Fußball-Grönland will auf die Weltbühne, mit oder ohne Trump
25. März 2025Die Cookinseln, San Marino, Macau, Aruba, Amerikanisch-Samoa und Liechtenstein. All diese Länder, ob von den Vereinten Nationen anerkannt oder nicht, haben die Chance, an Fußball-Weltmeisterschaften teilzunehmen, auch wenn es sportlich noch so unwahrscheinlich ist. Das gilt jedoch nicht für Grönland.
Auf der riesigen Insel leben nur 57.000 Menschen, die Wetterbedingungen gehören zu den extremsten auf der ganzen Welt. Achtzig Prozent der Landmasse sind von einer Eisschicht bedeckt. Diese Bedingungen machen Sportarten im Freien, wie zum Beispiel Fußball, zehn Monate im Jahr unmöglich, selbst auf Kunstrasenplätzen.
Doch trotz der Beliebtheit von Hallensportarten wie Handball, Futsal (Kleinfeld-Hallenfußball) und Badminton, ist der Fußball die Nummer eins. Wintersport ist in Grönland dagegen nicht so verbreitet, wie mancher vielleicht denken mag. Das Klima ist selbst für Skifahren oder andere Schneesportarten die meiste Zeit des Jahres zu rau.
"Das grönländische Sportsystem ist ein Spiegelbild des dänischen Systems, sagt Professor Ramus Storm vom Dänischen Institut für Sportstudien gegenüber der DW. "Sie haben eine Struktur mit Sportverbänden, und die verschiedenen Sportarten erhalten einen hohen Betrag an öffentlichen Zuschüssen aus Dänemark. Sie sind also im Verhältnis zu ihrer Größe recht gut finanziert."
Spitzenfußball scheint unmöglich
Grönland hat seit 1971 einen eigenen Fußballverband. 1980 bestritt die Fußball-Nationalmannschaft der Männer ihr erstes Länderspiel. Allerdings ist der Verband kein FIFA- oder UEFA-Mitglied und nimmt daher nicht an offiziellen Wettbewerben wie der EM- oder WM-Qualifikation teil. Grönlands Fußballer sind daher bislang Mitglied der CONIFA (Confederation of Independent Football Associations), konnten sich aber noch nicht für eine CONIFA-Welt- oder Europafußballmeisterschaft qualifizieren, die der Verband regelmäßig veranstaltet.
Das raue Klima und die Schwierigkeit, innerhalb Grönlands zu reisen, machen Fortschritte auf höchster Leistungsebene schwierig bis unmöglich. "Es gibt nur sehr, sehr begrenzte Möglichkeiten, in Grönland eine Elite-Fußballmannschaft aufzubauen“, analysiert Storm, der viel über den Sport in Grönland geschrieben hat und das Land zu Studienzwecken bereist hat.
"Wenn man die besten Spieler nach Dänemark holt und sie an den Turnieren in Dänemark teilnehmen lässt, können sie vielleicht eine kontinuierlichere Trainingssituation entwickeln und sich ein wenig steigern. Aber das ist in Grönland so gut wie ausgeschlossen."
Diejenigen, die in einer Sportart vielversprechend sind, müssen in der Regel nach Dänemark ziehen, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Einige wenige in Grönland geborene Fußballer haben es bis in die Spitzenklasse geschafft. Allen voran der ehemalige Chelsea- und Ajax-Spieler Jesper Gronkjaer, der in Grönland zur Welt kam. Noch als er ein Kleinkind war, zog seine Familie weg. Gronkjaer, der von 2005 bis 2006 zwei Jahre lang in der Bundesliga für den VfB Stuttgart spielte, absolvierte achtzig Länderspiele für Dänemark, für das alle Grönländer automatisch spielberechtigt sind.
Erfolg in anderen Sportarten leichter
Trotz seines derzeitigen Status als autonomes dänisches Territorium hat Grönland auch in einer Reihe anderer Sportarten Nationalmannschaften. Sie haben sich in der Vergangenheit für die Handball-Weltmeisterschaft der Männer und Frauen qualifiziert und nehmen an internationalen Futsal-Turnieren teil. Aber die Wichtigkeit des Fußballs als globale Sportart bedeutet, dass die Aufnahme in die FIFA das große Ziel für Grönland ist.
Grönland ist zwar mit Dänemark verbunden, liegt aber geografisch näher an Nordamerika. Daher bemüht sich das Land um die Anerkennung durch die CONCACAF, den FIFA-Verband für Nord-, Mittelamerika und die Karibik. Dem europäischen Dachverband UEFA kann das Land nicht beitreten, da die UEFA nur Länder aufnimmt, die von der UNO anerkannt sind. Die CONCACAF hat keine solchen Bestimmungen.
Am 4. April wollen Verbandsvertreter des grönländischen Verbands KAK und der CONCACAF in London über den möglichen Beitritt Grönlands sprechen. Einzelheiten dazu sind allerdings noch unklar. "Das Treffen ist entscheidend für den Aufnahmeprozess des KAK als 42. Mitglied der CONCACAF", heißt es dazu von grönländischer Seite.
Das Gespräch hätte ursprünglich bereits Ende Februar im CONCACAF-Sitz in Miami stattfinden sollen. Es wurde allerdings um sechs Wochen verschoben - möglicherweise aufgrund der jüngsten Trump-Debatte. "Grönland hat wegen Trump eine Menge Aufmerksamkeit erhalten, und ich könnte mir vorstellen, dass das Timing nicht das war, was der CONCACAF wollte", sagte KAK-Präsident Kenneth Kleist dem dänischen Sender TV 2 Sport dazu.
Unabhängigkeit ein heißes Thema
Der noch amtierende grönländische Premierminister Mute B. Egede möchte, dass sich sein Land selbst regiert, statt ein US-Territorium zu werden oder ein dänisches zu bleiben. In einer Neujahrsansprache forderte er, dass Grönland "die Fesseln des Kolonialismus" abwerfen solle, sagte aber auch, dass sich seine Regierung "auf die Kontaktaufnahme" mit der Trump-Regierung freue. Ein Treffen mit der US-Delegation, die Grönland Ende der Woche besucht und zu der auch Usha Vance, die Ehefrau des US-Vizepräsidenten, gehört, soll es aber nicht geben.
Auch Jens-Frederik Nielsen, Vorsitzender von Grönlands Demokraten, und nach dem Sieg bei den Parlamentswahlen vom 11. März wohl kommender Regierungschef Grönlands, steht amerikanischen Annexionsplänen kritisch gegenüber.
"Die Unabhängigkeit wird für Grönland immer wichtiger, aber es gibt auch widersprüchliche Meinungen in der grönländischen Bevölkerung", sagt Sportwissenschaftler Ramus Storm der DW. "Nach den Wahlen erleben wir einen Regierungswechsel, der symbolisch dafür stehen könnte, dass Grönland versucht, in den neuen internationalen Turbulenzen auf eigenen Füßen zu stehen."
Die Hinwendung zur CONCACAF und eine mögliche Entscheidung für einen neuen Kontinentalverband werden "wahrscheinlich von den an der aktuellen Krise beteiligten Akteuren politisiert", vermutet Storm. "In diesem Sinne ist es eine sehr wichtige Entscheidung."
Der Artikel wurde aus dem englischen Original "Greenland football wants world stage, with or without Trump" adaptiert.
Der Text vom 13. Januar 2025 wurde am 25. März 2025 aktualisiert.