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Hatte der US-Geheimdienst seine Hände mit im Spiel?

22. März 2002

– Jugoslawische Pressestimmen zur Verhaftung des serbischen Vizepremiers Momcilo Perisic

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Belgrad, 20.3.2002, RADIO JUGOSLAWIEN, deutsch

Der Vorsitzende der Bewegung für ein demokratisches Serbien, Momcilo Perisic, der kürzlich wegen Spionageverdachtes festgenommen wurde, hat am Dienstag (19.3.) seinen Rücktritt vom Amt des Vizepremiers Serbiens eingereicht und erklärt, er sei nicht schuldig und werde nicht erlauben, dass die Abrechnung mit ihm für den Sturz der Regierung Serbiens genutzt wird. Die jugoslawischen Printmedien bringen Reaktionen auf den "Fall Perisic".

Der Rücktritt Perisics und die Erklärung, er werde sich nicht auf die Immunität als Abgeordneter im Bundesparlament berufen, beruhigt einigermaßen die entflammte politische Krise, die durch seine dramatische Festnahme in Gesellschaft mit dem amerikanischen Diplomaten entstanden ist, schreibt "Politika". Die meist voreiligen Erklärungen und schweren Beschuldigungen, ob auf Rechnung Perisics oder des militärischen Sicherheitsdienstes, sollen aufhören, damit die Verantwortung aller in dieser gesamten Aktion eingehend geprüft wird. Die politischen Subjekte haben das Ihre gesagt und nun soll den zuständigen Untersuchungs- und Justizorganen das Recht gegeben werden, ihre Arbeit zu verrichten, stellt der Kommentator der "Politika" fest.

Nach der Sitzung des Präsidiums des Regierungsbündnisses DOS wollte der Premier Serbiens, Djindjic, nicht die Frage beantworten, ob den Staatsfunktionären die Aufnahmen gezeigt wurden, welche die Schuld Perisics beweisen, schreibt das Blatt "Vecernje novosti". Djindjic fügte hinzu, das DOS-Präsidium habe sich nicht mit Beweisen gegen Perisic befasst, weil das vom Gericht festgestellt werden soll, sondern mit den Umständen, unter denen er festgenommen wurde. Er sagte weiter, er ist jetzt viel mehr als zuvor der Meinung, dass dieser Fall zu politischen Zwecken missbraucht wird mit der Absicht, die Regierung Serbiens anzugreifen, weshalb die Staats- und nationale Sicherheit ernsthaft gefährdet waren.

Die Verhaftung Perisics ist das Ergebnis des Krieges der stärksten internationalen Nachrichtendienste und der Verwicklung ihrer Interessen in Jugoslawien und auf dem Balkan, stellte der Vizepräsident des Boards der Direktoren der Internationalen Polizeivereinigung für Drogenbekämpfung, Marko Nicovic fest, schreibt das Blatt "Blic". Er führt an, dass um den außerordentlich wichtigen strategischen Raum Serbiens die Nachrichtendienste Russlands, Frankreichs, Deutschlands und der USA kämpfen. "Die ganze Verhaftungsaktion Perisics wurde in Zusammenarbeit der CIA und der Streitkräfte Jugoslawiens durchgeführt. Die Amerikaner haben ihren "Diplomaten" absichtlich geopfert. Ihr Opfer ist nicht groß und hat keine Folgen außer der Aufmerksamkeit der Medien, meint Nicovic. "Die Festnahme Perisics ist zugleich ein Schlag für die EU und deren Anstrengungen, ihren Einfluss in Serbien zu realisieren. Dieser Fall wird keine Folgen auf die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und den USA haben, was auch die Erklärung des amerikanischen Botschafters bestätigt, dass die Festnahme sich auf deren Hilfe für Jugoslawien nicht auswirken wird", zitiert "Blic" die Erklärung Nicovics. (fp)