In Russland müssen nicht nur Lehrer und Ärzte, sondern auch andere Beamte und Angestellte mit weniger als 2 Dollar am Tag auskommen
13. Juni 2003Moskau, 11.6.2003, MOSKOWSKIJ KOMSOMOLEZ, russ., Aleksandr Jurow
(...) Gestern (10.6.) teilte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mit, dass ab jetzt ein Lohn von unter 2 Dollar das wichtigste Kriterium der Armut ist. Es stellt sich heraus, dass knapp die Hälfte der Weltbevölkerung, etwa 3 Milliarden Personen, unter der Armutsgrenze lebt. Was die Einwohner Russlands betrifft, so kann man uns mit solch einem Gehalt nicht verwundern. Und das bedeutet, dass der Anteil unserer Armen an der internationalen Armee der Armen sehr groß ist. Etwa 2 Dollar am Tag, das bedeutet 60 Dollar im Monat oder 1800 Rubel. Das verdienen bei uns nicht nur die Lehrer und Ärzte, sondern auch andere Angestellte und Beamte. Es stellte sich jedoch heraus, dass es auf der Welt noch ärmere Leute gibt. Mit weniger als einem Dollar am Tag müssen 23 Prozent der Weltbevölkerung auskommen. Bei uns unter anderem 100 Prozent aller Putzfrauen und Sekretärinnen der Ministerien und Behörden.
Natürlich weiß die russische Regierung über unsere Armut Bescheid. Aber am gleichen Tag, dem 10. Juni, legte das Ministerkabinett der Staatsduma einen Gesetzentwurf vor, in dem es das minimale Gehalt der Beamten und Angestellten mit 600 Rubel festlegt. Damit macht es alle, die ihren Dienst beim Staat aufnehmen, drei Mal "ärmer" als die weltweit Ärmsten! Das heißt, dass ab jetzt in einer Reihe mit der Bevölkerung der ärmsten Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas auch echte arme Bürger Russlands stehen.
Die Armut ist zur größten Herausforderung für die ganze Welt geworden. Für unser Land natürlich auch. Doch wenn überall die Armee der Armen hauptsächlich durch Arbeitslose und Schmarotzer zunimmt, so stehen in unserem Land Seite an Seite mit den "Nichtstuern" vollwertige Werktätige. (...) (lr)