Indiens Tee in der Krise: Die Hitze setzt den Plantagen zu
Unter der Dürre schrumpfen Indiens Teeplantagen-Erträge, besonders in Assam. Ernten und Exporte sind bedroht. Während die Inlandsnachfrage steigt, rutscht Indiens Anteil am Welthandel ab. Wird Tee nun teurer?
Trinkpause unterm Schirm
Mit einem schwarzen Schirm schützt sich die Teepflückerin Kamini Kurmi gegen die Hitze auf der Plantage im nordöstlichen indischen Bundesstaat Assam. Sie braucht freie Hände, um die zarten Blätter von den Büschen zu pflücken. Und viel Flüssigkeit. "Wenn es richtig heiß ist, schwirrt mir der Kopf und mein Herz beginnt zu rasen", sagt Kurmi.
Bedrohte Ernte
Vertrocknete Teeblätter sind keine Seltenheit mehr. Wetterextreme lassen die Ernten auf Indiens Teeplantagen schrumpfen und gefährden damit die Zukunft einer Branche, die für aromatische Sorten wie Assam und Darjeeling bekannt ist. Gleichzeitig verändern sie den weltweiten Teehandel, der auf über 10 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt wird.
Kostbare grüne Blätter
"Veränderungen in Temperatur- und Niederschlagsmustern sind keine gelegentlichen Anomalien mehr; sie sind die neue Normalität", sagt Rupanjali Deb Baruah, Wissenschaftlerin bei der Tea Research Association TRA im indischen Bundesstaat Assam. Sinkende Erträge und Produktionsausfälle dürften dazu führen, dass der wachsende Inlandsverbrauch die Tee-Exporte Indiens reduziert.
Hitzetest im Labor
Teeblätter werden bei der Tea Research Association in Jorhat in Assam auf Hitzetoleranz und Elektrolytaustritt getestet. Der Monsun, Assams wichtigste Regenquelle, brachte in dieser Saison 38 Prozent weniger Regen als im Durchschnitt. Im Sommer und Winter regnet es kaum mehr. Das trug dazu bei, die Spitzenproduktionssaison auf nur wenige Monate zu verkürzen und das Erntefenster zu verkleinern.
Schädlinge auf dem Vormarsch
Vereinzelte und verringerte Regenfälle führen häufiger zu Schädlingsbefall. Dadurch verfärben sich die Teeblätter. Sie werden braun und fleckig und manchmal mit winzigen Löchern übersät. Für die Ernte sind sie dann nicht mehr brauchbar.
Trocknen, prüfen, verpacken
Eine Arbeiterin mit Einwegkappe, Maske und Schürze schiebt die getrockneten Teeblätter in eine Verarbeitungsmaschine, bevor sie einer abschließenden Qualitätskontrolle unterzogen und verpackt werden. Nachdem die Dürre im letzten Jahr die Produktion beeinträchtigt hatte, beschnitten die Teebauern ihre Bäume frühzeitig und setzten verstärkt Pestizide ein. Ein weiterer Kostenfaktor.
Mehr Pestizide im Einsatz
Dieser Plantagenarbeiter versprüht organische Pestizide auf einer Plantage in Tinsukia im Bundesstaat Assam. Doch die Verbreitung von chemischen Pflanzenschutzmitteln hat zugenommen. Immer wieder werden in Teesorten auch in Deutschland Schadstoffe nachgewiesen, darunter auch Glyphosat. Der Verzicht auf Pestizide macht den Anbau allerdings teurer und verringert die Erntemengen.
Die wertvollen Blätter werden knapp
Indiens Exporte von Qualitätstee sinken, während die Importe 2024 fast doppelt so hoch ausfielen und mit 45,3 Millionen Kilogramm einen Rekord erreichten. Da auch Konkurrenten wie Kenia Defizite verzeichnen, könnte die Entwicklung das globale Angebot schrumpfen und die Weltmarktpreise letztlich in die Höhe treiben.