"Ich will den Prozess im Kosovo voranbringen"
23. Juni 2004Bonn, 22.6.2004, DW-RADIO / Serbisch, Dijana Roscic
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat am vergangenen Mittwoch (16.6.) den Dänen Sören Jessen-Petersen zum neuen Chef der UN-Zivilverwaltung im Kosovo (UNMIK) ernannt. Petersen folgt in dieser Funktion dem Finnen Harri Holkeri, der wenige Tage zuvor zurückgetreten war - aus gesundheitlichen Gründen, wie es offiziell hieß. Dijana Roscic stellt den neuen UNMIK-Chef vor.
Sofort nach der Nachricht, dass Generalsekretär Kofi Annan ihn für den neuen Posten im Kosovo als Chef der UNMIK und seinen Sonderbeauftragten für Kosovo vorgeschlagen hat, stellte sich Sören Jessen-Peterssen auf einer Pressekonferenz in Skopje den Fragen der Journalisten:
"Ich fühle mich sehr geehrt durch das Vertrauen, das der Generalsekretär mir entgegenbringt. Sie wissen, dass ich hier in der Region des West-Balkan schon etwa 10 bis 15 Jahre arbeite. Ich war viele, viele Male im Kosovo und bin mir darum der enormen Herausforderungen bewusst, die auf mich warten. Gleichzeitig bin ich absolut entschlossen, den Prozess im Kosovo voranzubringen - unter Berücksichtigung der Interessen aller im Kosovo lebenden Ethnien und im Interesse von Frieden und Stabilität in der Region."
Der Rechtsanwalt und Journalist Jessen-Petersen arbeitet bereits seit mehr als 30 Jahren für die Vereinten Nationen. Er gilt als zurückhaltender Humanist, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er war von 1998 bis Ende 2001 stellvertretender UN-Hochkommissar für Flüchtlinge in Genf. Zuvor, von Dezember 1995 bis September 1996, bemühte er sich unter anderem als Sonderbeauftragter des Flüchtlingshochkommissariats für das frühere Jugoslawien um die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen in ihre Heimat.
Erst im Februar hatte sich Jessen-Petersen als Repräsentant der Europäischen Union nach Skopje zurückversetzen lassen.
Die Nominierung Jessen-Petersens gilt als echte Überraschung, zumal Tschechien den früheren tschechischen Außenminister Peter Kolar offiziell für den Posten vorgeschlagen hatte.
Der bisherige Inhaber des Amtes, der Finne Hari Holkeri, bekleidete den Posten vom 25. August 2003 bis 25. Mai 2004. Er trat aus gesundheitlichen Gründen zurück. Zuvor war jedoch Kritik an seiner Amtsführung laut geworden. Dem 67-jährigen wird vorgeworfen, die antiserbischen Ausschreitungen im Kosovo Mitte März heruntergespielt zu haben, bei denen innerhalb weniger Tage 19 Menschen getötet und mehr als 900 verletzt wurden.
Auf die Frage, welche Priorität er jetzt im Kosovo setze, antwortete Jessen-Petersen, dass es noch zu früh sei, darauf zu antworten, aber:
"Heute kann ich nur eines sagen: Nachdem ich die Ereignisse im Kosovo in den vergangenen fünf bis sechs Monaten verfolgt habe und nicht zuletzt nach den dramatischen Ausschreitungen Mitte März, kann es sich die internationale Gemeinschaft nicht erlauben, sich weniger im Kosovo zu engagieren. Wir mussten uns in jüngster Zeit sehr viel um Afghanistan und den Irak kümmern, aber es wäre sehr falsch, dem Kosovo den Rücken zu kehren. Und ich weiß, dass sich die internationale Gemeinschaft dessen bewusst ist."
Wann wird Sören Jessen-Petersen seinen Posten als neuer Chef von UNMIK im Kosovo antreten?
"Ich werde noch bis zur dritten Juli-Woche in Mazedonien bleiben. Danach, also Anfang August, werde ich meine neuen Funktionen im Kosovo übernehmen."
Mit Sören Jessen-Petersen übernimmt ein langjähriger Diplomat und exzellenter Kenner des Balkans die Funktionen als Chef der UNMIK und als Sonderbeauftragter für den Kosovo.
Sören Jessen-Petersen ist der sechste Chef der UNMIK. Seine Vorgänger waren der verstorbene Brasilianer Sergeio Vierra de Mello, der Franzose Bernard Kouchner, der Däne Hans Hakerupp, der Deutsche Michael Steiner und schließlich der Finne Hari Holkeri. (fp)