IOC: Boxen bleibt auch 2028 in Los Angeles olympisch
20. März 2025Es sei eine "tolle Entscheidung", freute sich Michael Müller. Der Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV) ist gleichzeitig Vorstandsmitglied des neuen Weltverbands World Boxing. "Damit haben alle olympischen Boxerinnen und Boxer sowie ihre nationalen Verbände und ihre Nationalen Olympischen Komitees finanzielle Planungssicherheit bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028", sagte Müller der DW. "Es ist gleichzeitig für uns eine große Verpflichtung, auch weiterhin konsequent und eng mit dem IOC zusammenzuarbeiten, um die noch ausstehenden Aufgaben bis zur endgültigen und vollständigen Anerkennung als internationaler Boxverband für das olympische Boxen zu erledigen."
Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatten bei ihrer Vollversammlung in Costa Navarino in Griechenland wie erwartet das Boxen ins Programm der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles aufgenommen und waren damit einer entsprechenden Empfehlung der IOC-Exekutive gefolgt. Die Grundlage dafür hatte der olympische Dachverband bereits Ende Februar gelegt, als er World Boxing vorläufig anerkannt hatte. Bei Olympischen Spielen sind die Weltverbände der einzelnen Sportarten dafür verantwortlich, die Wettkämpfe in ihren Disziplinen zu organisieren und für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.
World Boxing als neuer Weltverband anerkannt
Bei den Spielen 2021 in Tokio und 2024 in Paris hatte das IOC die Boxkämpfe selbst veranstaltet. Der Grund: Der eigentlich dafür verantwortliche Weltverband International Boxing Association (IBA) war wegen des Verdachts der Korruption sowie manipulierter Kampfurteile 2019 suspendiert worden. An der Spitze der IBA steht der Russe Umar Kremlev, ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Finanziert wird der Verband in erster Linie vom russischen Staatskonzern Gazprom.
2023 hatte die IOC-Vollversammlung dem Verband endgültig die olympischen Rechte entzogen. Das IOC hatte wiederholt klar gemacht, dass Boxen bei den Spielen 2028 in Los Angeles nur dann olympische Sportart bleibe, wenn ein neuer Weltverband die Wettkämpfe organisiere.
Das wird nun World Boxing übernehmen. Mehrere nationale Verbände hatten die Organisation im April 2023 als Gegenpol zur IBA gegründet. Der deutsche Verband DBV hatte sich im August 2023 angeschlossen. World Boxing hat derzeit 84 Mitglieder auf fünf Kontinenten. Die Zahl dürfte nun deutlich steigen. Denn das IOC stellte klar, dass Boxerinnen und Boxer bei den Spielen in vier Jahren in der US-Metropole nur dann starten dürften, wenn ihr nationaler Verband Mitglied bei World Boxing sei.
Boxen hat eine lange olympische Tradition. Es wurde bereits bei den Olympischen Spielen der Antike ausgeübt und ist seit 1904 Teil der Olympischen Spiele der Neuzeit.
Neue Gender-Regeln sollen kommen
Während der Spiele 2024 in Paris hatte das Boxen für ein Aufreger-Thema gesorgt - auch weil der suspendierte Verband IBA die Diskussionen in den sozialen Medien befeuert hatte. Es ging um den Start der späteren Goldmedaillengewinnerinnen Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-ting aus Taiwan. Die IBA hatte erklärt, Khelif und Lin hätten bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 nicht näher bezeichnete Geschlechtstests nicht bestanden und deshalb nicht bei den Frauenwettbewerben antreten dürfen.
Das IOC hatte wiederholt die Zulassung Khelifs und Lins zu den Wettkämpfen in Paris verteidigt und die Tests der IBA als "unrechtmäßig" bezeichnet. Beide Boxerinnen seien als Frauen geboren und aufgewachsen und boxten bereits seit Jahren bei Frauenwettbewerben, so das IOC. Ihr Geschlecht stehe auch in ihren Pässen. Das sei entscheidend für ihre Startberechtigung.
World Boxing hat angekündigt, in Kürze eine Richtlinie für Transgender- und DSD-Aktive zu erarbeiten. Diese, so der Verband, würden für "faire Wettbewerbsbedingungen für Männer und Frauen" sorgen. Unter DSD (Differences of Sex Development) versteht man eine Gruppe von seltenen, angeborenen Abweichungen von der typischen Geschlechtsentwicklung. Bisher tauchen die Begriffe Transgender und DSD noch nicht in den Wettkampfregeln von World Boxing auf.