Humanitäre Hilfe im Gepäck
19. Oktober 2001Islamabad ist die erste Station einer Reise, die Bundesaußenminister Joschka Fischer in fünf Länder der Krisenregion führt, von Zentralasien bis in den Nahen und Mittleren Osten. Am Freitag (19.10.) stehen in der pakistanischen Hauptstadt Gespräche mit Präsident Pervez Musharraf und Außenminister Abdul Sattar auf dem Programm.
Zuvor traf Fischer mit Vertretern internationaler und deutscher Hilfsorganisationen zusammen, um sich über die Lage vor Ort zu informieren. In Pakistan selbst gibt es, deren Angaben zufolge, bereits seit Jahren zwischen zwei und drei Millionen Flüchtlinge. Sie sind vor dem endlosen Bürgerkrieg in ihrer Heimat und vor der zunehmenden Dürre geflohen. Inzwischen aber hat Pakistan die Grenze zu Afghanistan zugemacht. Dennoch gelangen pro Tag noch immer etwa 800 bis 1000 Flüchtlinge ins Land.
Die Hilfsorganisationen fürchten einen weiteren Ansturm von Menschen, die vor der anhaltenden Dürre und der dadurch ausgelösten Hungersnot, möglicherweise auch vor den amerikanischen Bombardements fliehen. Insgesamt müsse man sich darauf einstellen, demnächst 7,5 Millionen Menschen versorgen zu müssen, so die Katastrophen-Szenarien der Helfer.
Da können die 75 Familienzelte, 300 Decken und 200 Küchensets, die Fischer in seinem Airbus mitbrachte, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Insgesamt bringt der deutsche Außenminister Hilfsgüter im Wert von rund 60.000 Mark für Afghanistan und Tadschikistan mit, die vom Deutschen Roten Kreuz zusammengestellt wurden. Mit an Bord der Minister-Maschine sind auch Vertreter deutscher Hilfsorganisationen: Deutsches Rotes Kreuz, Welthungerhilfe und Malteserhilfsdienst, sowie das Technische Hilfswerk haben ihre Fachleute mitgeschickt.
Die humanitäre Hilfe ist aber nur eines der Gesprächsthemen, die bei Fischers Besuch in Pakistan auf der Tagesordnung stehen. Daneben geht es auch um die politische Einbindung und Stabilisierung Pakistans, das sich - gegen den Widerstand der islamistischen Kreise im Land - der internationalen Koalition gegen den Terror angeschlossen hat. Die pakistanische Regierung ist damit von der jahrelangen Unterstützung der Taliban abgerückt und droht daher, in eine schwere innenpolitische Krise zu rutschen.
Auch für die Zeit nach dem Ende der Kampfhandlungen und dem Sturz der Taliban braucht die internationale Staatengemeinschaft die Unterstützung Islamabads. "Eine dauerhafte Lösung des Konflikts in Afghanistan ist nur möglich, wenn Pakistan miteinbezogen wird", sagte Fischer. Und so stehen denn auch die Planungen für die Zeit danach im Mittelpunkt der Gespräche, die der deutsche Außenminister in den Nachbarländern Afghanistans führt. Die Zeit drängt, denn, so sein Eindruck, die bisherigen Militärschläge der USA waren offenbar sehr erfolgreich. Am Freitagabend (19.10.) wird Fischer von Islamabad aus in die tadschikische Hauptstadt Duschanbe weiter reisen.