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KonflikteDeutschland

Terrorverdacht: Großrazzia gegen Eritreer in Deutschland

26. März 2025

Die Bundesanwaltschaft wirft 17 Verdächtigen die Gründung oder Mitgliedschaft in einer international vernetzten Terrorgruppe vor. Diese möchte erklärtermaßen die Regierung von Eritrea stürzen.

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Deutschland Symbolbild Polizei
An der Großrazzia am Mittwoch waren mehr als 200 Polizisten und Beamte des Bundeskriminalamts beteiligt (Symbolbild)Bild: Bernd Weißbrod/dpa/picture alliance

Mit einer Großrazzia sind die Sicherheitsbehörden in Deutschland gegen eritreische Regierungsgegner vorgegangen. Es gehe um den Verdacht der Gründung oder Mitgliedschaft in einer inländischen terroristischen Vereinigung, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Zu Durchsuchungen von insgesamt 19 Objekten kam es demnach in sechs deutschen Bundesländern (Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern) sowie zeitgleich im Nachbarland Dänemark.

Die Durchsuchungen richteten sich gegen 17 namentlich bekannte Beschuldigte, die nach derzeitigem Ermittlungsstand leitende Funktionen innerhalb der Organisation "Brigade N'Hamedu" innehaben sollen. Der Ableger in Deutschland sei spätestens seit dem Jahr 2022 aktiv. Die Großrazzia diente dazu, "die bestehenden Verdachtsmomente zu objektivieren". Festnahmen seien bei dem Einsatz nicht erfolgt, hieß es.

"Gewalt als legitimes Mittel"

Bei der "Brigade N'Hamedu" handle es sich "um eine international vernetzte Gruppierung, deren erklärtes Ziel es ist, die Regierung in Eritrea zu stürzen", so die Bundesanwaltschaft. Die Vereinigung verfolge dieses Ziel durch Gewaltaktionen gegen von der eritreischen Regierung unterstützte hiesige Veranstaltungen. Konkret geht es demnach um den Verdacht, dass deren Mitglieder gewaltsame Ausschreitungen bei sogenannten Eritrea-Festivals im hessischen Gießen (2022, 2023) sowie beim Seminar eines eritreischen Vereins in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart (2023) organisierten.

Polizisten umringen eine Gruppe von Menschen, im Hintergrund steht ein Wasserwerfer
Am Rande des Eritrea-Festivals in Gießen 2023: Polizisten umringen eine Gruppe von Menschen, ein Wasserwerfer steht bereitBild: Helmut Fricke/dpa/picture alliance

"Einige Mitglieder" der Brigade betrachteten Gewalt gegen deutsche staatliche Institutionen und Repräsentanten der Staatsgewalt als "legitimes Mittel", erläuterte die Bundesanwaltschaft. Dies betreffe etwa zum Schutz von Veranstaltungen eingesetzte Polizisten. Bei den "Vorgängen" in Gießen und Stuttgart seien "zahlreiche Polizeibeamte zum Teil erheblich verletzt" worden. Wegen der Krawalle wurden bereits erste Beteiligte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Gewaltsame Ausschreitungen bei Veranstaltungen mit Eritrea-Bezug hatte es in den vergangenen Jahren auch in anderen europäischen Ländern gegeben, etwa in Schweden und in den Niederlanden. Auch dort gab es zahlreiche Verletzte und Festnahmen.

Abgeschottet und autoritär regiert

Eritrea ist ein verhältnismäßig junger Staat in Ostafrika. Das Land spaltete sich 1993 nach einem drei Jahrzehnte dauernden Krieg von Äthiopien ab und wurde unabhängig. Das am Horn von Afrika gelegene Land mit seiner Hauptstadt Asmara wird seit 1993 von Präsident Isaias Afewerki autoritär regiert und gilt als einer der am stärksten abgeschotteten Staaten der Welt. Bei Pressefreiheit, Menschenrechten und der wirtschaftlichen Entwicklung liegt es im internationalen Vergleich weit hinten.

wa/se (afp, dpa, epd)