Immer mehr Menschen versuchen Turkmenistan zu verlassen
29. April 2003Köln, 29.4.2003, DW-radio / Russisch
An der Grenze zu Usbekistan nehmen turkmenische Grenzbeamte Menschen fest, die Turkmenistan verlassen wollen. Es berichtet unser Korrespondent in der Region, Oras Saryjew:
Nachdem der turkmenische Präsident den Erlass über die Außerkraftsetzung des Abkommens über die doppelte Staatsbürgerschaft mit Russland herausgegeben hat, versuchen zahlreiche Einwohner des Landes, die sowohl die turkmenische als auch die russische Staatsbürgerschaft besitzen, das Land zu verlassen und nach Russland zu gelangen. Sie müssen nämlich innerhalb von zwei Monaten speziellen Kommissionen, die an den Wohnorten eingerichtet wurden, mitteilen, für welche der beiden Staatsbürgerschaften sie sich entscheiden. Wenn sie dies nicht tun, wird man sie nach Ablauf dieser Frist als turkmenische Staatsbürger betrachten. Viele Menschen, die über beide Staatsangehörigkeiten verfügen und die zweimonatige Frist nicht abwarten wollen, verlassen eilig Turkmenistan, in der Hoffnung, bei der Ausreise den russischen Pass vorlegen zu können. Jedoch wurde gleich nach dem Erlass vom 22. April von Passagieren, die Turkmenistan auf dem Luftweg verlassen wollten, die Vorlage einer Ausreisegenehmigung verlangt. Um diese Hürde zu umgehen, aber auch weil sich viele Menschen Flugtickets und Ausreisegenehmigungen finanziell nicht leisten können, versuchen sie die turkmenisch-usbekische Grenze zu passieren, um auf dem Territorium Usbekistans in Züge, die nach Russland fahren, einzusteigen. Derzeit halten Züge, die zwischen Usbekistan und Russland verkehren, nicht mehr in Turkmenistan. Um nach Usbekistan zu gelangen, fahren die Auswanderer, die man durchaus auch als Flüchtlinge bezeichnen kann, zu den Passierstellen Farab, Taschaus-Urgentsch und Kunja-Urgentsch. Der Besitz von Dokumenten über die doppelte russisch-turkmenische Staatsangehörigkeit gab und gibt auch aus juristischer Sicht weiterhin das Recht, ungehindert die Staatsgrenze des Landes zu passieren. Jetzt wurde jedoch in Turkmenistan die Kontrolle der Grenze zu Usbekistan verschärft und Grenzbeamte hindern Personen, die Dokumente über die doppelte turkmenisch-russische Staatsangehörigkeit besitzen, auf das Territorium des Nachbarlandes zu gelangen. Allein in den vergangenen zwei Tagen wurden mehr als 100 Personen, die bei Farab und Kunja-Urgentsch die Grenze überschreiten wollten, festgenommen. (MO)