Israel-Hamas-Waffenruhe: Erste Phase des Abkommens erfüllt
27. Februar 2025Israel hat nach den Worten seines Präsidenten Izchak Herzog eine moralische Verpflichtung, alle noch verbliebenen Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas nach Hause zurückzuholen. Herzog äußerte sich nach der Bestätigung der Identität der vier zuletzt von den palästinensischen Islamisten übergebenen Geisel-Leichen. Man müsse alles "in unserer Macht stehende tun, um alle Geiseln zurückzubringen", heißt es in einer Erklärung des Präsidenten. Bereits vor einigen Tagen pochte Herzog in einem Gespräch mit US-Medienvertretern darauf, dass Israel auch die zweite Phase des Waffenruhe-Abkommens mit der Hamas beginnen und umsetzen müsse.
Zuvor hatten die israelische Regierung und das Forum der Angehörigen und Freunde der Verschleppten bestätigt, dass die vier übergebenen Leichname identifiziert worden sind. Alle vier waren am 7. Oktober 2023 bei dem beispiellosen Terrorüberfall der Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel in den Gazastreifen entführt worden. Drei von ihnen wurden nach israelischen Angaben während ihrer Gefangenschaft ermordet, die vierte Geisel war bereits bei dem Angriff im Oktober getötet worden.
Mit der Rückgabe der vier Männer sind nun alle 33 Geiseln - 25 lebend und acht tot - wieder in Israel, deren Übergabe die Hamas während der ersten Phase des Waffenruheabkommens zugesagt hatte. Laut Angehörigen-Forum werden noch 59 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Allerdings sind von ihnen vermutlich nur noch 27 am Leben.
Übergabe ohne Inszenierung
Wie von der israelischen Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gefordert, war die Übergabe dieses Mal nicht als "Show" mit bewaffneten Hamas-Kämpfern und lauter Musik bei der Aushändigung der Särge inszeniert worden. Das Kabinett hatte dies zur Voraussetzung für die Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen gemacht.
Im Gegenzug für die Übergabe der toten Geiseln wurden nach Angaben der israelischen Behörden 643 Palästinenser auf freien Fuß gesetzt. Insgesamt hat Israel damit - wie in der ersten Phase des Abkommens zugesagt - mehr als 1900 Palästinenser freigelassen.
42-tägige Waffenruhe läuft am Samstag aus
Mit Beginn der ersten Phase der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas trat am 19. Januar auch eine Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft. Sie wurde bislang weitgehend eingehalten und endet formal am Samstag.
Die Hamas betonte in einer Erklärung, sie sei dazu bereit, über die nächste Phase des Waffenruhe-Abkommens zu verhandeln. Weitere Geiseln würden nur freigelassen, wenn sich Israel an die Vereinbarung halte und über Vermittler Gespräche über die zweite Phase aufnehme. Das Abkommen, das unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars zustande kam, ist in drei Phasen gegliedert.
In Washington teilte US-Präsident Donald Trumps Gesandter für den Nahen Osten mit, israelische Vertreter seien auf dem Weg zu Gesprächen über die nächste Phase der Waffenruhe im Gazastreifen. "Wir machen eine Menge Fortschritte. Israel schickt in diesem Moment ein Team", sagte Steve Witkoff bei einer Veranstaltung des American Jewish Committee. Die Verhandlungen, an denen auch wieder Vertreter Ägyptens und Katars teilnähmen, würden entweder in Doha oder Kairo stattfinden.
Das Büro von Premier Netanjahu gab später bekannt, der Regierungschef habe die israelischen Unterhändler angewiesen, zu Gesprächen über die Waffenruhe nach Kairo zu reisen.
se/wa/no (dpa, ap, rtr, afp)