassener Geisel
26. Januar 2025Angesichts der verhinderten Rückkehr tausender Palästinenser in ihre Heimatorte im Norden des Gazastreifens hat die Hamas Israel einen Verstoß gegen das Abkommen zur Waffenruhe im Gazastreifen vorgeworfen. "Die Hamas macht Israel verantwortlich für die Verzögerung bei der Umsetzung der Vereinbarung", erklärte die radikal-islamische Palästinenserorganisation mit Blick auf die seit dem 19. Januar geltende Vereinbarung für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung israelischer Geiseln.
Israel: Arbel Yehoud sollte mit Soldatinnen freikommen
Am Samstag hatte die Hamas vier israelische Frauen freigelassen, im Gegenzug kamen 200 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei. Die jungen Soldatinnen waren bei dem Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt worden, als sie gerade ihren Wehrdienst leisteten. Die Hamas wird von zahlreichen Staaten als Terrororganisation gelistet.
Nach israelischer Darstellung hätte aber die israelische Zivilistin Arbel Yehoud aus der Geiselhaft freikommen müssen. Weil dies nicht geschah, warfen die israelische Armee und auch Regierungschef Benjamin Netanjahu der Hamas einen Verstoß gegen die Waffenruhe-Vereinbarung vor. Als weiteren Verstoß nannte Netanjahus Büro, dass die Hamas "die detaillierte Liste mit dem Status aller Geiseln" nicht vorgelegt habe.
Hamas: Es warten Zehntausende
Israel erklärte als Konsequenz aus der nicht erfolgten Freilassung von Yehud, die Armee werde sich vorerst nicht vom sogenannten Netzarim-Korridor zurückziehen - einer sieben Kilometer langen Verbindung in der Mitte des Gazastreifens, die den Norden vom Süden des Küstenstreifens trennt. In der Folge konnten zahlreiche Palästinenser zunächst nicht in ihre Heimatorte im Norden des Gazastreifens zurückkehren.
Korrespondenten in der Gegend sahen große Menschenmengen, die auf einer Küstenstraße in der Nähe der Absperrung warteten. Auf Bildern ist zu sehen, dass sich die Menge der Wartenden in drei Richtungen hunderte Meter weit erstreckte. Der Leiter der Pressestelle der Hamas-geführten Regierung im Gazastreifen, Ismail al-Thawabtah, sprach von zehntausenden Wartenden. Er führte aus, insgesamt wollten zwischen 615.000 und 650.000 Menschen in den Norden des Palästinensergebietes zurückkehren.
Trump: "Wir räumen einfach alles weg"
Die Hamas reagierte unterdessen skeptisch auf den Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, Jordanien und Ägypten sollten die Palästinenser aus dem Gazastreifen aufnehmen. Man werde entsprechende Angebote oder Lösungen unter dem Deckmantel des Wiederaufbaus nicht akzeptieren, auch wenn wie hier "offenbar gute Absichten" dahinter stünden, sagte Bassem Naim, ein Mitglied des Hamas-Politbüros, der Nachrichtenagentur Reuters.
Trump hatte das kriegsverwüstete Palästinensergebiet in einem Gespräch mit Journalisten als "Abrissgebiet" bezeichnet, das für einen Frieden im Nahen Osten "zu räumen" sei. Im Laufe der Jahrhunderte habe es im Gazastreifen bereits "viele, viele Konflikte" gegeben, es müsse "irgendetwas" geschehen. Trump wörtlich: "Sie sprechen da von anderthalb Millionen Menschen, und wir räumen einfach alles weg." Der US-Präsident nannte damit jedoch eine deutlich niedrigere Einwohnerzahl als allgemeine Schätzungen. In diesen ist von 2,4 Millionen Bewohnern des Gazastreifens die Rede.
sti/haz/MM (afp, dpa, rtr)
Redaktionsschluss 17.30 Uhr (MEZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert!