IAA: Deutsche Autobauer stellen sich der Konkurrenz
5. September 2025Automessen haben in Deutschland eine lange Tradition - für Hersteller und die breite Öffentlichkeit. Auf der ersten Messe wurden 1897 in Berlin acht Kraftfahrzeuge ausgestellt. Aber mit dem Wachstum der Branche boomten auch die Messen.
Anfang der 2000er Jahre war die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt auf rund 2000 Aussteller angewachsen und hatte eine Million Besucher. Doch nach und nach zogen sich Hersteller zurück und diejenigen, die blieben, reduzierten ihre Präsenz. Die Besucherzahlen gingen zurück, und es stellte sich die Frage, wie sinnvoll solche Messen noch sind.
Nach einem Rebranding und dem Umzug nach München im Jahr 2021 soll die Mobilitätsmesse IAA Mobility nun am 9. September 2025 eröffnet werden. Die vom Verband der Automobilindustrie (VDA) organisierte Veranstaltung ist in zwei Teile gegliedert: einen für Branchenspezialisten und einen mit öffentlichen Veranstaltungen im Freien in der ganzen Stadt, darunter Probefahrten und Präsentationen neuer Fahrzeuge.
Abschied von der traditionellen Automesse
Die Zeiten, in denen Verbraucher Automessen besuchten, Wagen verschiedener Marken testeten und säckeweise Broschüren mit nach Hause nahmen, sind vorbei. Der Hauptgrund: Mobilität ist heute mehr, als nur ein Auto vor der Tür stehen zu haben.
So müssen die Messen, um relevant zu bleiben, weiterhin glänzende Konzeptfahrzeuge zeigen - aber gleichzeitig auch selbstfahrende Fahrzeuge, künstliche Intelligenz und die Abkehr vom Verbrennungsmotor thematisieren.
Statt sich auf Luxus und PS zu konzentrieren, setzt die IAA jetzt auf eine breitere Perspektive und bringt Automobilhersteller, Softwareentwickler, Zulieferer und Hersteller von Fahrrädern, Rollern und anderen Fahrzeugen für die Mikromobilität zusammen.
Sie versucht, wichtige Fragen zu Nachhaltigkeit, Innovation, Ladeinfrastruktur, dem Bedarf an öffentlichen Verkehrsnetzen und gemeinsamer Mobilität zu beantworten. Eine anspruchsvolle Aufgabe.
Kann Deutschland Schritt halten?
Die deutschen Hersteller sehen sich großen Herausforderungen ausgesetzt. Laut einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Bericht hat das Land im vergangenen Jahr rund 51.500 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie abgebaut. Dieser Rückgang entspricht 6,7 Prozent der gesamten Beschäftigtenzahl dieser Branche in Deutschland.
Überkapazitäten bei der Produktion, steigende Arbeitskosten und sinkende Gewinne sind für einen Teil dieses Beschäftigungsrückgangs verantwortlich. Gleichzeitig muss sich die deutsche Autoindustrie mit 15-prozentigen US-Zöllen auseinandersetzen. Zudem sinken ihre lukrativen Exporte nach China und ihr Marktanteil dort.
Zu den deutschen Ausstellern der diesjährigen IAA zählen Audi, BMW, Mercedes, Porsche und VW sowie Zulieferer wie Continental und Schaeffler. "Die deutsche Automobilindustrie befindet sich seit einigen Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Dies gilt insbesondere für den Übergang zur Elektromobilität", sagte Anita Wölfl, Expertin für Innovation und digitale Transformation am Ifo-Institut in München.
Als ob die Branche einen weiteren Weckruf gebraucht hätte, wurde nur wenige Tage vor der Eröffnung der Messe bekanntgegeben, dass der Hersteller Porsche Ende September aus dem deutschen Börsenindex DAX gedrängt wird. Diese Herabstufung erfolgt drei Jahre nach dem Börsengang und der Aufnahme in den DAX.
Aber deutsche Automobilhersteller und -zulieferer seien widerstandsfähiger als oft wahrgenommen, argumentiert Wölfl. Das Land sei führend bei Patentanmeldungen für umweltfreundliche Antriebstechnologien und liege seit 2021 bei den Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen weltweit auf Platz 3 hinter China und den USA.
In der ersten Jahreshälfte wurden in Deutschland laut Branchenverband VDA 864.000 Elektroautos produziert - ein Rekordwert. Das bedeutet, dass mittlerweile 40 Prozent der gesamten inländischen Automobilproduktion Elektroautos sind, verglichen mit 30 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der VDA rechnet damit, dass bis Jahresende 1,7 Millionen Elektrofahrzeuge vom Band laufen werden.
Starke Konkurrenz weltweit
In München, wo viele Branchenkenner auf ein großes deutsches Comeback hoffen, werden BMW, Mercedes und VW voraussichtlich neue Fahrzeuge vorstellen und dabei ihre Technologie und Elektromobilität in den Vordergrund stellen. Da die Messe auf ihrem Heimatmarkt stattfindet, müssten "die deutschen Marken auf der deutschen Automesse präsent sein", sagte Arthur Kipferler, Partner und Geschäftsführer von Berylls by AlixPartners, einem globalen Beratungsunternehmen, das auf die Automobilbranche spezialisiert ist.
Fast 280 deutsche Aussteller planen ihre Teilnahme. Die Präsentationen der großen Marken dürften jedoch "im Vergleich zu dem, was vor 2020 in Frankfurt stattfand, eher bescheiden ausfallen", so Kipferler zur DW.
Weitere Aussteller kommen aus ganz Europa sowie aus Kanada, den USA, Südkorea, Taiwan und der Türkei. China ist mit Dutzenden von Ausstellern gut vertreten. Einige europäische Hersteller sehen dies aber mit Sorge: Viele dieser chinesischen Marken verdrängen nicht nur die ausländische Konkurrenz in China, sondern expandieren auch international mit ihrem Knowhow im Bereich Elektrofahrzeuge.
Ein Name fehlt aber in München: Tesla. Obwohl das Unternehmen eine seiner größten Produktionsstätten in der Nähe von Berlin hat, ist es dafür bekannt, solche Messen zu meiden. Auch die Münchener Auto-Show macht da keine Ausnahme.
Noch viel zu tun
Ob sie nun an der Messe teilnehmen oder nicht, alle Hersteller und Zulieferer haben einen holprigen Weg vor sich. Bisher produzieren deutsche Marken weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und bauen gleichzeitig die Produktion von Elektrofahrzeugen aus. Dieses duale Produktionssystem lohne sich jedoch langfristig nicht, da keine Skaleneffekte erzielt werden können, argumentiert Anita Wölfl. Es sei wichtig, die bereits angekündigten Ziele im Auge zu behalten.
Für Transformationsexpertin Wölfl ist das größte Risiko beim Übergang zur Elektromobilität "die Aufweichung der CO2-Grenzwerte und die wiederholten Diskussionen über eine mögliche Rücknahme des beschlossenen Ausstiegs aus Verbrennungsmotoren", sagte sie uns.
Automobilexperte Arthur Kipferler sieht bei etablierten Marken die Gefahr, dass sie es nicht schaffen, zu kleineren, schlankeren und stärker digitalisierten, softwarebasierten Unternehmen zu werden. Ein solch disruptiver Wandel werde Folgen für etablierte Hersteller und ihre Finanzen haben. Stagnierende Märkte und neue Marken, die immer mehr Marktanteile erobern, könnten das Ende des Wachstums bedeuten, was eine schlechte Nachrichten für Deutschland wäre.
Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.