In Armenien Sendebetrieb der oppositionellen Fernsehgesellschaft "Abowjan" unter Gewaltandrohung eingestellt
11. September 2002Köln, 10.9.2002, DW-radio / Russisch
Die lokalen Machtorgane von Abowjan in der Nähe von Jerewan haben die Journalisten der unabhängigen Fernsehgesellschaft "Abowjan" unter Gewaltandrohung gezwungen, den Sendebetrieb einzustellen. Mit Einzelheiten Aschot Gasasjan:
Der Gründer der unabhängigen Fernsehgesellschaft "Abowjan" war gezwungen, nicht nur die Rechtsschutzorgane, sondern auch den Präsidenten und den Parlamentsvorsitzenden des Landes um Hilfe zu bitten. Er erklärte, dass er und die Journalisten aufgefordert worden seien, nur noch Werbung für den jetzigen Bürgermeister der Stadt auszustrahlen. Andernfalls habe man gedroht, mit der Familie des Gründers der Fernsehgesellschaft und Mitarbeitern der Redaktion abzurechnen. Ihm sei einfach geraten worden, den Sendebetrieb einzustellen und bis zum Abschluss der Wahlen zu den Organen der lokalen Selbstverwaltung aus der Stadt zu verschwinden. Journalisten des Senders zufolge haben der Bürgermeister der Stadt und Leute aus seiner Mannschaft ihre Drohungen bereits einmal wahr gemacht. Damals seien der Gründer und der Exekutivdirektor der Fernsehgesellschaft zusammengeschlagen worden. Deshalb zweifle jetzt niemand daran, dass auch die neuen Drohungen wahr gemacht werden.
Der Journalistenverband Armeniens hat sich an den Präsidenten des Landes mit der Bitte gewandt, die Sicherheit der Journalisten zu gewährleisten, die über die Wahlen – sowohl die lokalen im Oktober als auch die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Frühjahr kommenden Jahres – berichten werden. Wie der Präsident des Presseclubs in Jerewan Boris Nawasardjan in einem Interview für die "Deutsche Welle" erklärte, dürfe nicht zugelassen werden, dass eine Atmosphäre entsteht, in der Journalisten nicht mehr frei und objektiv ihrer Arbeit nachgehen können. (lr)