Griechen wollen nicht weiter sparen
26. September 2012Vor allem die Beschäftigten im öffentlichen Dienst wollen heute keinen Finger rühren. Der Fähr-, Flug- und Zugverkehr ist zum Stillstand gekommen. Banken und Postfilialen bleiben ebenso geschlossen wie etliche Touristenattraktionen. Zeitweise lassen auch die Fluglotsen ihre Arbeit ruhen. Ärzte werden nur Notfälle behandeln.
In Athen und anderen Städten des Landes finden Demonstrationen statt. Unter dem Motto "SOS - rettet das Land, aber zuerst seine Menschen" haben die Gewerkschaften zu dem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen.
Eine Sparrunde folgt der anderen
Nach den zahlreichen Sparrunden der vergangenen Jahre muss die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras jetzt weitere Kürzungen im Umfang von 11,5 Milliarden vornehmen.
Denn ohne diese Einsparungen wollen die internationalen Geldgeber die nächste Hilfszahlung in Höhe von 31,5 Milliarden Euro nicht freigeben. In dem Fall wäre das Land noch in diesem Herbst pleite. Nun stehen die Hellenen also vor weiteren Kürzungen bei Löhnen, Rentenzahlungen und Sozialleistungen. Sogar die "Rente mit 67" droht.
Sind die Athener Ideen realistisch?
Derzeit prüft die sogenannte Geldgeber-Troika von Europäischer Zentralbank (EZB), Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) die Glaubwürdigkeit der Athener Reform- und Sparbemühungen, vor allem aber, wie realistisch diese sind.
Momentan sieht es so aus, dass Griechenland die Auflagen der Geldgeber nicht erfüllen kann. Endgültigen Aufschluss soll der Bericht der Troika bringen. Seine Veröffentlichung verzögert sich aber immer wieder - womöglich bis nach der Präsidentenwahl in den USA am 6. November. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man in Brüssel, die EU wolle jeden Schock für die Weltwirtschaft vor der Entscheidung über eine Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama vermeiden.
Zeit schinden
Die Athener wollen zwei Jahre mehr Zeit, um die nötigen Reformen und damit die Sparauflagen umsetzen zu können. Ansonsten, so argumentiert sie, werde die ohnehin schwache Wirtschaft weiter gebremst.
Finanzminister Giannis Stournaras sagte: "Wenn wir eine zweijährige Verlängerung bekämen, würde das eine Finanzierungslücke von 13 bis 15 Milliarden Euro bedeuten." Der zusätzliche Bedarf könne aber "aus dem bestehenden Hilfsprogramm" der internationalen Geldgeber abgedeckt werden, glaubt er.
uh/nis (dpa, dapd, rtr, afp)