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Herrschende Kreise Mazedoniens bereichern sich auf Kosten der Bürger

28. Dezember 2001

– 70.000 Arbeiter leben nach Angaben der Zeitung MAKEDONIJA DENES von "65 Mark und einem Stück Käse"

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Skopje, 24.12.2001, MAKEDONIJA DENES, mazed., Copyright BBC monitoring

Die mazedonischen Bürger leben schon seit langem mit dem Geschmack der Armut. So, als gehöre es dazu, liegt immer irgendwo ein Oberdachloser auf der Straße, neben einem Luxusauto oder einem eingefrorenen Müllcontainer.

Auf der Grundlage von mehrjährigen Untersuchungen sind die Statistiker zu verblüffenden Zahlen gelangt, die belegen, dass jede fünfte Person in diesem Land arbeitslos ist und dass etwa 70.000 Familien von der Mindestsozialhilfe leben. Wenn wir hierzu noch die leeren Fabrikhallen hinzuzählen, die Armee der 400.000 Arbeitslosen, die verringerte Produktion und die Unzufriedenheit der Bürger, dann erhält man das gesamte aktuelle Bild der mazedonischen Gesellschaft. Seit kurzem sind auch die vorübergehend vertriebenen Personen in das Feld der Statistikformulare aufgenommen worden, das auf niedrige soziale Strukturen verweist. Nach mehreren Monaten der Krise sind diese Menschen ohne ihren Besitz, ohne das mühsam verdiente Kapital und ohne Jobs. Sie leben nun auf Kosten humaner Menschen, von allen, die ihnen etwas geben und vom Staat. Laut den Vertriebenen, die in den Sammelzentren leben, von der mageren Hilfe, die die Gesellschaft irgendwie schafft, ihnen zu geben, können sie kaum die erste Monatshälfte überstehen (...).

Über den neu ernannten mazedonischen Botschafter in Washington, Nikola Dimitrov, hat die mazedonische Regierung das Land bei der Weltbank um weitere 15 Millionen Dollar verschuldet. Der Kredit, der für dringende Wirtschaftsreformen im Land vorgesehen ist, wird zinslos sein, eine Rückzahlungsfrist von 20 Jahren haben und einen Tilgungsaufschub von zehn Jahren. (...). Bis Jahresende wird die Regierung drei Millionen Dollar von der Weltbank sowie einen Finanzzuschuss von fünf Millionen Dollar von den Niederlanden erhalten haben. Die Bürger sind noch besorgter, angesichts der Veröffentlichung dieser Informationen durch das Außenministerium. Die Sorge der Menschen ist einfach erklärt – sie besagt, dass die herrschenden Strukturen reicher werden auf Kosten der Bürger, deren Taschen leer bleiben werden.

Die Industrieproduktion, die in den ersten neun Monaten des Jahres einen Absturz erlebte, wird weiter sinken. Andererseits werden die Importe auf Kosten der Exporte steigen, die nach den Informationen der Handelskammer kaum 10 Prozent (der Importe?) erreichen. Die Parlamentsabgeordneten sagen einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um vier Prozent im kommenden Jahr voraus.

Der Finanzminister stellte vor kurzem fest, dass "wir seit der Unabhängigkeit (...) keine zwei normalen Jahre hintereinander erlebt haben. So sieht die Sache aus der Perspektive des obersten Zuständigen für die Finanzen aus. Auf der anderen Seite der Medaille, nämlich der Unterseite, sind 70.000 Arbeiter, die gezwungen sind, mit einem Stück Käse und 2000 Denar (etwa 33 € / 65 DM – MD) auszukommen. Was sie angeht, so haben sie im letzten Jahrzehnt keine zwei normalen Tage hinter einander erlebt.

Die Führer der Gewerkschaften haben anscheinend nicht die Macht, um den Kampf um die Verwirklichung der Arbeiterrechte zu gewinnen. Der Käse ist alles, was von ihren versprochenen sozialen Rechten übrig geblieben ist. Normalerweise wünschen sich die Regierenden aggressive Gewerkschaftsführer, die sich schließlich auf die geringste aller Forderungen einlassen. Die schienen von den Protesten im Frühjahr erschöpft zu sein, den wochenlangen Straßenblockaden im ganzen Land und den ernsthaften Drohungen, dass sie (die Gewerkschaftsführer) sie (die Regierenden) stürzen würden, wenn sie sie weiterhin ignorieren sollten. Auch darin sind sie gescheitert. Die Spitzenvertreter des Landes haben ihre millionenschweren Manipulationen fortgesetzt. Die Gewerkschaftsführer ihrerseits haben ihre Mitglieder verraten. Und all das geht solange so weiter, bis der Durchschnittsbürger beschließt, dass er genug davon hat. (MK)