Ibiza: Wohnungsnot im Urlaubsparadies
Massentourismus und überteuerte Immobilien werden den Einheimischen auf der Insel zum Verhängnis. Bezahlbare Wohnungen sind für die Menschen auf Ibiza inzwischen Mangelware.
Traumurlaub auf Ibiza
Ibiza gilt als das Urlaubsparadies mit traumhaften Stränden, türkisblauem Wasser und einer weltberühmten Klubszene. Jedes Jahr reisen mehr als drei Millionen Menschen auf die Insel - auf der Suche nach einer unvergesslichen Urlaubserfahrung. Für die Inselbewohnerinnen und -bewohner aber wird der Touristenandrang zunehmend zum Problem
Unbezahlbare Wohnungen
Wohnraum ist ein begrenztes Gut auf Ibiza - und mit Preisen über 33 Euro pro Quadratmeter für viele Ortsansässige unbezahlbar geworden. Immer mehr Menschen leben in Zelten und Wohnwagen oder teilen sich kleinesten Wohnraum, um Kosten zu sparen. In Spanien regt sich seit Monaten Protest gegen untragbare Wohnungspreise und Übertourismus.
Alltag statt Urlaub im Wohnwagenpark
Fast tausend Menschen leben auf Ibiza inzwischen in provisorischen Unterkünften. Erst kürzlich wurde das nicht genehmigte Camp "Can Rovi 2" mit knapp 200 Bewohnerinnen und Bewohnern von den Behörden geräumt. Hotelangestellte, Servicepersonal oder Krankenhausmitarbeiter - alle sind von der Wohnungskrise betroffen. Sogar Lehrer und Beamte pendeln von benachbarten Inseln zur Arbeit.
Tourismus und Profit
Partygäste feiern im farbigen Licht im "Cafe del Mar", einer weltberühmten Bar gegründet in den 1980er Jahren. Der Tourismus bringt viel Geld auf die Insel, in die Bars und Restaurants und in die Unterkünfte. Durch Vermietung an Urlaubsgäste lassen sich höherer Profite erzielen. Deswegen, so die Kritik, würden Immobilienbesitzer Reisende bei der Vermietung von Wohnungen Einheimischen vorziehen.
"Einmal musste ich auf einem Balkon schlafen"
Künstlerin Saray Benito tritt regelmäßig im "Cafe del Mar" auf. Doch im Winter seien die Auftritte rar, erzählt sie. "Ich bin etwa 20 Mal umgezogen", berichtet die 32-jährige Jongleurin. "Einmal musste ich auf einem Balkon schlafen, bis ich etwas anderes gefunden hatte."
Die Kehrseite des Paradieses
"Die Insel ist ein Paradies, der schönste Ort, den ich je gesehen habe. Aber sie hat auch eine Kehrseite", sagt Jeronimo Diana, ein 50-jähriger Techniker aus Argentinien. Der Schlüssel gehört zu seiner provisorischen Behausung auf Ibiza. Eine normale Monatsmiete kann sich Diana nicht leisten, sie würde den größten Teil seines 1800-Euro-Gehalts verschlingen.
Diskriminierung von Familien
Alejandra und ihr dreijähriger Sohn David leben in einer Notunterkunft der Caritas. "Wir hatten Geld, um die Miete zu bezahlen," sagt Alejandra, aber die Familie fand keine Wohnung. Sozialarbeiter der Caritas-Unterkunft berichten, dass Vermieter Familien mit Kindern systematisch diskriminieren und Wohnungen sogar zwangsräumen, um sie während der lukrativen Sommermonate an Touristen zu vermieten.
Begrenzte Bauflächen auf Ibiza
Die spanische Regierung bemüht sich, den Bau von Sozialwohnungen zu beschleunigen. Im Jahr 2023 wurde eine Mietpreisbindung eingeführt, jedoch setzen manche Regionen die Regeln nur schleppend um. Auch die nationale Vermieterlobby ASVAL lehnt eine Mietpreisbindung ab und setzt auf mehr Bauvorhaben. Bauland aber steht auf einer Insel wie Ibiza nur begrenzt zur Verfügung.