Hannover Messe 2025: Aufbruch in schwierigen Zeiten?
29. März 2025
Mehr als 4000 Aussteller wollen auf der laut eigenen Angaben größten Industriemesse ihre Neuigkeiten vorstellen und Besucher aus etwa 150 Ländern werden dazu erwartet. Jedes Jahr präsentieren in der niedersächsischen Landeshauptstadt insbesondere mittelständische Unternehmen Innovationen aus den Bereichen Robotik, Maschinenbau, Antriebstechnik und Energieproduktion.
In den aktuell schwierigen Zeiten will die Hannover Messe Optimismus verbreiten: "Wir wollen eine Plattform bieten, auf der die Politik mit der Wirtschaft in den Austausch treten kann, damit hier besprochen wird, welche Rahmenbedingungen nötig sind, um erfolgreich zu sein", erklärt Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG der DW. In Hannover soll Vertrauen in Investitionen erzeugt und vor allem Aufbruchsstimmung vermittelt werden.
Partnerland Kanada
Partnerland ist in diesem Jahr Kanada. Die Entscheidung hierfür fiel zwar bereits vor zwei Jahren, doch angesichts der Handelskonflikte mit den USA kommt die Zusammenarbeit bei der Hannover Messe gerade recht. In den letzten Wochen hat die Trump-Regierung immer wieder Zölle gegen Kanada und die EU verhängt.
"Angesichts der geopolitischen Spannungen freuen wir uns besonders, dass ein Land wie Kanada dieses Jahr Partnerland ist", so der Geschäftsführer Wolfgang Weber des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) zur DW.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thilo Brodtmann, sieht hier eine gute Chance. "Wir hoffen natürlich, dass das Freihandelsabkommen CETA, das vor nicht allzu langer Zeit abgeschlossen wurde, plus die Partnerschaft auf der Hannover Messe auch den Handel zwischen der EU und Kanada weiter intensiviert. Da die Kanadier nicht gut von Herrn Trump behandelt wurden, würden sie sicherlich auch nach anderen Absatzmärkten suchen", so Brodtmann zur DW, "und da ist natürlich die Partnerschaft mit der EU und das Freihandelsabkommen eine große offene Tür, durch die sie gehen können."
Messe mit Scholz
In der Regel besuchen auch Staats- und Regierungschefs die Hannover Messe. So eröffneten etwa Barack Obama und Angela Merkel die Hannover Messe 2016. Doch dieses Jahr befindet sich die Politik zur Messezeit im Umbruch.
In Deutschland gab es erst Ende Februar Wahlen und der neue Bundestag hat den Bundeskanzler noch nicht gewählt. In Kanada ist der Premier Justin Trudeau zurückgetreten und der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney hat erst im März vorläufig das Amt des Premierministers übernommen.
Lange Zeit stand nicht fest, welche hochrangigen Politikerinnen und Politiker in diesem Jahr die Hannover Messe besuchen würden. Die Frage hat sich zunächst zumindest für Deutschland geklärt: So eröffnet der noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz wieder die Messe.
Milliardenschwere Investitionen
Trotz der politischen Umbrüche in Kanada und in Deutschland begrüßen Wirtschaftsvertreter den Zeitpunkt der Hannover Messe, da die Bundesregierung erst Mitte März 500 Milliarden Euro an Sondervermögen für Investitionen beschlossen und die Schuldenbremse gelockert hat.
"Da wird eine riesige Auftragswelle kommen", so VDMA-Chef Brodtmann zur DW. Die Hannover Messe biete genau die Dinge, die für Investitionen in die Infrastruktur gebraucht werden: "Die Messe kann da wieder einen Kick geben. Wir sind zuversichtlich, dass in Hannover am Ende auch etwas in die Geldbeutel, sprich in die Auftragsbücher kommt."
ZVEI-Chef Weber begrüßt vor allem, dass bei dem Investitionspaket der Klimaschutz eine hohe Priorität erhält. In den Verhandlungen um das Investitionspaket konnten die Grünen 100 Milliarden Euro Sondervermögen für den Klimaschutz durchsetzen:
"Ich glaube, das ist in der Tat wichtig, damit Deutschland mit diesen Startvoraussetzungen der Welt zeigt, dass man Klimaschutz mit Wirtschaftlichkeit zusammenbringen kann", so Weber.
Schwache Wirtschaft
Die Hannover Messe entstand 1947 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegesin Deutschland. Die britische Besetzungsmacht wollte so die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Das Potenzial der deutschen Unternehmer und Arbeiter sollte der Welt gezeigt werden. Der Plan ging auf: Es wurden Exportverträge über insgesamt fast 32 Millionen US-Dollar geschlossen.
Aktuell schwächelt die deutsche Wirtschaft wieder. Sie befindet sich jetzt schon im zweiten Jahr in Folge in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt sank im letzten Jahr um 0,2 Prozent. Könnte hier die Hannover Messe wieder zum Aufschwung verhelfen?
Messechef Köckler sieht durchaus historische Parallelen zu 1947, betont aber: "Da müssen wir wirklich aufpassen, dass wir uns durch die Nachrichten nicht unter Wert verkaufen. Die Botschaft sollte sein, dass 'Made in Germany' sehr stark ist und wir auch vor dem globalen Wettbewerb nicht einknicken"
Top-Thema KI
ZVEI-Chef Weber sagt ebenfalls, dass wenn auch die Industrie in Deutschland momentan schwächele, ihre Technologieführerschaft in großen Teilen immer noch vorhanden sei. "Wir haben die Automatisierung und die Digitalisierung in die industrielle Produktion eingebracht und damit die Effizienz massiv vorangebracht.“
In diesem Jahr ist Künstliche Intelligenz das Topthema auf der Hannover Messe, eine Technologie die entscheidend im internationalen Wettbewerb sein wird. "Das ist nicht Selbstzweck, sondern Besucherinnen und Besucher kommen auf die Messe, um Technologien zu finden, mit denen sie zu Hause wettbewerbsfähig bleiben", so Messechef Köckler.
In der kommenden Woche wird sich zeigen, welchen Schub die Hannover Messe der Wirtschaft verleihen kann.