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KonflikteIsrael

Hamas lässt drei weitere Geiseln im Gazastreifen frei

Veröffentlicht 1. Februar 2025Zuletzt aktualisiert 1. Februar 2025

Die Terrororganisation Hamas hat drei israelische Zivilisten Rot-Kreuz-Mitarbeitern übergeben. Anschließend kamen 183 palästinensische Häftlinge frei. Erstmals wurde auch wieder der Grenzübergang Rafah geöffnet.

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Die freigelassene Geisel Ofer Kalderon hebt den rechten Arm in die Höhe, links und rechts von ihm vermummte Männer mit grünem Stirnband und Gewehren in der Hand
Die freigelassene Geisel Ofer Kalderon vor der Übergabe an Rot-Kreuz-Mitarbeiter Bild: Abdel Kareem/AP/dpa/picture alliance

Ofer Kalderon (54), der neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft hat, und der Israeli Jarden Bibas (35) waren vor 484 Tagen beim Terrorüberfall der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel in den Gazastreifen verschleppt worden. In einer Fernseh-Liveübertragung war nun zu sehen, wie die beiden Zivilisten in Chan Junis im Süden des Gazastreifens von Hamas-Mitgliedern an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurden. Zuvor mussten sie nacheinander auf eine Bühne treten und dort Anwesenden zuwinken. Anders als bei der vergangenen Geisel-Übergabe war dieses Mal keine große Menschenmenge vor Ort.

Anschließend übernahmen israelische Spezialkräfte des Militärs die Freigelassenen und brachten sie nach Israel, wie die Armee mitteilte. Dort sollen sie zunächst ihre Familien treffen und dann in einem Krankenhaus ärztlich untersucht werden.

Auf einem Platz blicken viele Menschen in eine Richtung
In Tel Aviv verfolgen Israelis via Live-Stream die Freilassung ihrer Landsleute Bild: Ilia Yefimovich/picture alliance/dpa

Die Geiselfreilassung erfolgt im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas, welche von vielen westlichen Ländern und auch einigen arabischen Staaten als Terrororganisation gelistet wird.

Auch dritte Geisel nun frei 

Einige Stunden später wurde der US-Israeli Keith Siegel in der Stadt Gaza freigelassen. Auch der 65-Jährige wurde zunächst auf einer Bühne vorgeführt, ehe Rot-Kreuz-Mitarbeiter ihn in Empfang nehmen konnten.

Die Geisel Keith Siegel - umringt von Hamas-Mitgliedern - kurz vor der Freilassung
Die Geisel Keith Siegel - umringt von Hamas-Mitgliedern - kurz vor der Freilassung Bild: Mohammed Hajjar/AP/picture alliance

In der Obhut von Soldaten überquerte Siegel dann "die Grenze zu israelischem Gebiet", wie die Armee in einer Erklärung mitteilte. Siegel war zusammen mit seiner Frau Aviva Siegel aus der gemeinsamen Wohnung im Kibbuz Kfar Aza verschleppt worden; sie wurde bereits freigelassen.

In einer Erklärung dankt Siegels Familie den israelischen Sicherheitskräften sowie den Regierungen Israels und der USA für ihren unermüdlichen Einsatz und das Abkommen zur Geiselfreilassung. Auch an US-Präsident Donald Trump geht ein Dank. An Trump gerichtet weist die Familie zugleich darauf hin, dass es noch 79 Geiseln gibt, "die ebenfalls darauf warten, mit ihren Angehörigen wieder vereint zu werden. Unsere Hoffnung ruht auf Ihnen", heißt es weiter.

Weitere Geiseln sollen in einer Woche freikommen 

Von den jetzt noch 79 Geiseln in der Hand der Hamas sind 35 israelischen Angaben zufolge allerdings bereits tot. Die nächsten Geiseln sollen am kommenden Wochenende von der Hamas im Gazastreifen freigelassen werden. 

Das Abkommen über eine Waffenruhe trat am 19. Januar in Kraft. Es sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 Geiseln freigelassen werden. Die Hamas teilte zuletzt mit, acht von ihnen seien tot. Um wen es sich dabei handelt, blieb offen. 15 Geiseln kamen an den vergangenen beiden Wochenenden sowie am Donnerstag frei.

Freigelassene Geisel Agam Berger winkt, hinter ihr ein Fahrzeug des Roten Kreuzes
Die israelische Soldatin Agam Berger nach ihrer Freilassung aus der Hand der Hamas am Donnerstag Bild: Israel Defense Forces/Handout/REUTERS

Freigelassene Palästinenser treffen in Ramallah und in Chan Junis ein

Nach dem Freikommen der drei Männer begann Israel damit, palästinensische Häftlinge freizulassen. Ein Bus mit Palästinensern verließ das israelische Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland. Er fuhr in die Stadt Beitunia nahe Ramallah im Westjordanland, wo jubelnde Menschen die Freigelassenen begrüßten, wie Augenzeugen berichteten. Drei weitere Busse brachten Palästinenser nach Chan Junis im Gazastreifen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte anschließend mit, wie vereinbart seien an diesem Samstag 183 Palästinenser auf freien Fuß gekommen. Sieben von ihnen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren, wurden nach Angaben der israelischen Behörden nach Ägypten gebracht. Von dort sollen sie in ein anderes Land ausgeflogen werden. 

Israel hat in dem Abkommen zur Waffenruhe zugesagt, im Gegenzug für die Freilassung von 33 Geiseln insgesamt 1904 palästinensische Häftlinge aus den Gefängnissen zu entlassen.

Grenzübergang Rafah wieder offen

Erstmals seit Mai 2024 wurde am Samstag auch der wichtige Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder geöffnet, wie TV-Bilder zeigten. Zunächst wurden erkrankte Palästinenser, darunter krebs- und herzkranke Kinder, in einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereitgestellten Bus zur Behandlung nach Ägypten gebracht. 

Menschenmenge auf ägyptischer Seite vor dem geschlossenen Grenzübergang Rafah
Am Freitag demonstrierten - aus Solidarität mit den Palästinensern - hunderte Ägypter vor dem geschlossenen Grenzübergang Rafah Bild: Mohammed Arafat/AP/picture alliance

Baerbock: Für freigelassenen Familienvater geht "Hamas-Terror" weiter 

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat die Freilassung weiterer Geiseln aus dem Gazastreifen begrüßt. Dies sei "für uns alle ein Grund zur Freude", erklärte sie im Kurznachrichtendienst X. Während der israelisch-französische Bürger Ofer Kalderon und der US-Israeli Keith Siegel "endlich wieder ihre Liebsten umarmen können", gehe jedoch für Yarden Bibas "der Hamas-Terror auch in Freiheit weiter". Seine Familie sei noch immer verschleppt. 

Yarden Bibas auf einer Bühne, umringt von vermummten und mit Gewehren bewaffneten Hamas-Mitgliedern
Auch Yarden Bibas muss sich zunächst - umringt von Hamas-Mitgliedern - auf einer Bühne zeigen, ehe er an Rot-Kreuz-Mitarbeiter übergeben wird Bild: Ashraf Amra/picture alliance/Anadolu

Schicksal der Familie Bibas unklar 

Die gesamte Familie Bibas mit ihren zwei kleinen Jungen war bei dem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 aus ihrer Wohnung im Kibbuz Nir Oz entführt worden. Die Verschleppung der Familie hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Der jüngste Sohn Kfir war damals knapp neun Monate alt, sein Bruder Ariel vier Jahre. Auch die Kinder und die Mutter, die laut Behörden neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sind formal für die Freilassung in der ersten Phase der Vereinbarung vorgesehen.

Die Hamas hatte im November 2023 mitgeteilt, die Frau und die beiden Jungen seien bei einem israelischen Bombenangriff getötet worden. Die israelischen Behörden bestätigten ihren Tod - anders als in anderen Fällen - nicht. Es gebe aber große Sorge um das Schicksal der drei, hieß es von offizieller Seite.

se/jj/pg (afp, rtr, dpa, ap, dw)

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