Guido van Helten: Kunst im Großformat
Der australische Künstler Guido van Helten mag es groß: Im Mittleren Westen der USA bemalte er Silos, in Australien einen Damm. Auch beeindruckend: sein Wandgemälde in Awdijiwka in der Ukraine.
Malen in schwindelerregender Höhe
Hoch oben an einem riesigen Getreidesilo in Minot, North Dakota: Der Künstler Guido van Helten nutzt den rauen Beton als Leinwand. Die Arbeit an den ehemaligen Union Silos ist van Haltens jüngstes Wandbildprojekt in gigantischem Maßstab. Obwohl er schon weltweit gearbeitet hat: Am liebsten verwandelt er Getreidesilos im Mittleren Westen der USA in Kunstwerke.
Verborgene Geschichten auf Beton
"Ich genieße es wirklich, Geschichten aufzudecken, die oft als abseitig oder unbedeutend angesehen werden", sagte er der Agentur AP. Ein Großteil des neuesten Werks befindet sich noch im Entstehen. Aber das Bild einer Scheune und andere Details sind bereits zu erkennen. Die Silos von Minot aus den 1950er-Jahren waren einst ein wirtschaftliches Zentrum, bis sie in den 1990ern stillgelegt wurden.
Der Beton gibt den Farbton an
Wie bei diesem Frauenkopf auf der anderen Seite des Silos nutzt van Helten langlebige Silikatfarbe, die vom Beton aufgenommen wird. Die Farbtöne mischt er passend zum Untergrund: "Ich liebe die Farben dieser Gebäude, deshalb möchte ich mich nicht mit ihnen anlegen. Ich möchte sie nicht verändern. Ich möchte nicht, dass sie grell sind. Ich möchte, dass sie Teil der Landschaft werden."
Verbunden mit der Region
Im Mai begann er in Minot mit dem Wandbild, das Fotografie und Malerei verbindet, um Menschen und Kultur der Region darzustellen. Inspiriert wurde er von Themen wie Land, Eigentum, Viehzucht und den Sichtweisen indigener Gruppen. "Letztendlich geht es in vielerlei Hinsicht um Land und darum, wie verschiedene Kulturen es interpretieren und mit ihm in Verbindung stehen", sagt der Künstler.
Von Australien in die Welt
Seit Jahren erschafft van Helten einzigartige Kunstwerke - zuletzt zunehmend in den USA, aber auch in vielen anderen Ländern. Sein Interesse an ländlichen Gemeinschaften wuchs, als er ein Silo in Rupanyup im australischen Bundestaat Victoria bemalte. Der Ort im Süden des Landes hat nur 100 Einwohner. Die Idee fand Anklang, und schon bald folgten weitere Aufträge.
Der lange Weg zum fertigen Kunstwerk
Ein weiteres beeindruckendes Kunstwerk steht in Mankato im US-Bundesstaat Minnesota. Der Entstehungsprozess ist langwierig: Guido van Helten beginnt mit Gesprächen vor Ort, um die Leute und die Region besser kennenzulernen, bevor er anfängt, das größte Gebäude in der Gegend zu bemalen. Für seine 360-Grad-Wandbilder braucht er bis zur Fertigstellung oft mehrere Monate.
Hommage an die schwarze Community
Neben Getreidesilos gestaltet der Künstler aus Brisbane auch immer wieder Hausfassaden - wie hier Greenville in South Carolina. Das Bild dort erinnert an das Ende der Segregation an Schulen in dem US-Bundesstaat. Zum 50. Jahrestag nutzte er ein achtstöckiges Gebäude, um den traditionell schwarzen Gemeinden im Westen von Greenville eine Stimme zu geben.
Ein Staudamm als Galerie
Auch eines der größten Graffitis der Welt stammt von Guido Van Helten: Ein 8000 Quadratmeter großes Wandbild am Wellington Dam bei Collie im Südwesten Australiens. Das monumentale Werk an dem riesigen Staudamm trägt den Titel "Reflections" und ist das Herzstück des "Collie Mural Trail", einer beeindruckenden Open-Air-Galerie im Wellington-Nationalpark.
"Kunst verbindet uns" - bemalte Hauswand in der Ostukraine
Im Oktober 2016 war van Helten in der ostukrainischen Stadt Awdijiwka, die schon damals nah der Front lag und inzwischen von Russland eingenommen wurde. Er malte das Porträt der Lehrerin Marina Marchenko an ein Wohngebäude. Es entstand für das Projekt "Art United Us", bei dem es um Krieg, Gewalt und Versöhnung geht. Zwei Tage arbeitete er an der Frontlinie - mit kugelsicherer Weste und Helm.