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Hier wird Kirchenslawisch oder Bulgarisch gesprochen

25. September 2002

– Bulgarisch-Orthodoxe Kirche droht einem Priester mit "Zwangsmaßnahmen", weil er für die rumänische Minderheit Gottesdienste in rumänischer Sprache feierte

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Bukarest, 24.9.2002, 525 GMT, RADIO RUMÄNIEN INTERNATIONAL, rumän.

Ioana Nitescu:

(...) Der Rat des (orthodoxen – MD) Bistums Widin, Bulgarien, beschuldigt den rumänisch-wlachischen Priester Valentin Tswenatow Georgiew aus dem Dorf Rabowa, Kreis Widin, für die rumänisch-wlachischen Gläubigen Gottesdienste in rumänischer Sprache gefeiert zu haben. Einzelheiten von Serafim Hristow, dem Präsidenten der Rumänischen Gemeinden in Bulgarien.

Serafim Hristow:

Am 7. August 2002 schickte die Metropolie Widin Herrn Walentin Tswetanow Georgiew, dem Priester des Dorfes Rabowa, Kreis Widin, einen Brief mit der Nummer 139 mit folgendem Wortlaut: "Auf seiner Sitzung vom 26.7.2002 hat der Rat des Bistums Widin laut Protokoll Nr. 4 den Bericht von Herrn Serdalin Georgiew Petrow, dem Vikar und Erzpriester der Kirchendirektion Kula erörtert. In dem Bericht teilt er uns mit, dass Sie den Gottesdienst in wlachischer oder rumänischer Sprache feierten. Damit haben Sie gegen die Bestimmungen der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche verstoßen." Weiter heißt es in dem Schreiben: "Wir weisen Sie darauf hin, dass das Kirchenslawische oder das Bulgarische offizielle Sprache in der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche in Bulgarien ist. Sie halten sich nicht an die Bestimmungen der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Deswegen sind wir verpflichtet, entsprechend den Bestimmungen der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche Zwangsmaßnahmen zu ergreifen." Dies ist der Text, den das Bistum Herrn Georgiew schickte.

Frage:

In dem Dorf Rabowa, in dem Walentin Georgiew Priester ist – was für Leute leben da?

Serafim Hristow:

In dem Dorf Rabowa leben Rumänen. Alle sprechen Rumänisch. Eine Ausnahme bilden die Kinder, die ihre Muttersprache nicht mehr beherrschen, seit der bulgarische Staat vor einigen Jahren – Sie wissen ja, wann das war - mit der Bulgarisierung begann. (...) Also, wir sind der Ansicht: Wenn der Gottesdienst in rumänischer Sprache gefeiert wird, ist das zum Wohle dieser Gläubigen, die zur Kirche gehen und die rumänische Sprache beherrschen. Warum soll der Priester den Gottesdienst in bulgarischer Sprache halten, wenn die Frauen, die vielleicht 60, 70 Jahre alt sind, kein Bulgarisch können? (...)

Frage:

Aus den Angaben, die uns in Rumänien vorliegen, geht hervor, dass die rumänisch-wlachische Gemeinde in Bulgarien auf 125.000 Personen geschätzt wird.

Serafim Hristow:

Ja, es sind ungefähr so viele, wahrscheinlich etwas über 125.000. Aber Ihre Zahlen stimmen in etwa.

Frage:

Damit liegen die Rumänen und die Wlachen an zweiter Stelle, nach der türkischen Minderheit in Bulgarien. (...) Welche Rechte haben sie?

Serafim Hristow:

Der bulgarische Staat lehnt es ab, der rumänischen Gemeinde in Bulgarien Rechte und Gelder zu gewähren. Gleiches gilt für den Verband der Wlachen in Bulgarien, der vor zehn Jahren gegründet wurde.

Frage:

Stimmt es, dass die Verbände der Rumänen in Bulgarien keinen Vertreter im bulgarischen Parlament haben?

Serafim Hristow:

Bisher hat man ihnen dieses Recht nicht eingeräumt, weil sie bei den Volkszählungen nicht als Volksgruppe eingetragen waren. (...)

Frage:

(...) Wie sieht die Zukunft dieser Rumänen aus?

Serafim Hristow:

(...) Wir haben uns vorgenommen, in den Dörfern mit überwiegend rumänischer Bevölkerung – in Widin sind es 32 Dörfer, südlich der Donau und rund um Silistra sind es Dutzende von Dörfern – allmählich die rumänische Sprache einzuführen. (...) Am Montag war ich mit Schuldirektoren von Widin beim Informationsministerium und beim Erziehungs- und Forschungsministerium. In Widin soll noch in diesem Schuljahr mit dem Unterricht in rumänischer Sprache begonnen werden. (...) Unser Ziel ist es, in Widin ein Gymnasium zu haben, in dem von der ersten bis zur elften Klasse, oder wie auch immer es im Schulwesen weitergehen mag, der Unterricht in rumänischer Sprache erteilt wird. (...) (me)