"Influencer Gottes" Carlo Acutis heiliggesprochen
7. September 2025Der feierliche Akt erfolgte am Sonntagmorgen zu Beginn eines Gottesdienstes auf dem Petersplatz. Mehr als 100.000 Menschen hatten sich dort im Herzen des Vatikans in Rom versammelt. Darunter waren auch viele jüngere Katholiken. Sie applaudierten, als Papst Leo XIV. den Sozialaktivisten Pier Giorgio Frassati und den Social-Media-Influencer Carlo Acutis heilig sprach.
Zu der Zeremonie waren auch mehr als 300 Bischöfe und Kardinäle sowie 1700 Priester gekommen. Ebenso war Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella anwesend. Eher selten bei Heiligsprechungen: An dem Gottesdienst nahmen auch Acutis' Eltern und seine beiden Geschwister teil.
Apostel für den Glauben und Einsatz für ausgegrenzte Menschen
Carlo Acutis starb 2006 mit 15 Jahren an Leukämie. Der Teenager war nach dem Ausbruch seiner Krankheit innerhalb weniger Tage gestorben.
Aus Sicht der katholischen Kirche hatte er bis dahin für einen jungen Christen ein vorbildliches Leben geführt. Zudem soll er nach seinem Tod zwei sogenannte Wunder in Brasilien und Italien bewirkt haben.
Acutis wird vom Vatikan als "Cyber-Apostel" und "Influencer Gottes" bezeichnet, weil er auch im Internet für seinen Glauben warb. Er ist nun der erste Heilige aus der Generation der Millenials.
Zusammen mit Acutis wurde ein weiterer Italiener heiliggesprochen, der in jungen Jahren starb: Pier Giorgio Frassati. Er lebte von 1901 bis 1924 und soll sich besonders für arme und ausgegrenzte Menschen eingesetzt haben.
Junge Menschen im Blick
Die Kirche will mit diesen Heiligsprechungen für junge Leute wieder attraktiver werden. Es gibt jedoch auch Kritik. Inzwischen hat sich um den Jungen ein Personenkult entwickelt. Sein Leichnam - in Hoodie und mit Turnschuhen bekleidet - wird in einer Kirche der italienischen Kleinstadt Assisi ausgestellt.
Vergangenes Jahr kamen mehr als eine Million Menschen dorthin. In den Souvenirgeschäften der Heimatstadt des Heiligen Franz von Assisi werden zahlreiche Andenken an den Teenager verkauft. Reliquien von ihm waren auch schon in Deutschland ausgestellt.
Ein komplexes Verfahren
Die Heiligsprechung von Frassati und Acutis ist die erste im Pontifikat von Papst Leo XIV. Sie waren bereits unter Papst Franziskus beschlossen und geplant worden, mussten aber wegen dessen Erkrankung und Tod um mehrere Monate verschoben werden.
Selig- und Heiligsprechungen laufen nach einem komplizierten, mehrstufigen Verfahren ab. Dafür wird das Leben der Kandidaten genau durchleuchtet.
Einst begann das frühestens 50 Jahre nach dem Tod. Bei Acutis dauerte das Verfahren nicht einmal 20 Jahre. In der Regel ist erforderlich, dass einem Heiligen Wunder zugeschrieben werden können.
fab/AR (dpa, kna, epd)