Islamischer Führer in Bosnien-Herzegowina kritisiert Haltung Europas zum Islam
5. Januar 2004Bijeljina, 2.1.2004, SRNA, serb.
Der Führer der Islamischen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, Reils-ul-Ulema Mustafa Ceric, hat Europa indirekt die Verantwortung für den wachsenden Einfluss Saudi-Arabiens im Land zugewiesen, da Europa den Bau von Moscheen in Bosnien-Herzegowina nicht finanziell unterstütze.
Bis jetzt hat die EU nicht einen Cent für den Wiederaufbau von Moscheen angeboten, die während des Krieges in Bosnien-Herzegowina zerstört wurden", erklärte Ceric in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift der österreichischen politischen Akademie, Zeit_Schritt (Zeit_Schritt ist eine Publikation der Politischen Akademie der Österreichischen Volkspartei ÖVP – MD).
Auf die Frage, ob es eine Form des Islam gebe, die mit den Europäischen Werten kompatibel sei, antwortete Ceric, dass "das keine Frage eines islamischen Modells sei, das mit Europa kompatibel ist, sondern eines europäischen Modells, das kompatibel mit den Muslimen ist."
Er sei dagegen, "gewisse sehr zweifelhafte europäische Werte zu übernehmen" und verwies dabei auf die Tolerierung von Homosexuellen und den Genuss von Alkohol. Ceric sah jedoch keinen Widerspruch darin, ein europäischer Muslim zu sein und gleichzeitig die Demokratie zu unterstützen. Für Muslime und andere religiöse Gruppen sind die Demokratie und der Schutz der Menschenrechte die einzige Form des Schutzes", erläuterte er.
Der Reis ul-Ulema übte scharfe Kritik an der Behandlung von Muslimen in Europa. Sie müssten in Kellerräumen beten, statt in echten Moscheen und seien "erwünscht, solange sie arbeiten können. Höchstwahrscheinlich gibt es eine Logik, dass zwar nicht alle Muslime Terroristen sind, aber alle Terroristen Muslime und aus diesem Grund wollen wir, dass Europa anfängt, den Islam als eine Form der kulturellen Bereicherung zu behandeln", erklärte der Führer der Islamischen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina.
Der Reis-ul-Ulema bestätigte, dass es während des Kriegs von 1992 bis 1995 zu einer massenhaften Islamisierung seiner religiösen Mitgläubigen in Bosnien-Herzegowina gekommen sei. Der frühere Serbische Präsident in Bosnien-Herzegowina, Radovan Karadzic, habe "mehr zu dem islamischen Erwachen der Bosniaken beigetragen, als ich es in meiner missionarischen Arbeit in den letzten 50 Jahren vermochte", so Ceric.
Er erläuterte, viele hätten "sich während des Krieges daran erinnert, dass sie Muslime sind, nach dem "aggressiven Atheismus" des kommunistischen Regimes seit 1945 und den Aktionen der Serben in Bosnien-Herzegowina.
Ceric sagte, er habe vor kurzem einen Serben fragen hören, wo all die friedliebenden Muslime geblieben seien, mit denen er früher gemeinsam getrunken habe. Die Antwort ist, sie wurden von denselben Serben getötet, die sich jetzt fragen, wo die anderen geblieben sind", erklärte Ceric. (MK)