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Glaube

Helau, Alaaf und Amen!

1. März 2025

Das Christentum verkündet eine frohe Botschaft. Freudlosigkeit ist daher keine christliche Tugend! Religion und Humor gehören vielmehr zusammen. Das zeigt sich auch im Karneval. Ein Beitrag der Katholischen Kirche.

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Deutschland | Karneval Köln
Bild: Christoph Hardt/Panama Pictures/IMAGO

Die fünfte Jahreszeit biegt auf die Zielgerade! An Rosenmontag und Veilchendienstag erreicht die närrische Kampagne ihren Höhepunkt. Ausgelassen feiern die Karnevalisten Fastnacht, Fastelovend, Fasnet oder Fasching. Denn alle wissen: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“ 
 
Das hat seinen Ursprung im Kirchenjahr. Denn mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, in der sich die Gläubigen auf Ostern vorbereiten. Und diese 40 Tage waren früher hart und entbehrungsreich: kein Fleisch, keine Eier, keine Milchspeisen! Zuvor aber, in der Nacht vor dem Fasten (Fastnacht), wollte man sich noch einmal richtig austoben. 
Auch die Tradition des Karnevalsbeginns am 11.11. hat hier ihren Ursprung, war doch der Advent lange auch eine strenge Fastenzeit vor dem Weihnachtsfest. 
 
Ohne Kirche und Glaube kein Karneval! Mittelalterliche Quellen belegen, dass man in den Städten die öffentlichen Feiern und Narrenumzüge nach dem Vorbild der Passions-und Osterspiele sowie der kirchlichen Prozessionen veranstaltete. Demgegenüber spielten heidnische Bräuche aus vorchristlicher Zeit bei der Entstehung der Fastnacht kaum eine Rolle. 
 
Nirgendwo in Deutschland ist die Symbiose von Christentum und Karneval so lebendig wie im Rheinland. Viele Pfarrgemeinden feiern aktiv „Fastelovend“. Man veranstaltet närrische Sitzungen und beteiligt sich an den Straßenumzügen. Hier, im kirchlichen Umfeld, begann die Karriere für zahlreiche populäre Comedians, Sänger und Musiker. 
 
Vielerorts kommen die Narren kostümiert zum Gottesdienst. Der Pfarrer hält nicht selten eine karnevalistische Predigt. Dann hört man Witze wie diesen: „Ein schwerreicher Mann fragt beim Bischof: „Wenn ich der Kirche eine Million Euro vererbe, komme ich dann sicher in den Himmel?“ Der Bischof antwortet: „Fest versprechen kann ich Ihnen das nicht – aber Sie sollten es in jedem Fall versuchen!“ 
 
Der Karneval war und ist auch ein Ventil gegen die Mächtigen. Die Narren stellen die Welt auf den Kopf: „Viele Erste werden Letzte sein und die Letzten Erste.“ (Mk 10,31) Und so lesen die Jecken auch dem Bodenpersonal des lieben Gottes mal die Leviten! 
 
Ja, in der Kirche darf man auch mal schallend lachen. Über Jahrhunderte kannte man das „Osterlachen“ (risus paschalis), mit dem Tod und Teufel laut ausgelacht wurden. In gewisser Weise haben die Karnevalsgottesdienste diese Tradition wieder belebt. 
 
Der christliche Glaube betont die Gemeinschaft und verkündet das „Leben in Fülle“. So auch die Fastnacht. Nicht zufällig thematisieren Karnevalsschlager die Glückseligkeit: „Wir kommen alle, alle in den Himmel!“  
 
Lachen und Schunkeln sind in der Kirche erlaubt! So wie in den „Narrenmessen“ der schwäbisch-alemannischen Fasnet oder in den rheinischen Karnevalsgottesdiensten.   
 
Im Kölner Dom ist die große Karnevalsmesse ein Höhepunkt im Kirchenjahr.  Andächtig und beschwingt zugleich feiern die Jecken einen Gottesdienst „op Kölsch“. Er endet mit der von der Orgel intonierten Karnevalshymne  „M´r losse de Dom en Kölle“, dem „Tedeum“ des Kölner „Fasteleer“. Und vor dem Dreikönigsschrein brennt bis Aschermittwoch eine geweihte „Sessionskerze“, die das närrische Treiben schützen soll. 
 
Bleibt die Frage, warum die Fastnacht vor allem in den katholischen Regionen zuhause ist? 
 
Die Reformatoren konnten mit der Praxis des Fastens in der alten Kirche nichts mehr anfangen. Daher machte für sie auch die Fastnacht keinen Sinn. Martin Luther, der ansonsten ja für derbe Schätze und Schabernack durchaus zu haben war, verurteilte die Zügellosigkeiten des Karnevals als sündhaft und unheilvoll. 
 
Aber es zeigt sich, dass auch immer mehr Protestanten die „fünfte Jahreszeit“ mitfeiern. 
In Köln ist der Karneval inzwischen zu einer wahrhaft ökumenischen Angelegenheit geworden. Deshalb stimmen alle mit ein, wenn die „Höhner“ lautstark bekennen:  
„Ob Du Christ bist oder Moslem, schwarz bist oder rot, es gibt ein Leben nach dem Tod!“ 
 
 
 
Zum Autor: Andreas Britz 
Jahrgang 1959; Lehrer für Katholische Religion und Geschichte am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium im südpfälzischen Germersheim und Regionaler Fachberater für Katholische Religion an den Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen in der Pfalz; seit 2024 im Ruhestand. Langjähriger Autor von Verkündigungssendungen im Auftrag des Bistums Speyer in SWR und Deutschlandfunk. 

Andreas Britz
Bild: rivat

Dieser Beitrag wird redaktionell von den christlichen Kirchen verantwortet.