Heimvorteil - Woher stammt die Liga?
12. September 2015Zwei Seelen wohnen, ach! in ihrer Brust: Die Bundesliga gibt sich im Zeitalter der Globalisierung immer internationaler und interessiert an neuen Märkten. Gleichzeitig betont sie ihre Wurzeln und Bodenstädnigkeit - gerne in Abgrenzung zur turbokapitalistischen englischen Premier League. Vor dem Hintergrund dieses Zweispalts stellt sich die Frage: Woher stammen die Protagonisten der Bundesliga eigentlich? Wie international und wie regional ist die Liga? Und wo suchen die Bundesliga-Clubs nach Verstärkung? Fragen, auf die ein aufwändiges Daten-Projekt des Bayerischen Rundfunks (BR) Antworten gibt.
Ein paar wesentliche Erkenntnisse: Längst hat die Liga einen bunten, multikulturellen Anstrich. Fast die Hälfte der 505 Bundesliga-Spieler ist im Ausland geboren. Beim Blick auf die Herkunftskontinente und -länder ergibt sich jedoch ein sehr unterschiedliches Bild. Während nur wenige Spieler aus Nordamerika, Australien oder Asien (Ausnahmen sind Japan und Südkorea, die zusammen 15 Bundesligapsieler stellen) kommen, spielt bei 17 von 18 Bundesligaklubs mindestens ein Südamerikaner. Stärkstes Herkunftsland neben Deutschland ist Brasilien mit 21 Profis. Interessant ist auch, dass bis auf eine Ausnahme alle afrikanischen Spieler der Bundesliga aus Westafrika kommen, kein einziger hingegen aus dem Norden oder Süden des Kontinents.
Nur je ein Bundesligaprofi aus England und der Türkei
Stark vertreten ist wie in der Vergangenheit der europäische Kontinent. Auffällig dabei ist, dass die deutsche Sprache weiterhin ein wichtiges Auswahlkriterium für die Bundesligavereine auf Spielersuche ist. Denn jeweils 17 Profis kommen aus Österreich und der Schweiz und damit deutlich mehr als zum Beispiel aus den wesentlich einwohnerstärkeren Fußballnationen Frankreich (13), Spanien (6) oder Italien (5). Nur ein einziger Fußballer kommt mit Melvyn Lorenzen (Werder Bremen) aus dem Mutterland der Sportart: England. Interessant ist, dass bei fast drei Millionen in Deutschland lebender Menschen türkischer Herkunft nur ein einziger in der Türkei geborene Spieler (Batuhan Altıntaş, HSV) in der Bundesliga kickt.
Die Geburtsländer von insgesamt 40 Bundesliga-Spielern gibt es heute gar nicht mehr. 18 Spieler stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien, acht aus der Tschechoslowakei, je sechs aus der DDR und der Sowjetunion und je ein Spieler aus den Niederländischen Antillen und aus Zaïre.
Die Fußballhauptstadt Deutschlands heißt... Heidelberg!
277 Bundesligaprofis sind in Deutschland geboren, in vielen Vereinen kommt ein Teil davon sogar ganz aus der Nähe des jeweiligen Vereins. Ob es bloß aus finanzieller Not oder doch aus Überzeugung ist, wissen wir nicht. Aber Aufsteiger Darmstadt 98 ist der "Regionalmeister" der Liga. Bei den Hessen stehen sieben Profis im Kader, die im Umkreis von gerade mal 50 Kilometern geboren sind, der FC Augsburg hat zehn Bayern in den eigenen Reihen und die Erzivalen Dortmund und Schalke setzen gleichermaßen stark auf Spieler aus Nordrhein-Westfalen.
Im "Heimspiel" wird auch deutlich, dass Deutschlands Fußballhauptstadt nicht Berlin heißt, sondern: Heidelberg. Die Universitätsstadt im Südwesten Deutschlands kommt gemessen an der Einwohnerzahl auf die meisten Erstliga-Fußballer. Immerhin fünf Profis bei gerade einmal rund 150.000 Einwohnern sind der Topwert in der Liga - und dass, obwohl Heidelberg keinen Bundesligisten beheimatet.
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