Irak: In der Dürre sterben die Chibayish-Sümpfe
Rekordhitze, kaum Regen und gestaute Zuflüsse - ein unwiederbringliches Ökosystem ist in höchster Gefahr. Und damit auch die Lebensgrundlage traditioneller Wasserbüffelhirten.
Tödliche Trockenheit
"Die Sümpfe sind tot", sagt Wasserbüffelhirte Watheq Abbas nach Jahren der Dürre. Die als UNESCO-Weltkulturerbe gelisteten Chibayish-Sümpfe im Süden des Iraks sind durch anhaltende Trockenheit nahezu vernichtet. Viehzüchter, Jäger und Hirten verlieren ihre Lebensgrundlage. Viele Bewohner haben die Sumpfgebiete bereits verlassen.
Im "Garten Eden"
Die von Wasserstraßen durchzogenen Chibayish-Sümpfe liegen in der irakischen Provinz Dhi Qar. Das fruchtbare Sumpfgebiet bot bereits frühen Zivilisationen Mesopotamiens eine Lebensgrundlage und der Legende nach befand sich hier der biblische "Garten Eden". Statt von Wasser und Sumpfgras sind die verbliebenen Wasserstraßen heute von karger, rissiger Erde umgeben.
Nach jahrelanger Dürre
Viehzüchter der Region ziehen seit Generationen mit Wasserbüffelherden durch die Sümpfe. Sie folgen dem Wasser. In der enormen Hitze von über 40 Grad Celsius müssen die Büffel rund 14 Stunden am Tag im Wasser verbringen, um sich zu kühlen. "Früher dauerte die Dürre ein oder zwei Jahre, dann kam das Wasser zurück", berichtet Viehhirte Abbas. "Jetzt haben wir seit fünf Jahren kein Wasser mehr."
Letzte Wasserreserven
Behörden meldeten 2025 den heißesten Sommer seit 1933 im Irak. Bei hohen Temperaturen und ausbleibenden Regen verdunstet die Feuchtigkeit der Sumpfgebiete. Staudämme in der Türkei, Syrien und dem Iran führen zusätzlich zu einem verringerten Wasserzufluss durch die Flüsse Euphrat und Tigris. Umweltaktivisten bemühen sich seit Jahrzehnten um eine Renaturierung der Sümpfe.
Ausgetrocknete Sümpfe
"Im Irak tobt ein Kampf ums Wasser", sagt Umweltaktivist Jassim al-Assadi von der NGO Nature Iraq. Vor etwa 20 Jahren versuchten Umweltaktivisten, 5600 Quadratkilometer Sumpfgebiet wieder zu fluten. In den 1990er Jahren hatte Diktator Saddam Hussein die Sümpfe trockenlegen lassen, um schiitische Milizen zu vertreiben. Heute gebe es nur noch 800 Quadratkilometer überflutetes Sumpfland, so Assadi.
Verlassene Gebäude
Mit den schwindenden Sümpfen verlieren Viehhirten und Fischer ihre Lebensgrundlage. Verlassene Häuser zeugen von der Abwanderung der Familien. Das einmalige Ökosystem nimmt drastischen Schaden. Fische, Otter, Zugvögel sowie das typische Schilfgras verschwinden zunehmend. "Von 140 Wildvogelarten sind nur noch 22 übrig“, berichtet Wissam al-Assadi, Tierarzt in der Region.
Lebensraum geht verloren
Tierarzt Wissam al-Assadi betreut die ansässigen Hirten und ihre Herden. Viele Wasserbüffel hätten ihr Körpergewicht fast halbiert, das Immunsystem sei geschwächt und "Krankheiten vermehren sich", so al-Assadi. Im Schnitt produzieren die Büffel nur noch ein Drittel der üblichen Menge Milch. Ein UN-Bericht warnt, die Büffelpopulation sei ohne dringende Schutzmaßnahmen "vom Aussterben bedroht".
Wassermangel im ganzen Land
Im Irak ist das Wasser knapp und die Regierung musste die Wassernutzung rationieren. Die Wasserstraßen der Sümpfe wurden tiefer ausgehoben, damit sie weiter befahrbar sind und Hirten ihre Büffelherden dort kühlen können. Hirte Towayeh Faraj ist der letzte seiner Familie, der Büffel hütet. Von 120 Tieren hat er nur noch 30. "Solange das Vieh lebt, leben auch wir", sagt der 50-Jährige.