Große Privatisierung in Bulgarien
4. Juli 2002Sofia, 4.7.2002, 1010 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch
Am 22.Juli muss bekannt werden, wer der neue Eigentümer von 80 Prozent des einzigen bulgarischen Zigarettenherstellers Bulgartabak sein wird. Die Privatisierung der Holding verzögerte sich um einige Jahre. Einerseits wegen dem unklaren Privatisierungsschema und andererseits, weil von dem neuen Eigentümer der Broterwerb der Bevölkerung Südostbulgariens abhängt, die sich vor allem mit Tabakanbau beschäftigt. Deshalb forderte das bulgarische Kabinett, dass der neue Eigentümer auch das Engagement übernimmt, bis 2006 jährlich 42 000 Tonen Tabak aufzukaufen. Die für den Aufkauf offerierte Menge Tabak erwies sich auch als entscheidend bei der Auswahl der Offerte, sagte Vizepremier und Wirtschaftsminister Nikloai Wassilew.
"Die größte Bedeutung wurde der Menge Tabak beigemessen, die aufgekauft werden soll. An zweiter Stelle standen der Preis für die Tabak-Holding und andere weniger bedeutende Faktoren", sagt Minister Wassilew. "Für dieses Jahr wurden bereits 42 000 Tonen vereinbart. Der neue Eigentümer hat Verpflichtungen für die nächsten vier Ernten".
Bulgartabk hat sieben Tochtergesellschaften. 2001 wurden 26 Millionen Stangen Zigaretten hergestellt. Die gefragtesten Sorten sind "Viktorie", "Srdep" und "MM". Die Tabak-Holding hat auch acht Gesellschaften im Ausland, fünf davon in Russland und je eine in Rumänien, Serbien und der Ukraine. Vier Kandidaten bewerben sich um Bulgartabak. Hören wir auch die Meinung des Landwirtschaftministers Mehmed Dikme:
"Dem Gesetz entsprechend legt das Kabinett minimale Aufkaufpreise fest. Bis zur Aufnahme Bulgariens in die Europäische Union werden sich diese Preise nicht drastisch verändern", so Minister Dikme. "Die Erhöhung wird die Inflation im Land berücksichtigen". (...)
Dem Exekutivdirektor der Privatisierungsagentur, Apostol Apostolow, zufolge, soll bis zum Monatsende ein weiteres großes Privatisierungsgeschäft abgeschlossen sein - der Verkauf der staatlichen Versicherungsgesellschaft. Im fortgeschrittenen Stadium ist auch die Prozedur der Entstaatlichung der bulgarischen Telekommunikationsgesellschaft. Sie hat mehr als drei Millionen Abonnenten. Allein im Jahr 2001 wurde mehr als eine Milliarde Dollar investiert. Der wahrscheinliche Käufer der bulgarischen Bank Biohim ist die Bank Austria. Die Bankkonsolidierungsgesellschaft gab bereits ihr Einverständnis für dieses Geschäft. Die Parameter der Offerte sollen am 26.Juli, dem Tag der Unterzeichnung des Vertrages bekannt gegeben werden.
Die Privatisierung der staatlichen Monopole gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Kabinetts von Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha. Das ist auch eine der Vereinbarungen im Zweijahresabkommen zwischen dem bulgarischen Kabinett und dem Internationalen Währungsfonds. (fp)