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PolitikEuropa

Grönlands Regierungschef kritisiert Besuch von US-Delegation

24. März 2025

US-Präsident Trump möchte das rohstoffreiche Grönland an sich binden. Nun soll die Gattin von seinem Vize J.D. Vance das Eis auf der arktischen Insel brechen. Doch die USA beißen bei den Grönländern weiter auf Granit.

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Grönland Nuuk 2025 | Verschneite Kirche am Atlantik in Nuuk (14.03.2025)
Grönlands Küste bei Nuuk: Nur 57.000 Einwohner, aber viele RohstoffeBild: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix/AFP/Getty Images

Im Fall Grönland setzen die USA weiter auf nicht demokratisch legitimierte Abgesandte: Nach dem Besuch von Präsidentensohn Donald Trump Jr. reist nun Usha Vance mit ihrem Sohn in den Hohen Norden. Sie hat kein Amt, sondern ist die Ehefrau von US-Vizepräsident J.D. Vance.

Ganz unbegleitet kommt die Kleinfamilie nicht auf die größte Insel der Welt, die sehr rohstoffreich ist. Von Donnerstag bis Samstag haben sich auch der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Mike Waltz, und Energieminister Chris Wright angekündigt - eine Besucherschar aus Washington, die auf Grönland nicht wirklich willkommen ist.

Unterkühlte Antwort des Regierungschefs

Doch es wird kein Treffen zwischen der US-Delegation und der geschäftsführenden grönländischen Regierung geben. Das teilte der amtierende Regierungschef Múte B. Egede mit.

Aus Washington heißt es, Usha Vance werde historische Stätten besichtigen, mehr über das grönländische Erbe erfahren und dem traditionellen Hundeschlittenrennen im Ort Sisimiut beiwohnen. Geplant sei auch der Besuch eines US-Militärstützpunkts.

Deutschland München 2025 | Ankunft von Usha Vance am Münchner Flughafen (14.02.2025)
Vizepräsidentingattin Vance mit Söhnen (Archivbild): Mit Charme das Eis zum Schmelzen bringen?Bild: Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

US-Präsident Donald Trump hat mehrfach eine Annexion der selbstverwalteten, aber zum Königreich Dänemark gehörenden Insel an die USA ins Spiel gebracht. "Wir brauchen Grönland für die nationale und sogar internationale Sicherheit, und wir arbeiten mit allen Beteiligten zusammen, um es zu kriegen", so Trump in seiner Rede vor dem US-Kongress Anfang März. "Und ich denke, wir werden es bekommen. Auf die eine oder andere Weise", hatte Trump vielsagend vor den Mitgliedern beider Parlamentskammern im Kapitol behauptet.

"Provokation" und "mangelnder Respekt"

Doch die Methode, mit dem Charme der Vizepräsidenten-Gattin das Eis zum Schmelzen zu bringen, hat offenbar eher einen Temperatursturz zur Folge. Ministerpräsident Egede bezeichnete den Besuch als "Provokation". "Bis vor kurzem konnten wir den Amerikanern vertrauen, die unsere Verbündeten und Freunde waren und mit denen wir gerne eng zusammengearbeitet haben", sagte Egede der grönländischen Zeitung "Sermitsiaq". "Aber diese Zeit ist vorbei."

Grönland Nuuk 2025 | Múte B. Egede (11.03.2025)
Grönlands Premier Egede: "Bis vor kurzem konnten wir den Amerikanern vertrauen"Bild: Mads Claus Rasmussen/REUTERS

Auch der Vorsitzende von Grönlands Demokraten, Jens-Frederik Nielsen, kritisierte die Planungen in Washington. Seine wirtschaftsfreundliche Partei, bisher in der Opposition, hatte die Parlamentswahl vom 11. März gewonnen und Nielsen wird vermutlich nächster Regierungschef in Grönlands Hauptstadt Nuuk.

Mit Verweis auf laufende Koalitionsgespräche und anstehende Kommunalwahlen in der nächsten Woche zeige der Besuch "einmal mehr einen Mangel an Respekt für das grönländische Volk". Auch schon zuvor hatte Nielsen Trumps Äußerungen als "unangemessen" bezeichnet.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte sich zu einer Zusammenarbeit mit dem NATO-Partner USA bereit. Eine Kooperation müsse aber auf den "Grundregeln der Souveränität" basieren. Ein Dialog müsse zudem in enger Abstimmung mit der künftigen grönländischen Regierung geführt werden, so Frederiksen.

Grönland | Protestierende halten grönländische Flaggen und ein Transparent mit der Aufschrift "Yankee Go Home" (15.03.2025)
Demonstration vor US-Konsulat in Nuuk (Mitte März): Protest gegen US-ÜbernahmepläneBild: Christian Klindt Soelbeck/REUTERS

Dänemark verweist darauf, dass die Bürger Grönlands selbst über ihre Zukunft und ihre mögliche Unabhängigkeit vom dänischen Königreich entscheiden könnten. Erst vor einer Woche hatten Hunderte Menschen in Nuuk und anderswo gegen die US-Übernahmepläne protestiert. Sie hielten dabei grönländische Flaggen in die Luft und zeigten Transparente mit der Aufschrift "Yankee Go Home" und "Wir stehen nicht zum Verkauf".

Einst Kolonie, jetzt weitgehend Autonom

Bis 1953 war Grönland eine dänische Kolonie und hat seitdem weitgehende Autonomie erlangt. Dazu gehört auch das Recht, die Unabhängigkeit zu erklären. Doch etwa über Außen- und Verteidigungspolitik entscheidet immer noch die ehemalige Kolonialmacht Dänemark. Eine Mehrheit der Grönländer würde nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Verian für die Unabhängigkeit stimmen.

Auf der größten Insel der Welt leben nur 57.000 Menschen. Die Wirtschaft hängt von der Fischerei und Zuschüssen aus Dänemark ab. Im Boden lagern wertvolle Rohstoffe, die bisher kaum genutzt werden, aber offensichtlich Begehrlichkeiten im Weißen Haus in Washington wecken.

Wenige Wochen vor Trumps Amtsantritt in den USA hatte bereits sein Sohn Donald Trump Jr. Grönland besucht. Er beteuerte jedoch, es handele sich um eine touristische Reise.

AR/pg (rtr, afp, dpa)

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