Heftige Explosionen und Gedenkgottesdienste
11. Oktober 2001Am Donnerstagnachmittag und am Abend bombardierten amerikanische Kampfflugzeuge Ziele in der Umgebung des Flughafens von Kabul und im Osten der Stadt. Die USA setzten damit den fünften Tag in Folge ihre Angriffe auf Ziele in Afghanistan fort, die sich gegen Einrichtungen der regierenden Taliban und gegen vermutete Stellungen von Terroristen richten.
In der Taliban-Hochburg Kandahar wurde ein Munitionslager getroffen. Die Menschen flohen in Richtung der pakistanischen Grenze, die allerdings geschlossen blieb. Angriffe richteten sich auch gegen den Militärstützpunkt Schamschaad, sechs Kilometer nördlich der pakistanischen Grenze.
Die oppositionelle Nordallianz in Afghanistan meldete unterdessen die Eroberung der Provinz Gur. Diese gilt wegen ihrer zentralen Lage als Schlüsselregion.
Militäreinsatz bis Sommer 2002?
Der Militäreinsatz in Afghanistan könnte sich nach den Worten des britischen Generalstabschefs Michael Boyce 'mindestens' bis zum Sommer 2002 hinziehen. Bei der Schwächung der Luftabwehr und der Zerstörung der Ausbildungslager des mutmaßlichen Moslemextremisten Osama bin Laden seien jedoch bisher 'gute Fortschritte' erzielt worden, betonte Boyce in London.
Gedenkgottesdienste
US-Präsident Bush versicherte am Donnerstag, die Streitkräfte verfügten über 'alle Ressourcen, alle Waffen und alle Mittel', die für einen Sieg im weltweiten Krieg gegen den Terrorismus nötig seien. Die Männer, die Amerika am 11. September angegriffen hätten, seien umsonst gestorben, sagte Bush während eines Gedenkgottesdienstes vor dem Pentagon. In New York fand vor den immer noch rauchenden Trümmern des World Trade Centers eine Zeremonie für die 4800 Opfer der Terroranschläge statt.
Keine Hinweise auf Bio-Anschläge
Nach dem Fund von zehn verdächtigen Briefen in Wiesbaden haben erste Untersuchungen am Donnerstag keine Hinweise auf einen Bio-Anschlag ergeben. Auch die Analysen an den beiden am Mittwoch in Berlin gefundenen Briefen ergaben keine Hinweise auf Milzbrand- oder andere Krankheitserreger. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sagte in Berlin, die Regierung prüfe derzeit, wie weit Deutschland gegen Angriffe mit biologischen Waffen gerüstet sei.
Hilfe für Flüchtlinge
Die ersten Transportflugzeuge mit deutschen Hilfsgütern für afghanische Flüchtlinge sind am Donnerstag vom Flughafen Köln/Bonn gestartet. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte die beiden Iljuschin-Maschinen mit einer kompletten Krankenhausstation sowie knapp 10.000 Decken, 900 Rundzelten und 500 Küchensets beladen.
Insgesamt entsendet die Hilfsorganisation 90 Tonnen Material ins pakistanische Peschawar nahe der afghanischen Grenze. Von dort würden rund 1000 Helfer des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) die Güter an etwa 250.000 Menschen verteilen, die in den vergangenen Tagen vor den Luftangriffen auf Afghanistan in Nachbarländer geflohen seien.