Israel - ein Land in Aufruhr
In Jerusalem haben vor der Abstimmung in der Knesset tausende Demonstranten gegen die umstrittene Justizreform protestiert. Doch der Widerstand auf der Straße ließ die Parlamentarier scheinbar unbeeindruckt.
Wasserwerfer gegen Demonstranten
Bis zur letzten Sekunde versuchten Zehntausende Israelis die Justizreform zu verhindern. Im Vorfeld der bereits erfolgten Teilverabschiedung im Parlament nahm der Protest zu. Auf der Zufahrtsstraße zur Knesset gab es heftige Zusammenstöße mit der Polizei, die Wasserwerfer gegen die Bevölkerung einsetzte und Protestierende wegtrug.
Landesweite Aktionen
Seit 29 Wochen haben Kritiker der Reform landesweit protestiert. Nach den Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften und der Abstimmung im Parlament könnten sich ihre Proteste fortsetzen.
Campen vor der Knesset
Kritiker der israelischen Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatten vor der Knesset, dem Sitz des Parlaments in Jerusalem, ein Protestcamp aufgebaut und trugen Flaggen durch das Zeltlager. Am Wochenende hatte es mit hunderttausenden Teilnehmern eine der größten Demonstrationen seit Beginn der Bewegung im Januar gegeben.
"Unser Land steht in Flammen"
Mit einer Flagge um die Schultern sitzt ein Demonstrant vor einem brennenden Feuer in Tel Aviv auf der Straße. Große Teile der Zivilgesellschaft lehnen die Ziele der rechts-konservativen Regierung um Premierminister Netanjahu ab. Im Parlament rief Orit Farkasch-Hacohen von der Opposition unter Tränen: "Unser Land steht in Flammen. Ihr habt das Land zerstört, ihr habt die Gesellschaft zerstört."
Protestmarsch nach Jerusalem
Aus Protest gegen die Justizreform waren zuvor rund 80.000 Israelis tagelang gemeinsam 70 Kilometer von Tel Aviv nach Jerusalem marschiert. Am Sonntag (23. Juli) erreichten sie die Hauptstadt. Am Wochenende mehrten sich zuerst die Berichte, dass ein Kompromiss erzielt werden könnte. Doch die Hoffnungen zerstoben. Netanjahus Likud-Partei lehnte ab.
Reservisten wollen Dienst verweigern
Etwa 10.000 Reservisten kündigten an, nicht mehr zum Dienst zu erscheinen, sollte die Reform umsetzen werden. Tausend 1000 Reservisten der Luftwaffe schlossen sich ihnen an. "Der Schaden für die nationale Sicherheit Israels ist Realität geworden", schrieb Israels Institut für Nationale Sicherheitsstudien am Sonntag und sieht das Militär und die Wirtschaft geschwächt.
Gebet an der Klagemauer
Noch am Sonntag hatten sich protestierende Israelis vor der Klagemauer im jüdischen Viertel der Altstadt Jerusalems zum Gebet versammelt. Ein Mann betete für Einheit und Gemeinschaft - gegen eine Spaltung der Gesellschaft über die Justizreform. Nach der erfolgten Abstimmung könnte nun das Gegenteil eintreten und die Spaltung der Gesellschaft weiter voranschreiten.