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PolitikNahost

Hamas übergibt vier weitere israelische Geiseln

25. Januar 2025

Die Soldatinnen wurden in Uniform auf einer Bühne im Zentrum der Stadt Gaza einer Menschenmenge zur Schau gestellt und dann übergeben.

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In Gaza-Stadt übergibt die Hamas vier israelische Geiseln an das Rote Kreuz, sie stehen neben Bewaffneten auf einer Bühne
Vier Soldatinnen der israelischen Armee sind frei, sie waren seit Oktober 2023 in der Gewalt der HamasBild: Omar Al-Qattaa/AFP/Getty Images

Das war in einer Live-Übertragung des Nachrichtensenders Al-Dschasira zu sehen. Es handelt sich um die Soldatinnen Liri Albag, Naama Levy, Karina Ariev und Daniella Gilboa. Islamistische Terroristen hatten die vier während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 entführt. Die vier Frauen befanden sich damit 477 Tage in der Gewalt der Hamas.

Umringt von bewaffneten Kämpfern

Bewaffnete und maskierte Hamas-Kämpferübergaben die Soldatinnen auf einem Platz in der Stadt Gaza an Rotkreuz-Vertreter, die sie zur israelischen Armee bringen sollten. Auf den Fernsehbildern lächelten die von bewaffneten Kämpfern umringten Frauen. Ehe sie in Fahrzeuge des Roten Kreuzes steigen konnten, wurden sie auf eine Bühne geführt, um dort zu der auf dem Platz versammelten Menge zu winken. Ob die Frauen aus freien Stücken oder unter Drohungen handelten, war unklar. Nach wenigen Minuten verließ der Konvoi des Roten Kreuzes den Platz.

Gazastreifen Gaza-Stadt 2025 | Hamas übergibt vier israelische Geiseln an das Rote Kreuz, sie verlassen die bühne, im Vordergrund ein Auto der Rotkreuz-Organisation
Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes bringt die vier israelischen Soldatinnen zurück in die FreiheitBild: Omar Al-Qattaa/AFP/Getty Images

Die Waffenruhe, auf die sich Israel und die Hamas vor zehn Tagen geeinigt haben, soll zunächst sechs Wochen dauern. Sie trat vergangenen Sonntag in Kraft. Vor knapp einer Woche hatte die Hamas bereits drei aus Israel verschleppte Zivilistinnen freigelassen. Die nun freigelassenen Frauen sind die zweite Geisel-Gruppe, die im Rahmen des neuen Abkommens freikommt. Sie sollten zunächst ärztlich untersucht werden und nach Ankunft auf israelischem Gebiet direkt ihre Eltern treffen. Anschließend sollen die Frauen dann in eine Klinik gebracht werden, wo sie auch weitere Angehörige treffen. In Tel Aviv bejubelten zahlreiche Menschen die Nachricht von der Freilassung der Geiseln.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begrüßten die Freilassung weiterer israelischer Geiseln durch die radikalislamische Hamas. Die Bundesregierung freue sich mit den Freigelassenen und ihren Familien, erklärte Scholz auf der Onlineplattform X. "Aber es befinden sich weitere Frauen und Männer in Geiselhaft", fügte er hinzu. "Auch sie müssen freikommen!"

Armeesprecher übt Kritik an Hamas

Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte allerdings mit, Bewohner des Gazastreifens dürften nicht in den Norden des Gebiets zurückreisen, bis eine israelische Zivilistin freigelassen sei, die nach Angaben der Regierung ursprünglich an diesem Samstag hätte freikommen sollen. Zuvor hatte Armeesprecher Daniel Hagari der Hamas vorgeworfen, die Vereinbarungen über die Freilassung von Geiseln verletzt zu haben.

Das Abkommen sieht vor, dass Israel für jede Soldatin 50 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlässt, darunter 30 Personen, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. Insgesamt sollen im Austausch für die Frauen also 200 palästinensische Häftlinge freikommen. Einige werden gemäß dem Abkommen wegen ihrer schweren Straftaten ins Ausland gebracht.

Busse mit palästinensischen Gefangenen verlassen das Ktziot-Gefängnis
Ein Bus mit palästinensischen Gefangenen verlässt das Ktziot-Gefängnis in der Negev-WüsteBild: Gil Cohen-Magen/AFP/Getty Images

Israel hat unterdessen die Freilassung der 200 palästinensischen Gefangenen im Gegenzug für die Freilassung der vier israelischen Geiseln bestätigt. "Alle Terroristen wurden aus dem Ofer-Gefängnis und dem Ktziot-Gefängnis freigelassen", heißt es in einer Erklärung der israelischen Strafvollzugsbehörden. Zuvor hatten Busse mit den Gefangenen das Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland und das Ktziot-Gefängnis in der Negev-Wüste verlassen.

Viele Geiseln sind noch im Gazastreifen

Im Gazastreifen werden nun noch 90 aus Israel Entführte festgehalten, davon sind israelischen Angaben zufolge mehr als 30 für tot erklärt worden. In den kommenden Wochen, der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens, sollen noch 26 weitere Geiseln freigelassen werden. Laut der Nachrichtenseite ynet dürften acht von ihnen nicht mehr am Leben sein. In einer Woche sollen zunächst drei weitere Entführte freikommen.

Israel Tel Aviv 2025 | Menschen verfolgen die Freilassung der Geiseln in den Nachrichten
Freude über die Freilassung der vier Geiseln, aber die Sorge um die noch verbliebenen Geiseln bleibtBild: Ariel Schalit/AP/dpa/picture alliance

In den kommenden Wochen ist zudem geplant, dass die Hamas und Israel über weitere Schritte verhandeln. Ziel ist der vollständige Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen und die Freilassung der letzten verbliebenen Geiseln. Sollte beide Seiten keine Einigung erzielen, könnte der Israel-Hamas-Krieg weitergehen.

Das Massaker vom 7. Oktober 2023

Der Israel-Hamas-Krieg war nach dem Überfall der Hamas und anderer terroristischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 mit rund 1200 Toten und mehr als 250 aus Israel Entführten ausgebrochen. Große Teile des von den Palästinensern bewohnten Gazastreifens liegen in Schutt und Asche. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen mehr als 47.000 Menschen ums Leben. Wie viele davon Zivilisten und wie viele Kämpfer sind, sagt sie nicht. Die Hamas wird von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft. 

haz/sti/jj (afp, dpa, rtr)

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