Israel erhöht Sicherheit an jüdischen Stätten
22. Mai 2025Als Reaktion auf die Ermordung von zwei Mitarbeitenden der israelischen Botschaft in Washington hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angeordnet, die israelischen Vertretungen weltweit stärker zu sichern.
Der Regierungschef sei "erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord" in der US-Hauptstadt. "Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern", sagte Netanjahu demnach. Sein Herz schmerze für die Familien der jungen Opfer.
In Washington sind am Mittwochabend eine Frau und ein Mann in der Nähe des Jüdischen Museums erschossen worden. Als mutmaßlicher Täter wurde ein 30 Jahre alter Mann aus Chicago gefasst. Er soll nach der Festnahme einen propalästinensischen Slogan ("Free, free Palestine") skandiert haben.
Die beiden Getöteten, Sarah Milgrim und Yaron Lischinsky, waren nach Angaben des israelischen Botschafters in Washington, Yechiel Leiter, ein junges Paar, das kurz vor der Verlobung stand. Nach Angaben der Polizeichefin der US-Hauptstadt hatten die beiden zuvor an einer Veranstaltung in dem Museum teilgenommen. Um kurz nach 21 Uhr (Ortszeit) seien viele Notrufe zu Schüssen eingegangen. Ob der mutmaßliche Schütze die beiden Opfer kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist unklar.
Die Bundespolizei FBI untersucht den Fall als ein mögliches Hassverbrechen. Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch Außenminister Marco Rubio schrieben in sozialen Medien von einem antisemitischen Hintergrund.
Opfer mit deutsch-Israelischer Staatsbürgerschaft
Wie es aus Berliner Diplomatenkreisen heißt, habe das männliche Opfer auch einen deutschen Pass. Das israelische Generalkonsulat in München teilte mit, der getötete Deutsch-Israeli sei in Nürnberg aufgewachsen, bevor er von Deutschland nach Israel ausgewandert sei.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) in Berlin teilte mit, der erschossene Mann sei Gründungsmitglied des Jugendforums der Schwesterorganisation Israelisch-Deutsche Gesellschaft gewesen. Dieses vernetzt junge Israelis und Deutsche miteinander. Der DIG-Präsident Volker Beck teilte weiter mit: "Wir erinnern an ihn als aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte."
Internationale Anteilnahme
Bundeskanzler Friedrich Merz verurteilte die "abscheuliche Tat auf das Schärfste". Er schrieb auf der Onlineplattform X: "Ich bin bestürzt über die Nachricht vom Mord an zwei Mitarbeitenden der israelischen Botschaft in Washington." Derzeit müsse man von einem antisemitischen Motiv ausgehen. Bundesaußenminister Johann Wadephul sprach von einem "heimtückischen Mord" und betonte: "Antisemitische Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen, Hass und Terrorismus haben keinen Platz in unseren Gesellschaften."
Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas zeigte sich "schockiert". "Es gibt und es sollte in unseren Gesellschaften keinen Platz für Hass, Extremismus oder Antisemitismus geben", erklärte sie. Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot schrieb auf X von einem "schrecklichen Akt antisemitischer Barbarei". Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau ordnete eine verschärfte Überwachung jüdischer Stätten an.
Die Tat von Washington erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im palästinensischen Gazastreifen. Dieser hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt. Die Hamas wird von zahlreichen Ländern weltweit als Terrororganisation eingestuft. Israel steht wegen seines militärischen Vorgehens und der humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik.
ch/pgr/ie (dpa, afp, KNA, rtr)
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