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Hashim Thaqi: "Serben im Kosovo sollen sich sicher fühlen"

Adelheid Feilcke-Tiemann31. Oktober 2001

Der ehemalige UCK-Kommandant ruft die Serben im Kosovo auf, an den bevorstehenden Parlamentswahlen teilzunehmen.

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"Wir stellen keine Bedingungen an die Teilnahme der Serben am politischen Leben Kosovos." Das sagte Hashim Thaqi, einst Kommandant der kosovo-albanischen Rebellenorganisation UCK, nun Vorsitzender der Demokratischen Partei Kosovos (PDK), der Deutschen Welle. "Wir als Demokratische Partei Kosovos bemühen uns, die Voraussetzungen für eine Teilnahme der Serben zu schaffen, Bedingungen für ein ruhiges Leben der Kosovo-Serben, damit sie sich in Kosovo sicher fühlen, damit es in der Zukunft keine Enklaven, keine isolierten Teile in Kosovo gibt, damit die Serben sich auch direkt an den aktuellen Prozessen in Kosovo beteiligen können."

Mit "aktuellen Prozessen" meint Thaqi die bevorstehenden Parlamentswahlen in der Region, die für den 17. November angesetzt sind. Gut zweieinhalb Jahre nach dem Ende des Krieges und ein Jahr nach den ersten Kommunalwahlen sollen die Parlamentswahlen das Fundament für eine parlamentarische Demokratie und die Selbstverwaltung des Kosovo innerhalb Jugoslawiens legen.

Nicht nur die Vertreter der internationalen Organisationen, auch die albanischen Politiker im Kosovo machen sich in diesen Tagen dafür stark, dass sich auch die serbische Minderheit an diesen Wahlen beteiligt. Hashim Thaqi ruft die serbische Bevölkerung dazu auf, sich in den politischen Prozess einzubringen:

"Nur so können wir gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft ein neues demokratisches Kosovo aufbauen. Ich bin optimistisch, dass ihre Teilnahme ihnen mehr nützt als ihre Isolation und ihre Abhängigkeit von den Befehlen Belgrads. Keine Bevölkerungsgruppe hat eine Zukunft, wenn sie sich isoliert, wenn sie boykottiert und wenn sie die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft verweigert."

"Parallel-Institutionen der Serben haben keine Zukunft"

Die serbische Minderheit im Kosovo lebt überwiegend isoliert in Enklaven sowie im nördlichen Landesteil. Eine Teilnahme an den Wahlen wird von serbischer Seite an mehrere Bedingungen geknüpft, vor allem in den Bereichen Sicherheit und Bildung. Gespräche zwischen UN-Verwalter Hans Haekkerup und dem jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica über eine Teilnahme der Kosovo-Serben an den Wahlen waren zunächst ergebnislos geblieben. Kritik bei der albanischen Bevölkerung hatte vor allem der serbische Wunsch nach einer eigenen Universität ausgelöst, die im Nordteil Mitrovicas angesiedelt sein soll. Auch Hashim Thaqi lehnt das ab:

"Im Kosovo haben parallele Institutionen keine Zukunft. Es müssen gemeinsame Institutionen für alle Bürger Kosovos gebildet werden. Dazu gehören auch Bildungseinrichtungen und Hochschulen. Kosovo hat eine eigene Universität, wo Raum für alle Studenten aller ethnischen Gruppen ist. Die Entscheidung für Mitrovica ist ohne den Rat der Albaner gefallen. Natürlich arbeitet Serbien daran, Kosovo zu teilen. Das ist ein Projekt des serbischen Vize-Regierungschefs Nebojsa Covic, an dem er schon lange arbeitet. Wir werden uns dafür einsetzen, dass das künftige Parlament Entscheidungen fällen kann, die Kosovo in seiner Gänze betreffen. In Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft werden wir auch für Mitrovica eine Lösung finden. Dazu gehören auch die Frage der Universität und die Arbeitsaufnahme des Bergwerkes von Trepça."

Die Demokratische Partei unter Hashim Thaqi tritt - wie alle albanischen Parteien im Kosovo - dafür ein, dass die Provinz nach dem Aufbau demokratischer Strukturen von Serbien und Jugoslawien unabhängig werden soll. Derartige Forderungen verstärken die Widerstände in Belgrad zusätzlich, denn sie widersprechen der UN-Resolution 1244, der zufolge am derzeitigen Status des Kosovo nicht gerüttelt werden darf. Davon ist die internationale Staatengemeinschaft bis heute nicht abgerückt.

"Unabhängigkeit des Kosovo hätte positive Auswirkung auf die Stabilität in der Region"

Hashim Thaqi hält eine Unabhängigkeit des Kosovo dennoch für erreichbar. Seiner Meinung nach wäre sie auch positiv für die ganze Region:

"Die Welt setzt sich für ein demokratisches Kosovo ein. Die Unabhängigkeit ist nicht nur gut für die Bürger Kosovos. Die Demokratisierung und auch die Unabhängigkeit des Kosovo werden eine positive Auswirkung auf die Demokratisierung Montenegros und Serbiens haben. Sie werden sowohl der Stabilität Albaniens verhelfen, als auch zur Stabilität und der Lösung der Probleme in Mazedonien beitragen."